Maria Melos (1820-1888)
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Biographisches |
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Keller hatte Maria Melos 1845/46 kennengelernt, als sie zusammen mit ihrer Schwester Ida und ihrem Schwager Ferdinand Freiligrath in Zürich weilte. Der verehrten Maria Melos dürfte Kellers am 28. Dezember 1845 verfaßtes, aber unveröffentlichtes Gedicht An ... gelten:
Reich ist der alte tiefe Rhein
An Wundern und Sagenlust
Der Nibelungenhort ist sein,
Drum wandelt er so stolz bewußt
Doch Deiner Augen reichem Glühen
Und innerlicher Herrlichkeit
Muß er verarmt vorüberziehen
in stiller Bescheidenheit.
(ZB: Ms. GK 9, S. 149)
Mehr als 30 Jahre später nimmt Maria Melos brieflichen Kontakt mit Keller auf; daraus entsteht eine späte Freundschafts-Korrespondenz.
Maria Melos an Keller, 30.4.1877 Da ich voraussetze, daß Sie gar nicht mehr wissen wie ich aussehe, jedenfalls nicht wissen können wie ich jetzt aussehe, so lege ich Ihnen meine Photographie bei. Die schwarzen Locken haben sich in graue verwandelt, u. da mich niemand unter die Haube gebracht hat, so habe ich dies Geschäft selber besorgt. Der Photograph hat auch ziemlich geschickt die unzähligen Falten u. Runzeln retouchirt, so daß ich auf dem Bilde ordentlich anständig aussehe. Sie würden das auch finden, wenn Sie das Original sehen könnten.
Mit den herzlichsten Grüßen und besten Wünschen, verbleibe ich in |
Keller an Maria Melos, 19.7.1877
Und wie soll ich Ihnen selbst für das liebe Bildchen danken, das Sie mir geschenkt? Es hat mich ganz unvermittelt überrascht, wie wenn man Jemand nach dreißig Jahren unerwartet wieder sieht. Aus dem dunkeläugigen rosigen Jungfräulein ist freilich ein gestrenges Tantchen geworden; allein ich glaube doch nicht, daß es allzu böse gemeint sei mit dem Ernst der Züge.