Gottfried Keller

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Das Sinngedicht / Sieben Legenden

Das Sinngedicht / Sieben Legenden Die Edition
Kurzbeschreibung Ein kurzer Briefwechsel mit Friedrich Theodor Vischer
Die Bände Die Textzeugen

Das Sinngedicht

 

 

Kurzbeschreibung

 

Die beiden Textzyklen Das Sinngedicht und Sieben Legenden sind in ihrer Entstehungsgeschichte eng miteinander verbunden. In den 1850er Jahren, während der mühevollen Niederschrift des Grünen Heinrich, von Keller gemeinsam konzipiert, fanden beide ihre endgültige Gestalt erst sehr viel später. Mit den Sieben Legenden trat Keller 1872 erstmals in seiner Amtszeit als Staatsschreiber wieder mit einem Werk an die Öffentlichkeit; mit dem Sinngedicht, 1881/82 publiziert, festigte er seine Existenz als freier Schriftsteller endgültig. Die von Keller selbst arrangierte 10bändige Ausgabe der Gesammelten Werke von 1889 vereinigt die beiden Zyklen in einem Band (Bd. 7).

Während den lose versammelten Legenden - ähnlich wie den Seldwyla-Erzählungen - nur ein Vorwort vorangestellt ist, werden die einzelnen Novellen des Sinngedichts - die Rahmentechnik der Züricher Novellen ausbauend und perfektionierend - zu einem kunstvollen Ganzen verflochten.

Die sieben Legenden (in der definitiven Reihenfolge):

Eugenia
Die Jungfrau und der Teufel
Die Jungfrau als Ritter
Die Jungfrau und die Nonne
Der schlimm-heilige Vitalis
Dorotheas Blumenkörbchen
Das Tanzlegendchen

 

 
Ein kurzer Briefwechsel mit Friedrich Theodor Vischer
 

Die erste Niederschrift der Sieben Legenden verfaßte Keller 1857/58, angeregt durch die Lektüre einer Legendensammlung des protestantischen Theologen Ludwig Theoboul Kosegarten. Das "wunderliche Werklein" blieb vorerst unpubliziert. Erst 1871 entschloß sich Keller aufgrund einer Anfrage des Verlegers Ferdinand Weibert (Göschen Verlag) zu einer Veröffentlichung. Dies bedeutete für den seit 1861 als Staatsschreiber des Kantons Zürich amtierenden Autor zugleich den Wiedereinstieg in die literarische Tätigkeit. Unsicher über sein Unterfangen wandte er sich an Friedrich Theodor Vischer, den er während dessen Wirken als Professor der Ästhetik an den Zürcher Hochschulen kennengelernt hatte. Dabei ging es - wie oft bei Keller - um die Frage eines geeigneten Titels und eines eventuellen "humoristischen" Vorwortes. Sein Vorschlag: "Auf Goldgrund, sieben Legenden". Vischer riet vom "Goldgrund" ab, ebenso von einem Vorwort, um "die Legenden ganz für sich sprechen zu lassen" (18.10.1871). Keller befolgte die Ratschläge des Theoretikers nur hinsichtlich des Titels: "Sieben Legenden"; am Vorwort hielt er fest.

 

Keller an Friedrich Theodor Vischer, 1.10.1871
(Schillerarchiv, Marbach: A:Vischer 41855)

[...]
Als Titel dächte ich mir, auf alte Heiligenbilder anspielend, zu setzen "Auf Goldgrund, sieben Legenden von N. N" Hielten Sie diesen Titel für affektirt, oder irreführend, oder läppisch usw? Ferner ist eine kleine Vermittlung nöthig bei dem "plötzlichen" Gegenstand. Wäre ein kurzes ebenfalls humoristisches Vorwort, etwa des Inhalts, der Verfasser habe einmal in einer Stimmung, wo man sage, es sei zum Katholischwerden, sich wirklich mit diesem Gedanken beschäftigt und deshalb das Leben der Heiligen, die acta sanctorum, - die Kirchenväter studirt; vorliegende Legenden seien solche Quellenstudien; da er aber sich wieder anders besonnen, | so sei das Unternehmen liegen geblieben usw usw - wäre ein solches Vorwort taktlos, mißverständlich oder schädlich und thäte man besser, gar nichts zu sagen? Am meisten fürchte ich, die Kritik würde den Vorwurf des Heinisirens machen, obwohl mit Unrecht; denn vor Heine war Voltaire u vor diesem Lucian da und wegen aller dieser kann sich der spätere Wurm doch regen.

 

Keller an Friedrich Theodor Vischer, 22.3.1872
(Schillerarchiv, Marbach: A:Vischer 41857)

[...]
Ihre freundlichen u guten Räthe betreffend Titel u Vorwort habe ich, wie Sie sehen, weislich befolgt. Etwas Vorwort glaubte ich doch anfertigen zu müssen, um einer allzugroßen Willkür in Beschreibung [der] oder Erwähnung des Büchleins wenigstens das Loch zuzumachen. Nachträglich danke ich Ihnen aber herzlichst für jenen wohlwollenden Brief und die gute Information, mit welcher Sie sich bemüht haben. Hoffentlich kann ich bald ein dickeres Buch drucken lassen, um die Scharte dieser lückenbüßerischen Legenden auszuwetzen.

 

Die Edition  

 

 

Die Bände

 

Der Textband (HKKA 7)

Das Konzept der Gesammelten Werke wird in Abteilung A der Historisch-Kritischen Gottfried Keller-Ausgabe übernommen. HKKA 7 enthält auch hier Das Sinngedicht und Sieben Legenden, in der Fassung von 1889, versehen mit Fußnoten, welche kritische Lesarten der Drucke und des Druckmanuskripts zu problematischen Textstellen notieren.
 

Die CD-ROM

Die elektronische Edition auf der dem Apparatband beigelegten CD-ROM enthält die vollständige Reproduktion der frühen Legenden-Handschrift mit integrierter Transkription und Zeichenfolgensuche.

Der Apparat zum "Sinngedicht"
(HKKA 23.1)

Der Apparatband zum Sinngedicht führt die sich über Jahrzehnte hinziehende Entstehungsgeschichte des Textes mit ihrer engen Verflechtung von Autor und Verlegern vor Augen. Die Beschreibung der handschriftlichen und gedruckten Textzeugen ermöglicht unter anderem den Einblick in die Problematik der Textdarbietung, während im Variantenverzeichnis erstmals die Varianten sämtlicher autorisierter Textzeugen angeführt werden. Den Hauptteil der umfangreichen Dokumentation bilden die Auszüge aus Kellers Korrespondenz mit Verlegern, Freunden und Schriftstellerkollegen, wobei die vielen bisher unpublizierten Briefe von Franz Duncker, Julius Rodenberg und Wilhelm Hertz von besonderem Interesse sind.

 

Der Apparat zu "Sieben Legenden"
(HKKA 23.2)

Der Apparatband zu den Sieben Legenden enthält die Entstehungsgeschichte des Textes, eine detaillierte Textzeugenbeschreibung, das vollständige Variantenverzeichnis und eine umfangreiche Dokumentation, mit Einschluß der Quellentexte von Theoboul Kosegarten. Zusätzlich wird die frühe Legenden-Handschrift von 1857/58 mit Faksimilierung und Transkription integral wiedergegeben.

 

Die Textzeugen

 

Die wichtigsten Textzeugen des "Sinngedichts"

H1

Druckmanuskript für die Deutsche Rundschau
(nur 1. Hälfte überliefert)

J1

Vorabdruck in der Deutschen Rundschau (1881)

H2

Druckmanuskript für einen neuen, erweiterten Schluß

E1

Buchausgabe, 1. Auflage (Hertz 1882)
(letzter von Keller vollständig durchgesehener Text )

E2, E3

2. und 3. Auflage (Hertz 1882)

E4

4. Auflage (Hertz 1884)

E5

5. Auflage (Hertz 1888)

GW

Gesammelte Werke, Bd. 7 (Hertz 1889)

 

Die wichtigsten Textzeugen der "Sieben Legenden"

H1

Erste Niederschrift (1857/58)

H2

Druckmanuskript (1871)

E1

Buchasugabe, 1. Auflage (Göschen 1872)

E2

2. Auflage (Göschen 1872)

E3

3. Auflage (Göschen 1884)
(letzter von Keller vollständig durchgesehener Text)

E4

4. Auflage (Hertz 1888)

GW

Gesammelte Werke, Bd. 7 (Hertz 1889)


Die sieben Legenden in der ersten Niederschrift (H1):

Legende der Eugenia
Legende von der Maria Stellvertreterin
Tanzlegendchen
Der bekehrte Märtyrer
Das Blumenkörbchen der heil. Dorothea
Die Jungfrau und der Teufel
Die Jungfrau als Ritter