Gottfried Keller

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Martin Salander

Martin Salander Die Edition
Kurzcharakteristik Die Textzeugen
Die Bände Paralipomena

Martin Salander

 

 

Kurzcharakteristik

 



Buchausgabe von 1886

Der Roman spielt in der Gegenwart und ohne den Ort zu nennen in der Schweiz; er soll, in den Schicksalen einer Familie, die Corruption des modernen Lebens darstellen und zeigen, daß auch eine republikanische Staatsform nicht davor schützt. Doch sollen die Keime des Guten angedeutet und damit die Perspective auf eine glücklichere Zukunft eröffnet werden.

Aus dem Tagebuch von Julius Rodenberg, 27.9.1885, nach einem Gespräch mit Gottfried Keller
 


 

Leseprobe

Auf diesen rauhen Windstoß blieb es den Rest der Woche hindurch still von so ärgerlichen Dingen; ein mit siebenhundert Franken verschwundener junger Mensch, der am Samstag noch vereinzelt durch die Abendzeitungen lief, wurde nicht beachtet. Desto heftiger brach das Unwetter gleich am nächsten Montag wieder los, nachdem durch die mißbräuchliche und unredliche Führung ihrer Leiter ein paar Geldgewerbe ins Schwanken geraten waren und weite Kreise in Mitleidenschaft zogen. Lag hier die Ursache in der blinden Habsucht reicher Leute, welche ihren Ueberfluß der scheinbar glücklichen Hand solcher moralischen Tolpatsche zum Spielball überließen, so brauste am Dienstag ein Konsortium abgeschiedener Seelen durch die Luft, welche als arme Erwerbsbeflissene aus den Kassen ihrer Vorgesetzten ein gut geregeltes Börsenspiel unterhalten. Am Mittwoch ritt auf der Unheilswolke ein alter Seckelmeister daher, der die Aufsichtsmänner alljährlich den gleichen Haufen zersägter und als Geldrollen verpackter Besenstiele überzählen ließ. Am Donnerstag kam ein Aktienchef, der wöchentlich eine kleine Mappe auf den grünen Tisch und die Faust darauf legte mit den Worten: "Meine Herren, hier ist meine Ehre und jeder wünschbare Nachweis!" Die Beisitzer flatterten als angeschossene Enten hintendrein, weil nie einer gewagt hatte, das Mäppchen unter der Faust wegzuziehen oder auch nur ein "Erlauben Sie!" zu sagen, denn sie waren abergläubisch, und er streckte aus der Faust zwei Finger weit gespreizt hervor, so oft einer Miene machte; sie glaubten, er könne hexen. Als er spurlos verschwand, blieb das Mäppchen auf dem Tisch zurück; es enthielt nichts, als eine hohe Säule von benannten Zahlen, welche der Reihe nach durchstrichen waren, mit schwarzer, blauer, roter Tinte, mit Blei- und Silberstift, je nach der Tageszeit und dem Orte des Unterganges. Am Freitag kam ein Gemeindefaktotum, das den Ertrag eines schönen Lärchenwaldes in die Lotterieen aller Länder gesandt bis auf ein weniges, das er versoffen hatte. Am Samstag ertränkte sich ein Vormund über sieben reiche Waisen, die nun arm geworden. Am Sonntag war wieder Ruhetag.

Aber am Montag hub der Tanz von neuem an, und so ging er viele Wochen fort [...]

(HKKA 8, S. 270 f.)


 

Die Textzeugen

 

 

H1

Erste Niederschrift der Kapitel I-IV

H2

Druckmanuskript für J1

kJ

Korrekturbogen für J1

J1

Vorabdruck in der Deutschen Rundschau

pJ

Handexemplar Kellers von J1

H3

Druckvorlage für den neuen Schluß von E1

E1

1. Auflage (Hertz) 1886

E2

2. Auflage (Hertz) 1886 (wie E1)

E3

3. Auflage (Hertz) 1886 (wie E1)

E4

4. Auflage (Hertz) 1886 (wie E1)

E5

5. Auflage (Hertz) 1886 (wie E1)

GW

Gesammelte Werke , Band 8 (Hertz) 1889

 

 

Die Edition (HKKA 8, 24)

 

 

Die Bände

 


Der Textband (HKKA 8)

Martin Salander ist 1886, nach dem Vorabdruck in der Deutschen Rundschau, in fünf gleichzeitig gedruckten Auflagen erschienen. 1889 wurde der Roman unter Anpassung an die neue Orthographie (preußische Reform von 1880) als Band 8 in die 10bändige Ausgabe der Gesammelten Werke aufgenommen.

Der Textband enthält den Text nach der Ausgabe der Gesammelten Werke mit den kritischen Lesarten früherer Textzeugen, insbesondere den Varianten des vollständig erhaltenen Druckmanuskripts.
 

 


Der Apparat (HKKA 24)

Der Apparat enhält die Entstehungsgeschichte des Romans mit einem besonderen Kapitel über die zeitgenössische politische Situation. Im Variantenverzeichnis sind die Varianten sämtlicher Textzeugen bis zu Kellers Tod aufgeführt. Als Paralipomena werden die Kartons, auf denen Keller Konzepte, Motive, Figurencharakteristiken u. a. notierte, abgebildet und transkribiert. Eine umfangreiche Briefdokumentation bringt Briefe zur Entstehung, Überlieferung und zeitgenössischer Rezeption des Romans.

 


Die CD-ROM

Die dem Apparatband beigelegte CD-ROM enthält die elektronische Edition der Leute von Seldwyla, der Züricher Novellen, des Sinngedicht, der Sieben Legenden und Martin Salanders und präsentiert außerdem - mit integrierter Transkription und Zeichenfolgensuche - sämtliche Handschriften der Studien- und Notizbücher, der nachgelassenen Prosa und Dramenfragmente sowie die Handschrift der Sieben Legenden von 1857/58 und das Druckmanuskript für das Fähnlein der sieben Aufrechten.

 

Paralipomena

 

Die Paralipomena weisen neben Konzepten, Zeit- und Figurencharakteristiken auch Namenlisten und Figurenverzeichnisse auf, die von Kellers Suche nach geeigneten Namen und Figurenkonstellationen zeugen. So läßt sich auf dem abgebildeten Blatt erkennen, wie sich Schritt für Schritt die Namen der Salander-Töchter (Setti und Netti) herauskristallisieren, während die Namen der Zwillinge (Isidor und Julian) schon feststehen. Deren Familienname (Weidelich) lautet hier noch Sproll und der Name ihres Vaters schwankt zwischen Jakob und Kaspar.

Figurenverzeichnis (Paralipomenon 35)

Zwillinge:         Sproll, Jakob u Amalie
                               Caspar
Isidor, Julian             Kaspar   Kaspar


Das mit d Mutter   Schadenmüller u Co.
Achilles?


Illusionist Vater:
Martin Salander
Grite Sara. Marie Susanne
Linchen u Lenchen
Setti u Betty. Netti
Setti & Netti
Felix Arnold

(Dieser soll Wandlungen leben u darin
sich bewähren Stimmung v. Joseph in Aegypten
oder sowas.)