GHA 2.04

145 Viertes Kapitel.

Als Anna mit ihrem Vater noch spät sich verabschiedete, war ich in dem Augenblicke nicht zugegen und sie konnte mir daher nicht Adieu sagen. Obgleich ich schmerzlich betroffen war, als ich sie nicht mehr zugegen fand, überwog doch mein junges Seelenglück; auf meiner Kammer lag ich noch eine volle Stunde unter dem Fenster und sah die Gestirne ihren fernen Gang thun, und die Wellen unter mir trugen das Mondensilber auf ihren klaren Schultern hastig und kichernd zu Thal, als ob sie es gestohlen hätten, warfen hier und da einige Schimmerstücke an's Ufer, als ob sie ihnen zu schwer würden, und sangen fort und fort ihr muthwilliges Wanderlied. Auf meinem Munde lag es unsichtbar, aber süß und warm und doch frisch und thaukühl.

146 Als ich schlafen ging, spukte und rauschte es die ganze Nacht auf meinen Lippen, durch Traum und Wachen, welche oft und heftig wechselten; ich sank von Traum zu Traum, farbig und blitzend, dunkel und schwül, dann wieder sich erhellend aus dunkelblauer Finsterniß zu blumendurchwogter Klarheit, ich träumte nie von Anna, aber ich küßte Baumblätter, Blumen und die lautere Luft und wurde überall wieder geküßt, fremde Frauen gingen über den Kirchhof und wateten durch den Fluß mit silberglänzenden Füßen, die eine trug Anna's schwarzes Gewand, die andere ihr blaues, die dritte ihr grünes mit den rothen Blümchen, die vierte ihre Halskrause, und wenn mich dies ängstigte und ich ihnen nachlief und darüber erwachte, war es, als ob die wirkliche Anna von meinem Lager soeben und leibhaftig wegschliche, daß ich verwirrt und betäubt auffuhr und sie laut beim Namen rief, bis mich die stille Glanznacht, welche getreulich im Thale lag, zu mir selbst brachte und in neue Träume hüllte.

So ging es in den hellen Morgen hinein und 147 beim Erwachen war ich wie von einem heißen Quell der Glückseligkeit durchtränkt und berauscht. Die Nacht in meinem Bewußtsein war wie ein großes schönes Ereigniß und alle ihre verwirrten Träume ließen den Eindruck der schönsten Wirklichkeit zurück, ich war wie ein neuer Mensch, reicher an Wissen und Erfahrung als gestern, und doch wußte ich Nichts und hätte es in keine Worte fassen können.

Ich ging noch immer trunken und träumend unter meine Verwandten und fand in der Wohnstube den benachbarten Müller vor, welcher mit einem leichten Fuhrwerke meiner harrte, um mich mit nach der Stadt zu nehmen. Meine Rückkehr war nämlich, seit einiger Zeit bestimmt, an die Geschäftsreise dieses Mannes geknüpft und zufällig verabredet worden, da das Fahren mit ihm einige Bequemlichkeit bot. Ich fragte nach dieser ohnehin nicht viel, der Müller erschien zudem unerwartet und früher als man geglaubt, mein Oheim und seine Sippschaft forderten mich auf, ihn fahren zu lassen und zu bleiben, in meinem Herzen schrie es nach Anna und nach dem stillen 148 See – aber ich versicherte ernsthaft, daß meine Verhältnisse geböten, diese Gelegenheit zu benutzen, frühstückte eilig, nahm einige meiner Sachen zusammen und von den verblüfften und fast unwilligen Verwandten Abschied und setzte mich mit dem Müller auf das Wägelchen, welches ohne Aufenthalt zum Dorfe hinaus und bald auf der staubigen Landstraße dahinrollte. Dies Alles that ich halb unbewußt in der Verwirrung, zum Theil, weil ich wähnte, man würde mir auf der Stelle ansehen, daß ich wegen Anna bliebe und daß ich sie wirklich liebe, und endlich auch aus unerklärlicher Laune.

Sobald ich hundert Schritte vom Dorfe entfernt war, reute mich meine Abreise, ich wäre gern vom Wagen gesprungen, und drehte den Kopf immerwährend zurück nach den Höhen, welche um den See lagen, und schaute sie an, ohne zu gewahren, wie sie unter meinen Augen blau und klein wurden und hinter meinem Rücken das Hochgebirge aus größern und tiefern Seeen emporstieg.

Ich konnte mich in den ersten Tagen meiner 149 Rückkehr kaum zurechtfinden. Im Angesichte der großartigen und schönen Landschaft, welche die Stadt umgiebt, schwebte mir nur die verlassene Gegend wie ein Paradies vor und ich fühlte erst jetzt jeden Reiz ihrer einfachen und anspruchlosen, aber so ruhigen und lieblichen Bestandtheile. Wenn ich auf der höchsten Höhe über unserer Stadt in das Land hinaus sah, so war mir der kleine versteckte Strich blauen Fernegebietes, wo das Dorf und nicht weit davon des Schulmeisters See zu vermuthen waren, die schönste Stelle des Gesichtskreises, die Luft wehte reiner und glücklicher von dort her, der mir unsichtbare Aufenthalt Anna's in jener entlegenen bläulichen Dämmerung wirkte magnetisch über alles dazwischen liegende Land her; ja wenn ich, in der Tiefe gehend, jenen glücklichen Horizont nicht sah, so suchte und fühlte ich doch die Himmelsgegend und sah mit Heimweh und Sehnsucht das dorthin gehende Stück Himmel von näheren Bergen begränzt.

Indessen erneuerte sich die Frage über meine Berufswahl und machte sich täglich dringender 150 geltend, da man mich nicht länger halb müßig und planlos sehen konnte. Ich war einmal an den Thüren des Fabrikgebäudes vorbeigestrichen, wo der eine Gönner hauste. Ein häßlicher Vitriolgeruch drang mir in die Nase und bleiche Kinder arbeiteten innerhalb und lachten mit rohen Grimassen hervor. Ich verwarf unbedingt die Hoffnungen, die sich hier darboten, und zog es vor, lieber ganz von solchen halbkünstlerischen Ansprüchen fern zu bleiben und mich dem Schreiberthume entschieden in die Arme zu werfen, wenn einmal entsagt werden müsse, und ich gab mich diesem Gedanken schon geduldig hin. Denn nicht die mindeste Aussicht that sich auf, bei irgend einem guten Künstler untergebracht zu werden.

Da gewahrte ich eines Tages, wie eine Menge der gebildeten Leute der Stadt in einem öffentlichen Gebäude aus- und eingingen. Ich erkundigte mich nach der Ursache und erfuhr, daß in dem Hause eine Kunstausstellung stattfinde, welche, von einem Vereine mehrerer größerer Schweizerstädte veranlaßt, in diesen bereits ihre 151 Runde gemacht und nun noch durch die kleineren Städte zirkulire, um auch hier der Kunst mehr Freunde zu gewinnen. Da ich sah, daß nur fein gekleidete Leute hineingingen, lief ich nach Hause, putzte mich ebenfalls möglichst heraus, als ob es in die Kirche ginge, und wagte mich alsbald in die geheimnißvollen Räume. Ich trat in einen hellen Saal, in welchem es von allen Wänden und von großen Gestellen in frischen Farben und Gold erglänzte. Der erste Eindruck war ganz traumhaft, große klare Landschaften tauchten von allen Seiten, ohne daß ich sie vorerst einzeln besah, auf und schwammen vor meinen Blicken mit zauberhaften Lüften und Baumwipfeln, Abendröthen brannten, Kinderköpfe, liebliche Studien, guckten dazwischen hervor und Alles entschwand wieder vor neuen Gebilden, so daß ich mich ernstlich umsehen mußte, wo denn dieser herrliche Lindenhain oder jenes mächtige Gebirge hingekommen seien, die ich im Augenblicke noch zu sehen geglaubt? Dazu verbreiteten die frischen Firnisse der Bilder einen sonntäglichen Duft, der mir angenehmer dünkte, als der Weihrauch 152 einer katholischen Kirche, obschon ich diesen sehr gern roch.

Es ward mir kaum möglich, endlich vor einem Werke stillzustehen, und als dies geschah, da vergaß ich mich vor demselben und kam nicht mehr weg. Einige große Bilder der Genfer Schule, mächtige Baum- und Wolkenmassen in mir unbegreiflichem Schmelze gemalt, waren die Zierden der Ausstellung, eine Menge Genrebildchen und Aquarellen reizten dazwischen als leichtes Plänklervolk, und ein paar Historien und Heiligenscheine wurden kalt bewundert. Aber immer kehrte ich zu jenen großen Landschaften zurück, verfolgte den Sonnenschein, welcher durch Gras und Laub spielte, und prägte mir voll inniger Sympathie die schönen Wolkenbilder ein, welche von Glücklichen mit leichter und spielender Hand hingethürmt schienen.

Ich stak, so lange es dauerte, den ganzen Tag in dem wonniglichen Saale, wo es fein und anständig herging, die Leute sich höflich begrüßten und vor den glänzenden Rahmen mit zierlichen Worten sich besprachen. Nach Hause 153 gekommen, saß ich nachdenklich umher und beklagte fortwährend mein Schicksal, daß ich auf das Malen verzichten müsse, daß es meiner Mutter durch's Herz ging und sie nochmals eine Rundschau anstellte mit dem Vorsatze, mir meinen Willen zu thun, möchte es gehen, wie es wolle.

So trieb sie endlich einen Mann auf die Beine, welcher in einem alten Frauenklösterlein vor der Stadt, wenig beachtet, einen wunderlichen Kunstspuk trieb. Er war ein Maler, Kupferstecher, Lithograph und Drucker in Einer Person, indem er, in einer verschollenen Manier, vielbesuchte Schweizerlandschaften zeichnete, dieselben in Kupfer kratzte, abdruckte und von einigen jungen Leuten mit Farben überziehen ließ. Diese Blätter versandte er in alle Welt und führte einen dankbaren Handel damit. Dazu machte er, was ihm unter die Finger kam, sonst noch, riskirte Portraits, fertigte Etiquetten und Visitenkarten, Taufscheine mit Taufstein und Pathen und Grabschriften mit Trauerweiden und weinenden Genien; wenn dazwischen ein Unkundiger 154 gekommen wäre und ihm gesagt hätte: Könnt ihr mir ein Bild malen, so schön es zu haben ist, das unter Kennern zehntausend Thaler werth ist? Ich möchte ein Solches! so würde er die Bestellung unbedenklich angenommen und sich, nachdem die Hälfte des Preises zum Voraus bezahlt, unverweilt an die Arbeit gemacht haben. Bei diesem Treiben unterstützte ihn ein tapferes Häuflein Gerechter, und der Schauplatz ihrer Thaten war das ehemalige Refektorium der frommen Klosterfrauen. Dessen beide Langseiten waren jede mit einem halben Dutzend hoher Fenster versehen mit runden Scheibchen, welche wohl Licht ein-, aber bei ihrer wellenförmigen Oberfläche keinen Blick hinausließen, was auf den Fleiß der hier waltenden Kunstschule wohlthätigen Einfluß übte. Jedes dieser Fenster war mit einem Kunstbeflissenen besetzt, welcher, dem Hintermanne den Rücken zukehrend, dem Vordermanne in's Genick sah. Das Haupttreffen dieser Armee bildeten vier bis sechs junge Leute, theils Knaben, welche die Schweizerlandschaften blühend kolorirten; dann kam ein kränklicher, hustender 155 Bursche, der mit Harz und Scheidewasser auf kleinen Kupferplatten herumschmierte und bedenkliche Löcher hineinfressen ließ, auch wohl mit der Radirnadel dazwischen stach und der Kupferstecher genannt wurde. Auf diesen folgte der Lithograph, ein froher und unbefangener Geist, der verhältnißmäßig das weiteste Gebiet umfaßte, nächst dem Meister, da er stets gewärtig und bereit sein mußte, das Bildniß eines Staatsmannes oder eine Weinkarte, den Plan einer Dreschmaschine, wie das Titelblatt für eine Erbauungsschrift junger Töchter auf den Stein zu bringen mit Kreide, Feder, gravirt oder getuscht. Im Hintergrunde des Refektoriums arbeiteten mit breiten Bewegungen zwei schwärzliche Gesellen, der Kupfer- und der Steindruckergehülfe, Jeder an seiner Presse, indem sie die Werke obiger Künstler auf feuchtes Papier abzogen. Endlich, im Rücken der ganzen Schaar und Alle übersehend, saß der Meister, Herr Kunstmaler und Kunsthändler Habersaat, Besitzer einer Kupfer- und Steindruckerei und sich allen entsprechenden Aufträgen empfehlend, an seinem Tische mit den 156feinsten und schwierigsten Aufgaben, meistens jedoch mit seinem Buche, Briefschreiben und dem Verpacken der fertigen Sachen beschäftigt.

Es herrschte ein streng ausgeschiedener Geist in den Ansprüchen und Hoffnungen des Refektoriums. Der Kupferstecher und der Lithograph waren fertige Leute, die selbständig in die Welt schauten, bei Meister Habersaat um einen Gulden täglich ihre acht Stunden arbeiteten und sich weiter weder um ihn was bekümmerten, noch große Hoffnungen nährten. Mit den jungen Koloristen hingegen verhielt es sich anders. Diese luftigen Geister gingen mit wirklichen, leichten und durchsichtigen Farben um, sie handhabten den Pinsel in Blau, Roth und Gelb, und das um so fröhlicher, als sie sich um Zeichnung und Anordnung Nichts zu bekümmern hatten und mit ihrem buntflüssigen Elemente vornehm über die düstern Schwarzkünste des Kupferstechers wegeilen durften. Sie waren die eigentlichen Maler in der Versammlung, ihnen stand noch das Leben offen, und Jeder hoffte, wenn er nur erst aus diesem Fegefeuer des Meisters Habersaat entronnen, 157 noch ein großer Künstler zu werden. In dieser Gruppe erbte sich durch alle Generationen, welche schon im Dienste des Meisters durch das Refektorium geschwunden, die große Künstlertradition von Sammtrock und Bart fort; aber nur selten erreichte Einer dies Ziel, indem immer der Flug vorher ermüdete und die Mehrzahl der Getäuschten nach ihrem Austritte noch ein gutes Handwerk erlernte. Es waren immer Söhne blutarmer Leute, welche, in der Wahl eines Unterkommens verlegen, von dem rührigen Manne in sein Refektorium gelockt wurden unter der Aussicht, eine Art Maler und Herren zu werden, die ihr Auskommen finden und immer noch etwas über dem Schneider und Schuster stehen würden. Da sie gewöhnlich keine Gelder beibringen konnten, so mußten sie sich verbindlich machen, den Unterricht in der «Malerkunst» abzuverdienen und vier Jahre für den Meister zu arbeiten. Er richtete sie dann vom ersten Tage an zum Färben seiner Landschaften ab und brachte sie, ungeachtet ihrer gänzlichen Unberufenheit, durch Strenge so weit, daß sie ihre Arbeit bald reinlich und klar 158 und nach den überlieferten Gebräuchen verrichteten. Nebenbei durften sie, wenn sie wollten, an Feiertagen ein verkommenes oder zweckloses Blatt nachzeichnen zur weiteren Ausbildung, und sie wählten meistens solche Gegenstände, welche Nichts zu lernen darboten, aber für den Augenblick am meisten Effekt machten, und die ihnen der Meister korrigirte, wenn er nicht allzu beschäftigt war. Er sah es aber nicht einmal gern, wenn sie diesen Privatfleiß zu weit trieben; denn er hatte schon einige Mal erfahren, daß Solche, welche Geschmack daran fanden und eine künstlerische Ader in sich entdeckten, beim Koloriren seiner Prospekte unreinlich und verwirrt geworden. Sie mußten streng und anhaltend arbeiten und steckten um so mehr voll Possen und Schwänke, die sich in jedem freien Augenblicke Luft machten, und erst gegen das vierte Jahr hin, wenn die schönste Zeit zur Erlernung von etwas Besserem verflossen war, wurden sie gebeugt und gedrückt, von den Eltern mit Vorwürfen geplagt, daß sie immer noch von ihrem Brode äßen, und dachten ernstlich darauf, während sie noch pinselten, bei 159 guter Zeit noch etwas Einträglicheres zu ergreifen, und auch Solche, die wirklich aus einem inneren Antriebe gekommen waren und außergewöhnliches Geschick bezeigten, fielen ohne Weiteres ab, da sie in ihrer ganzen Erfahrung zufällig nie gehört, daß man nur durch Entbehren, Dulden und Ausharren an's Ziel gelange, und dagegen einzig wußten, daß man so bald als möglich Geld verdienen müsse. Die Jugendjahre von wohl Dreißigen solcher Knaben und Jünglinge hatte Habersaat schon in blauen Sonntagshimmeln und grasgrünen Bäumen auf sein Papier gehaucht, und der hüstelnde Kupferstecher war sein infernalischer Helfershelfer, indem er mit seinem Scheidewasser die schwarze Unterlage dazu ätzte, wobei die melancholischen Drucker, an das knarrende Rad gefesselt, füglich eine Art gedrückter Unterteufel vorstellten, nimmermüde Dämonen, die unter der Walze ihrer Pressen die zu bemalenden Blätter unerschöpflich, endlos hervorzogen. So begriff er vollständig das Wesen heutiger Industrie, deren Erzeugnisse um so werthvoller und begehrenswerther zu sein scheinen für die 160 Käufer, je mehr schlau entwendetes Kinderleben darin aufgegangen ist. Es saßen im Refektorium zehnjährige Aeffchen in Höschen und Jäckchen, die ihnen zu kurz waren, und ließen ihre Finger ruhlos tanzen, in strengster Reinlichkeit die leichteren Anlagen bereitend; die Unglücklichen waren in dies Paradies gerathen, weil sie zu Hause allzu emsig die Titelblätter und Vignetten ihrer Testamente illuminirt und so ihre Eltern irre und die Aufmerksamkeit des Herrn Habersaat auf sich geleitet hatten. Er machte auch ganz ordentliche Geschäfte, und galt daher für einen Mann, bei dem sich was lernen ließe, wenn man nur wolle.

Von irgend einer Seite her war meiner Mutter angerathen worden, sich mit ihm zu besprechen und sein Geschäft einmal anzusehen, da es wenigstens für den Anfang eine Zuflucht zu weiterem Vorschreiten böte, zumal man mit ihm übereinkäme, daß er mich nicht zu seinem Nutzen verwende, sondern gegen genügende Entschädigung nach seinem besten Wissen unterrichte. Er zeigte sich gern bereit und erfreut, einen jungen Menschen einmal als eigentlichen Künstler heranzubilden, 161 und belobte meine Mutter höchlich für ihren kundgegebenen Entschluß, die nöthigen Summen hieran wenden zu wollen; denn jetzt schien ihr der Zeitpunkt gekommen zu sein, wo die Frucht ihrer unablässigen Sparsamkeit geopfert und auf den Altar meiner Bestimmung mit voller Hand gelegt werden müsse. Es ward also ein Contrakt geschlossen auf zwei Jahre, welche ich gegen regelmäßige Quartalzahlungen des Honorars im Refektorium zubringen sollte unter den zweckdienlichsten Uebungen. Nach gegenseitiger Unterschreibung desselben verfügte ich mich eines Montags Morgen in das alte Kloster und trug meine sämmtlichen bisherigen Versuche und Arbeiten in bunter Mischung bei mir, um sie auf Verlangen des neuen Meisters vorzuzeigen. Er bezeugte, indem meine wunderlichen Blätter herumgingen, nachträglich seine Zufriedenheit mit meinem Eifer und meinen Absichten, und stellte mich dem Personale, das sich erhoben hatte und neugierig herumstand, als einen wahren Bestrebten vor, wie er beschaffen sein müsse schon vor dem Eintritte in eine Kunsthalle. Sodann erklärte er, daß es ihm 162 recht zum Vergnügen gereichen werde, einmal eine ordentliche Schule an einem Schüler durchzuführen, und sprach seine Erwartungen hinsichtlich meines Fleißes und meiner Ausdauer feierlich aus.

Einer der Koloristen mußte nun seinen Platz am Fenster räumen und sich neben einen andern setzen, indessen ich dort eingerichtet wurde, und hierauf, als ich erwartungsvoll der Dinge, die da kommen sollten, vor dem leeren Tische stand, brachte Herr Habersaat eine landschaftliche Vorlage aus seinen Mappen hervor, den Umriß eines einfachen Motives aus einem lithographirten Werke, wie ich es schon in den Schulen vielfach gesehen hatte. Dies Blatt sollte ich vorerst aufmerksam und streng kopiren. Doch bevor ich mich hinsetzte, schickte mich der Meister wieder fort, Papier und Bleistift zu holen, an welche ich nicht gedacht, da ich überhaupt keinen Begriff von dem ersten Beginnen gehabt hatte. Er beschrieb mir das Nöthige, und da ich kein Geld bei mir trug, mußte ich erst den weiten Weg nach Hause machen und dann in einen Laden 163 gehen, um es gut und neu einzukaufen, und als ich wieder hinkam, war es eine halbe Stunde vor Mittag. Dieses Alles, daß man mir für diesen Anfang nicht einmal ein Blatt Papier und einen Stift gab, sondern fortschickte, welche zu holen, ferner das Herumschlendern in den Straßen, das Geldfordern bei der Mutter und endlich das Beginnen kurz vor der Stunde, wo Alles zum Essen auseinander ging, erschien mir so nüchtern und kleinlich und im Gegensatze zu dem Treiben, das ich mir dunkel in einer Künstlerbehausung vorgestellt hatte, daß es mir das Herz beengte.

Jedoch ward es bald von diesem Eindrucke abgezogen, als die unscheinbaren Aufgaben, die mir gestellt wurden, mir mehr zu thun gaben, als ich mir anfänglich eingebildet; denn Habersaat sah vor Allem darauf, daß jeder Zug, den ich machte, genau die gleiche Größe des Vorbildes maß und das Ganze weder größer noch kleiner erschien. Nun kamen aber meine Nachbildungen immer größer heraus, als das Original, obgleich in richtigem Verhältnisse, und der Meister 164 nahm hieran Gelegenheit, seine Genauigkeit und Strenge zu üben, die Schwierigkeit der Kunst zu entwickeln und mich behaglich fühlen zu lassen, daß es doch nicht so rasch ginge, als ich wohl geglaubt hätte.

Doch fand ich mich wohl und geborgen an meinem Tische (die Abwesenheit von Staffeleien, die ich mir als besondere Zierde einer Werkstatt gedacht, empfand ich freilich) und arbeitete mich tapfer durch diese kleinlichen Anfänge hindurch. Ich kopirte getreulich die ländlichen Schweinställe, Holzschuppen und derlei Dinge, aus welchen, in Verbindungen mit allerlei magerem Strauchwerk, meine Vorbilder bestanden, und die mir um so mühseliger wurden, je verächtlicher sie meinen Augen erschienen. Denn mit dem Eintritte in den Saal des Meisters hatte sich mit der Pflicht und dem Gehorsame zugleich der Schein der Nüchternheit und Leerheit über diese Dinge ergossen für meinen ungebundenen und willkürlichen Geist. Auch kam es mir fremd vor, den ganzen Tag, an meinen Platz gebunden, über meinem Papiere zu sitzen, zumal man nicht im Zimmer 165 umhergehen und unaufgefordert nicht sprechen durfte. Nur der Kupferstecher und der Lithograph führten einen bescheidenen Verkehr mit sich und den betreffenden Druckergesellen und richteten das Wort auch an den Meister, wenn es ihnen gutdünkte, ein bischen zu plaudern. Dieser aber, wenn er guter Laune war, erzählte allerlei Geschichten und geläufige Kunstsagen, auch Schwänke aus seinem früheren Leben und Züge von der Herrlichkeit der Maler. Sowie er aber bemerkte, daß Einer zu eifrig aufhorchte und die Arbeit darüber vergaß, brach er ab und beobachtete eine geraume Zeit weise Zurückhaltung.

Ich genoß das Vorrecht, meine Vorlagen selbst hervorzuholen, und verweilte dabei immer längere Zeit, die vorhandenen Schätze durchzugehen. Sie bestanden aus einer großen Menge zufällig zusammengeraffter Gegenstände, aus guten alten Kupferstichen, einzelnen Fetzen und Blättern ohne Bedeutung, wie sie die Zeit anhäuft, Zeichnungen von einer gewissen Routine, ohne Naturwahrheit und einem unendlichen übrigen Mischmasch. Was mich zunächst betraf, 166 waren einige Hefte französischer Landschaftsstudien, mit Eleganz und Bravour auf Stein gezeichnet, welche mir für das eigentliche Studium in Aussicht gestellt waren. Handzeichnungen nach der Natur, Blätter, die um ihrer selbst willen da waren und denen man angesehen hätte, daß sie freie Luft und Sonne getrunken, fanden sich nicht ein einziges Stück vor, denn der Meister hatte seine Kunst und seinen Schlendrian innerhalb vier Wänden erworben, und begab sich nur hinaus, um so schnell als möglich eine gangbare Ansicht zu entwerfen, wobei alle seine Bäume Einen neutralen Typus erhielten, und Erde, Weg und Steine mit den gleichen Tuschen und Charakteren gebildet wurden, daß sie alle aus dem nämlichen Stoffe zu bestehen schienen. Indessen zeigten diese Arbeiten alle ein fertiges Geschick in Betreff der Klarheit und Sauberkeit der Tinten; dieselben waren nicht wahr und bestanden aus sogenannten Phantasiefarben, welche in der Natur nicht anzutreffen waren, wenigstens nicht an der Stelle, wo sie gerade angewendet erschienen; allein sie spielten glänzend und ansprechend ineinander 167 für den unkundigen Beschauer. Diese gewandte, obschon falsche Technik war das eigentliche Wissen meines Meisters, und er legte alles Gewicht seines Unterrichtes auf diesen Punkt. Da er, während meiner Uebungen mit Stift, Kreide und Feder, über den Zweck derselben, als da sind die Eigenthümlichkeiten in den Ausladungen, den Silhouetten und Laubmassen der Bäume, sowie ihrer Charaktere, der Rinden und Aeste, nicht viel zu sagen wußte, so veranlaßte er mich bald, die lithographirten Pariser Blätter, welche große effektvolle Baumgruppen enthielten, in Tusche, Sepia und dergleichen zu kopiren. Da diese Sachen nicht sehr gründlich und gut gezeichnet, hingegen in Ton und Haltung äußerst klar und kräftig waren, wobei Vieles der vollendeten Technik des Steindruckes zugeschrieben werden konnte, so boten sie meinem Vorgesetzten günstige Gelegenheit, seine Erfahrung und Strenge hinsichtlich durchsichtiger und reiner Töne und Halbtöne an den Mann zu bringen.

Anfänglich hielt er mich eine Weile in respektirlicher Abhängigkeit, indem ich den Unterschied 168 zwischen einem transparenten scharfen und einem rußigen stumpfen Vortrage nicht recht begriff und mehr auf Form und Charakter sah; doch endlich, durch das fortwährende Pinseln, gerieth ich hinter das Geheimniß, und nun fertigte ich in einem fixen Jargon eine Menge brillanter Tuschzeichnungen an, ein Blatt um's andere. Schon sah ich nur auf die Zahl des Gemachten und hatte meine Freude an der anschwellenden Mappe, kaum daß bei meiner Wahl die wirkungsvollsten und auffallendsten Gegenstände mir noch eine weitere Theilnahme abgewannen. So war, noch ehe der erste Winter ganz zu Ende, schon meines Lehrers ganzer Vorrath an Vorlagen von mir durchgemacht, und zwar auf eine Weise, wie er es selbst ungefähr konnte; denn nachdem ich einmal die Handgriffe und Mittel einer sorgfältigen und reinlichen Behandlung gemerkt, erstieg ich bald den Grad geläufiger Pinselei, welchen der Meister selbst inne hatte, um so schneller, als ich in dem wahren Wesen und Verständniß um so mehr und gänzlich zurückblieb. Habersaat war desnahen schon nach dem ersten halben Jahre in 169 einiger Verlegenheit, was er mir vorlegen sollte, da er mich aus Sorge für sich selbst nicht schon in seine ganze Kunst einweihen mochte; denn er hatte nun nur noch seine gewandte Behandlung der Wasserfarben im Hinterhalte, welche, wie er sie verstand, ebenfalls keine Hexerei war. Weil Nachdenken und geistige Gewissenhaftigkeit im Refektorium nicht gekannt waren, so bestand alles Können in demselben aus einer bald erworbenen leeren Aeußerlichkeit. Doch fand ich selbst einen Ausweg, als ich erklärte, eine kleine Sammlung großer Kupferstiche mit meinem Tuschpinsel vornehmen zu wollen. Er besaß in derselben etwa sechs schöne Blätter nach Claude Lorrain von Haldenwang und Anderen gestochen, zwei große Felsenlandschaften mit Banditen nach Salvator Rosa und einige hübsche Stiche nach Ruisdael und Waterloo. Diese Sachen kopirte ich der Reihe nach in meiner geläufigen frechen Manier. Die Claude's und Rosa's geriethen nicht so übel, da sie, abgesehen davon, daß sie selbst etwas konventionell gestochen waren, auch sonst mehr in symbolischen und breiten Formen 170 sich darstellten; die feinen und natürlichen Niederländer hingegen zerarbeitete ich auf eine gräuliche Weise, und Niemand sah diese Lasterhaftigkeit ein.

Doch legte sich durch diese Arbeit in mir ein Grund edlerer Anschauung, und die schönen und durchdachten Formen, die ich vor mir hatte, hielten dem übrigen Treiben ein wohlthätiges Gegengewicht und ließen die Ahnung des Besseren nie ganz in mir verlöschen. Auf der anderen Seite aber heftete sich an diese gute Seite sogleich wieder ein Nachtheil, indem sich die alte voreilige Erfindungslust regte und ich, durch die einfache Größe der klassischen Gegenstände verführt, zu Hause anfing, selber dergleichen heroische Landschaftsbilder zu entwerfen und diese Thätigkeit bald in der eigentlichen Arbeitszeit bei dem Meister fortsetzte, meine Entwürfe in anspruchsvollem Format mit der eingelernten Pinselvirtuosität ausführend. Herr Habersaat hinderte mich in diesem Thun nicht, sondern sah es vielmehr gern, da es ihn der weiteren Sorge um zweckdienliche Vorbilder enthob; er begleitete die ungeheuerlichen 171 und unreifen Gedanken, welche ich zu Tage brachte, mit ansehnlichen Redensarten von Komposition, historischer Landschaft u. dgl., und das Alles brachte ein gelehrtes Element in seine Werkstatt, daß ich bald für einen Teufelsburschen galt und auch die luftigen Aussichten der Zukunft, Reise nach Italien, Rom, große Oelbilder und Cartons, was man mir Alles vormalte, geschmeichelt hinnahm. Doch überhob ich mich nicht in diesen Dingen, sondern lebte in Eintracht und Schelmerei mit meinen jungen Genossen, und war oft froh, das ewige Sitzen unterbrechen zu können, indem ich ihnen, die zugleich der Hausfrau unterthänig waren, einen Haufen Brennholz unter Dach bringen oder ihre sämmtlichen Betten auf dasselbe breiten und ausklopfen half. Ueberhaupt drängte sich die Frau, eine zungenfertige und streitbare Dame, mit Hauswesen und Familiengeschichten, Kind und Magd, häufig in das Refektorium und machte es zum Schauplatze heißentbrannter Kämpfe, in welche nicht selten die ganze Mannschaft verwickelt wurde. Dann stand der Mann an der Spitze einer ihm ergebenen 172 Gruppe der Frau gegenüber, welche mit mächtigem Geräusche vor ihrem Anhange sich aufstellte und nicht eher abzog, als bis sie Alles niedergesprochen hatte, was sich ihr entgegensetzte; manchmal befand sich auch das Ehepaar zusammen gegen das ganze übrige Haus im Streite, oft auch begann der Kupferstecher oder der Lithograph eine drohende Bewegung als Vasall, indessen die gemeinen Sklavenempörungen der Koloristen mit Macht niedergeschlagen wurden. Ich selbst kam mehr als ein Mal in gefährliche Lage, indem mich die heftigen Scenen belustigten und ich dies zu unvorsichtig kund gab, und z. B. einst eine solche theatralisch nachbildete und in dem halb verfallenen Kreuzgange des Hauses mit den jungen Malern zur Aufführung brachte. Denn obgleich ich um diese Zeit empfänglich und geneigt gewesen wäre, ein feines und reinstrebendes Leben zu führen, da während der schönen Tage auf dem Lande ein starkes Ahnen in mir erwacht war, so sah ich mich doch, von aller männlichen Stütze und Leitung entblößt, an das derbe Treiben des Refektoriums gewiesen und 173 machte allen Unfug getreulich und lebhaft mit, weil ich des Umganges und der Mittheilung bedurfte und am wenigsten mich auf weise Zurückhaltung und halbe Theilnahme verstand. Und es war wohl auch am besten so; indessen der innere, edlere Theil des Menschen unentwickelt blieb, übte sich wenigstens der äußere tüchtig in der Reibung mit Anderen, in Vertheidigung und Angriff, und streifte viel Unbeholfenheit und weichliches Wesen ab; zugleich lernte ich meine Nebenmenschen und dadurch mich selbst besser kennen und bereicherte meine Erfahrung, sowie meine Einbildungskraft. Nur das gänzliche Stillestehen und die absolute Bewegungslosigkeit sind das eigentliche Schlimme und gleichen dem Tode.

Daß aber das Heulen mit den Wölfen mir nicht Schaden that, wie ich glaube, verhütete der freundliche Stern Anna, der immer in meiner Seele aufging, sobald ich in dem Hause meiner Mutter oder auf einsamen Gängen wieder allein war. An sie knüpfte ich Alles, wessen ich über den Tag hinaus bedurfte, und sie war das stille Licht, welches das verdunkelte Herz jeden Abend 174 erleuchtete, wenn die rothe Sonne niederging, und in der erhellten Brust wurde mir dann immer auch unser gute Freund, der liebe Gott, sichtbar, der um diese Zeit mit erhöhter Klarheit begann, seine hochherrlichen und ewigen Rechte auch an mir geltend zu machen.

Ich hatte, nach Büchern herumspürend, in der Leihbibliothek unserer Stadt einen Roman des Jean Paul in die Hände bekommen. In demselben schien mir plötzlich Alles tröstend und erfüllend entgegenzutreten, was ich bisher gewollt und gesucht, oder unruhig und dunkel empfunden: gefühlerfülltes und scharf beobachtetes Kleinleben und feine Spiegelung des nächsten Menschenthums mit dem weiten Himmel des geahnten Unendlichen und Ewigen darüber; heitere, muthwillige Schrankenlosigkeit und Beweglichkeit des Geistes, die sich jeden Augenblick in tiefes Sinnen und Träumen der Seele verwandelte; lächelndes Vertrautsein mit Noth und Wehmuth, daneben das Ergreifen poetischer Seligkeit, welche mit goldener Fluth alle kleine Qual und Grübelei hinwegspülte und mich in glückliche Vergessenheit 175 tauchen ließ; vor Allem aber die Naturschilderung an der Hand der entfesselten Phantasie, welche berauscht über die blühende Erde schweifte und mit den Sternen spielte, wie ein Kind mit Blumen, je toller, desto besser! Diese Herrlichkeit machte mich stutzen, dies schien mir das Wahre und Rechte! Und inmitten der Abendröthen und Regenbogen, der Lilienwälder und Sternensaaten, der rauschenden und plätschernden Gewitter, die der aufgehenden Sonne das Kinderantlitz wuschen, daß es einen Augenblick sich weinend verzog und verdunkelte, um dann um so reiner und vergnügter zu strahlen, inmitten all' des Feuerwerkes der Höhe und Tiefe, in diesen saumlosen schillernden Weltmantel gehüllt der Unendliche, groß, aber voll Liebe, heilig, aber ein Gott des Lächelns und des Scherzes, furchtbar von Gewalt, doch sich schmiegend und bergend in eine Kinderbrust, hervorguckend aus einem Kindesauge, wie das Osterhäschen aus Blumen! Das war ein anderer Herr und Gönner, als der silbenstecherische Patron im Katechismus!

176 Früher hatte ich dergleichen Etwas geträumt, die Ohren hatten mir geläutet, nun ging mir der Morgen auf in den langen Winternächten, welche hindurch ich an drei mal zwölf Bände des unsterblichen Propheten las. Und als der Frühling kam und die Nächte kürzer wurden, las ich von Neuem in den köstlichen Morgen hinein und gewöhnte mir darüber an, lange im Bette zu liegen und am hellen Tage, die Wange auf dem geliebten Buche, den Schlaf des Gerechten zu schlafen. Dazumal schloß ich einen neuen Bund mit Gott und seinem Jean Paul, welcher Vaterstelle an mir vertrat, und mag diesen die wandelbare Welt in ihrer Vergänglichkeit zu dem alten Eisen werfen, mag ich selbst dereinst noch meinen und glauben, was es immer sei: ihn werde ich nie verleugnen, so lange mein Herz nicht vertrocknet! Denn dieses ist der Unterschied zwischen ihm und den andern Helden und Königen des Geistes! Bei diesen ist man vornehm zu Gaste und geht umher in reichem Saale, wohl bewirthet, doch immer als Gast, bei ihm aber liegt man an einem Bruderherzen! Was kümmert 177 uns da der wunderliche Bettlermantel seiner Kunst und Art, der uns Beide so närrisch umhüllt? Er theilt ihn mit uns, noch liebevoller als St. Martin, denn er giebt uns nicht ein abgeschnittenes Stück, sondern zieht uns unter dem Ganzen an seine Brust, während Jene sich stolz in ihren Purpur hüllen und im innersten Winkel ihres Herzens sprechen: Was willst Du von mir?

 


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