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						Melancholie.
						Sei mir gegrüßt, Melancholie,Die mit dem leisen Feeenschritt
 Im Garten meiner Phantasie
 Zu rechter Zeit an's Herz mir tritt!
 Die mir den Muth, wie eine junge Weide,
 Tief an den Rand des Lebens biegt,
 Doch dann in meinem bittren Leide
 Voll Treue mir zur Seite liegt!
 
						Die mir der Wahrheit Spiegel hält,Den düster blitzenden, empor,
 Daß der Erkenntnis Thräne schwellt
 Und bricht aus zagem Aug' hervor.
 O strenge Rache nimmst du Dunkle immer,
 Wenn ich dich mehr und mehr vergaß
 Ob lärmendem Geräusch und Flimmer,
 Die doch an meiner Wiege saß!
 
						Es hängt mein Herz an eitler LustUnd an der Thorheit dieser Welt;
 Oft mehr, als eines Weibes Brust,
 Ist es von Außenwerk umstellt!
 Und selbst den Trost, daß ich aus eignem Streben,
 Daß Alles nichtig ist, erkannt,
 Nimmst du und hast mein stolz' Erheben
 Zu Boden also bald gewandt,
 
						Wenn du mir lächelnd zeigst das BuchDes Königs, den ich oft verhöhnt,
 Aus dem es, wie von Erz ein Fluch:
 Daß Alles eitel sei! ertönt.
 Und nah' und ferne hör' ich dann erklingen
 Gleich Narrenschellen ein Getön -
 O Göttin, laß mich dich umschlingen,
 Nur du, nur du bist wahr und schön!
 
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						Melancholie.
						Sei mir gegrüßt, Melancholie,Die mit dem leisen Feenschritt
 Im Garten meiner Phantasie
 Zu rechter Zeit an's Herz mir tritt!
 Die mir den Mut wie eine junge Weide
 Tief an den Rand des Lebens biegt,
 Doch dann in meinem bittern Leide
 Voll Treue mir zur Seite liegt!
 
						Die mir der Wahrheit SpiegelschildDen unbezwungnen, hält empor,
 Daß der Erkenntnis Träne schwillt
 Und bricht aus dunklem Aug' hervor;
 Wie hebst das Haupt du streng und strenger immer
 Wenn ich dich mehr und mehr vergaß
 Ob lärmendem Geräusch und Flimmer,
 Die doch an meiner Wiege saß!
 
						Wie hängt mein Herz an eitler LustUnd an der Torheit dieser Welt!
 Oft mehr als eines Weibes Brust
 Ist es von Außenwerk umstellt,
 Und selbst den Trost, daß ich aus eignem Streben,
 Was leer und nichtig ist, erkannt,
 Nimmst du und hast mein stolz' Erheben
 Zu Boden alsobald gewandt,
 
						Wenn du mir lächelnd zeigst das BuchDes Königs, den ich oft verhöhnt,
 Aus dem es, wie von Erz ein Fluch,
 Daß alles eitel sei! ertönt.
 Und nah und ferne hör' ich dann erklingen
 Gleich Narrenschellen ein Getön;
 O Göttin, laß mich dich umschlingen,
 Nur du, nur du bist wahr und schön! -
 
						Noch fühl' ich dich so edel nicht,Wie Albrecht Dürer dich geschaut:
 Ein sinnend Weib, von innerm Licht
 Erhellt, des Fleißes schönste Braut,
 Umgeben reich von aller Werke Zeichen,
 Mit milder Trauer angetan;
 Sie sinnt - der Dämon muß entweichen
 Vor des Vollbringens reifem Plan.
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