Ferdinand Weibert (1841-1926) III

Editorial


 

Verleger des Göschen-Verlags, zu dem Keller nach schwierigen Erfahrungen mit Vieweg wechselte.

Bei Weibert sind erschienen: Sieben Legenden (1872), Die Leute von Seldwyla (2. vermehrte Auflage, 1874), Züricher Novellen (1878), Der grüne Heinrich (2. Auflage, 1879/80).
1885 gingen sämtliche Werke an den Verlag von Wilhelm Hertz über.

Anzahl registrierte Briefe: 103 an, 96 von Keller (197 ZB Zürich)

 


 

24. 2. 1874  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr.130; unveröffentlicht>

                                                            Stuttgart 24 Febr. 1874.

Hochverehrter Herr
 
So ungern ich Ihnen lästig werden möchte, so muß ich mich doch entschließen diese Zeilen an Sie zu richten.

     Von allen Seiten gehen mir Erkundigungen zu, wann der 4te Band der Leute v. Seldwyla erscheinen werde, nicht allein von Buchhandlungen, sondern z. B. auch von Herrn Prof. Vischer und Dr Kuh in Meran, welche das Werk gerne besprechen möchten.

     Darf ich mir nun die ergebene Anfrage erlauben, bis wann ich allenfalls das Manuscript der letzten Erzählung erhalten könnte?

     Gestern habe ich eine Recension der "Leute" aus den Blättern für liter. Unterhaltung an Sie abgesandt. Der "Unfehlbare No 2" wie ihn H. Lingg nennt, hat sich dieselbe leicht genug gemacht. Aus unserm Buchhändler- Blatte ersehe ich ferner, daß die südd. Presse gleichfalls eine Besprechung brachte, welche ich Ihnen alsbald nach Eintreffen des Belegs übersenden werde.

     "Das Fähnlein der 7. Aufrechten" (aus dem Novellenband, den Sie die Güte hatten mir früher in Aussicht zu stellen) wird gegenwärtig vielfach verlangt.

     Ich empfehle mich Ihnen

                                                in ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                Ferd. Weibert.

 


 

27. 2. 1874  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr.11/27; GB 3.2, S. 247>

                                                            Zürich 27. II. 74

Hochgeehrter Herr!
 
Der Teufel hat mich nun doch dran gekriegt, daß ich den Druck eines Buches nochmals vor definitiver Beendigung das Manuskriptes habe beginnen lassen, was das letzte Mal sein soll.

     Bis Mitte März denke ich Ihnen den Schluß des IVt. Bandes abgeliefert zu haben. Es hatte sich bei näherem Nachsehen herausgestellt, daß die Erzählung kaum 5 Druckbogen stark u so der ganze Band zu schwach würde. Ich habe daher den Grundstoff einer anderen projektirten Novelle, der sich hiefür wie angepaßt eignete, benutzt, um ein großes Mittelstück einzusetzen und das Ganze höher zu heben, so daß es als die bedeutendste der neuen Erzählungen einen nicht üblen Schlußstein bilden wird. Dieselbe | ist auch ganz modern u zeitgemäß, wie man zu sagen pflegt.

     Der Jahreswechsel, sodann mehrwöchentliches catarrhalisches Unwohlsein hatten mir sowol Muße wie Arbeitslust unterbrochen u ich war so verdrießlich, daß ich Ihnen nicht einmal schreiben mochte. Von nächster Woche an kann ich mir nun die nöthige Zeit nehmen, um die Sache abzuthun u werde mich daran halten.

     Was das Fähnlein der 7 Aufrechten betrifft, so werde ich diesen Frühling gleich die novellistische Arbeit machen, welche mit jenem zusammen einen Band bilden soll. Ist die Sache bis auf den letzten Punkt fertig, so wollen wir weiter sehen.

                                                Mit vorzüglichster Hochachtung
                                                Ihr ergeb. G. Keller

 
 

21. 3. 1874  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr.131; unveröffentlicht>

Stuttgart 21 März 1874.

Hochverehrter Herr
 
Ihr sehr geehrtes vom 27. v. M. verspricht mir das Schlußmanuscript bis zur Mitte d. M., doch kann ich wohl annehmen, daß Ihre Arbeit einigen Aufenthalt erfahren haben wird.

     Obgleich ich nun hoffen darf, das Manuscript in den nächsten Tagen zu erhalten, so will ich doch nicht anstehen, Ihnen die eben eintreffende Postkarte von Seemann anmit zu übermachen.

     Von mir aus soll der Druck dann aufs schleunigste betrieben werden.

     Es freut mich sehr zu vernehmen, daß das Fähnlein der 7 Aufrechten nicht in Vergessenheit gerathen ist. Sie wissen, daß mir ein jedes neue Werk von Ihnen das größte Vergnügen macht!

                                                In ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr
                                                ganz ergebener
                                                Ferd. Weibert.

 


 

7. 8. 1874  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr.139; unveröffentlicht>

                                                            Stuttgart 7. Aug. 1874.

Hochverehrter Herr
 
ich habe das Vergnügen Ihnen gleichzeitig mit diesem unter Band 6 Nummern der Allgem. Zeitung zu übersenden, welche die Vischer'sche Studie enthalten.

     Wenn der 4te Bd der Leute v. S. bald erscheinen könnte möchte Herr Prof. Vischer vielleicht eine Fortsetzung der Studie geben.

     Mit dem Schlußsatze der Studie sind alle Ihre Verehrer einverstanden. Möchte es Ihnen nur gefallen die neue Sammlung der Erzählungen (mit dem Fähnlein der 7 Aufrechten) recht bald abzuschließen!

                                                Ich empfehle mich Ihnen
                                                in ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ganz ergebener
                                                Ferd. Weibert.

 


 

5. 11. 1874  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr.146; unveröffentlicht>

                                                            Stuttgart 5 Novbr 1874.

Hochverehrter Herr
 
Von einer kurzen Reise zurückgekehrt finde ich den Schluß des 4ten Bandes der Leute von Seldwyla vor, dessen Correcturabzug gleichzeitig mit diesem an Sie abgehen kann.

     Ich danke Ihnen verbindlichst für die noch rechtzeitige Uebersendung des Schlußmanuscripts, um für das prächtige Werk auf kommende Weihnachten noch tüchtig wirken zu können.

     Möchte es Ihnen möglich werden, mir recht bald den neuen Erzählungsband mit dem Fähnlein der 7 Aufrechten zu übertragen!

                                                In ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr
                                                ganz ergebener
                                                Ferd. Weibert.

 


 

6. 11. 1874  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr.148; unveröffentlicht>

                                                            Stuttgart 6 Novbr 1874.

Hochverehrter Herr
 
Im Wechsel mit meinem Ergebenen von gestern, empfing ich Ihr Geehrtes vom gleichen Datum, und unterlasse ich nicht sofort darauf zu erwiedern, daß es mir nicht einfallen kann, für die spätere Vollendung des 4ten Bandes der Leute v. S. Zins aus dem Honorar zu berechnen.

     Das Vergnügen ein solch bedeutendes Werk meinem Verlage errungen zu haben, schlage ich weit, weit höher an, als die Geringfügigkeit, welche aus dem Zinsenbetrag mir zufiele. Aber gewiß, ich verkenne das Wohlwollen nicht, das in Ihrem Anerbieten liegt, und ich bitte nur, mir dasselbe auch künftig erhalten zu wollen.

     Die gewünschten weitern 10 E. Bd 3. 4. über die 12 (nicht 10) Freiexemplare stehen Ihnen natürlich sehr gerne zu Verfügung, selbstverständlich | ohne Berechnung.

     Der Correcturabzug des Schlußes wird wohl in Ihren Händen sein. Morgen versende ich an alle Buchhandlungen ein Circulär, um sie zu thätigster Verwendung aufzustacheln, und hoffe ich für Weihnachten auf ein gutes Resultat, da gerade dieses Jahr wenig Bedeutendes zu kommen scheint.

     Prof. Kuh frug gestern wieder nach dem 4ten Bande an; Prof. Vischer hat sich schon ein paar Mal darnach erkundigt. Ich werde nun die Herren unerwartet mit dem 4ten Bde überraschen können.

     In meinem ergeb. Letzten berührte ich schon wieder ein neues Werk, das Sie mir früher in Aussicht zu stellen die Güte hatten. Ich hätte dieß nicht so rasch gethan, wenn ich nicht Ihren verehrten Namen unter dem Berliner Literar. Verein gelesen hätte. Ich hoffe, daß Sie mich bei dem Neuen nicht übergehen werden!

     Der Verein hat jedenfalls keinen großen Wirkungskreis | erhalten, denn sonst würde Bodenstedts neueste Gedichtesammlung nicht noch im SeparatConto von Hofmann erschienen sein. Wenn der Verein nicht einmal ohne den Buchhändler auskommt, so hat er seinen Zweck verfehlt, und nur den Vortheil, daß die bedeutenden Autoren die minderbedeutenden ins Schleppthau zu nehmen haben.

     Ich empfehle mich Ihnen

                                                in ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ganz ergebenster
                                                Ferd. Weibert.

 


 

25. 11. 1874  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr.11/33; GB 3.2, S. 251>

                                                            Zürich 25 < FACE="Arial">Nov. 74.

Hochgeehrter Herr!
 
Ich habe Ihnen noch den Empfang der 22 Freiexemplare (12 von 4 Bdn u 10 von Bd. 3 u 4) zu bestätigen, welche Sie mir unterm 16 Nov. zu übersenden die Güte gehabt haben u Ihnen meinen verbindlichsten Dank dafür auszudrücken. Daß Sie meine Entschädigungsanerbietungen nicht annehmen wollen, thut mir leid; ich habe sie der guten Ordnung wegen gemacht.

     In Zürich u Umgegend wird die letzte Erzählung ziemlichen Staub aufwerfen, da sie hiesige Zustände berührt. | Das Buch dürfte daher zahlreicher als sonst verlangt werden.

     Dem Berliner Literarischen Verein habe ich einstweilen nichts anzubieten (Sie sprechen in einem früheren Briefe davon). Ich war von einem Reisenden desselben zu einer allgemeinen Zusage gepreßt worden, daher mein Name unter den Mitarbeitern erscheint. Ich habe aber nicht vor, etwas zu geben.

     Ich hoffe bis gegen Ostern mit einer größern Novelle fertig zu werden, welche mit dem "Fähnlein" zusammen einen Band bilden soll. Dieselbe gedenke ich aber zuerst in Rodenbergs <">Deutscher Rundschau" abdrucken zu lassen, welche die erste resp. nächste Arbeit von mir haben möchte. Ich würde aber | die Bedingung stellen, daß sie gleich in einem der nächsten Hefte erscheine u die Buchausgabe unverweilt folgen dürfe. Vor Allem aber will ich das letzte Tüpflein des Manuskripts gemacht haben, eh' ich Weiteres darüber verhandle.

     Ich empfehle mich Ihrem fernern Wohlwollen mit

                                                ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergeb.
                                                G. Keller

 


 

11. 12. 1874  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr.151; unveröffentlicht>

                                                            Stuttgart. 11. Decbr 1874.

Hochverehrter Herr
 
Für die gefl. Mittheilungen, die Sie mir über den kommenden neuen Erzählungsband zu machen die Güte hatte, danke ich ganz ergebenst.

     Ich bin sehr erfreut darüber, und bleibe in der angenehmen Erwartung, daß es Ihnen gefallen möge, mir jenes Neue im nächsten Jahre zu übertragen.

     Was mir Freiligrath über den 4ten Band der Leute v. S. schreibt (er ist seit ¼ Jahr ins benachbarte Canstatt gezogen) interessirt Sie vielleicht:

                 "Eine große Freude haben Sie mir mit dem letzten Bande der L. v. S. gemacht. Meinen allerbesten Dank dafür! Keller hat sein langes Zaudern wirklich richtig gut gemacht   durch den herrlichen Inhalt des Buches. Besonders "Dietegen" ist eine wahre | Perle. Es wird Einem wohl dabei in Lust und Weh. Es ist wunderbar, wie Keller die Herzen zu ergreifen versteht, - wie er mit den einfachsten und schlichtesten Mitteln die höchsten Erfolge erzielt!"

     Professor Vischer habe ich noch nicht gesprochen, ich weiß aber zum Voraus was er mir aufs Neue und immer wieder sagen wird: Lassen Sie meinem Freunde Keller keine Ruhe, drängen Sie Ihn um Neues. Herrlichere Werke können Sie gar nicht mehr erhalten.

     Ich glaube Ersteres in bescheidenem Maße schon gethan zu haben. Sollte ich Ihnen einmal überlästig kommen, so decke ich mich durch Prof. Vischer, und Sie werden mir es dann gewiß nicht nachtragen.

                                    Ich verbleibe
                                                in ausgezeichneter Hochachtung
                                                und Verehrung
                                                Ihr ganz ergebener
                                                Ferd. Weibert.

 


 

11. 5. 1875  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr.153; unveröffentlicht>

                                                            Stuttgart 11 Mai 1875.

Hochverehrter Herr
 
Jul. Rodenberg hat dieser Tage die Leute v. Seldwyla von mir verlangt, um eine ausführliche Besprechung in der Rundschau zu geben, und so schließe ich daraus, daß er Ihre neue Erzählung wohl in Händen haben wird.

     Ich möchte mir daher erlauben ganz bescheiden anzufragen, ob ich auf ein neues Buch aus Ihrer Feder Hoffnung haben kann? Es würde mir zur größten Freude gereichen, wieder etwas Neues von Ihnen bringen zu können!

     Die Leute v. Seldwyla sind trotz der schweren Kaufzeit verhältnißmäßig gut gegangen, und ich denke, daß der Vorrath bis zu Anfang nächsten Jahres so weit zusammengeschmolzen sein wird, daß ich Ihnen den Vorschlag zu einer wohlfeilen Ausgabe machen darf, | welche Ausgabe Sie selbst schon einmal ins Auge faßten.

     Würden Sie wohl eine Separatausgabe der Erzählung "Romeo u Julia etc", in Miniatur, elegant gebunden, gestatten? Sie wird öfter einzeln verlangt, und dürfte auf den Absatz der Gesammtausgabe der Leute von Seldwyla keinen störenden Einfluß haben.

                                                In ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                Ferd. Weibert.

 
 

20. 5. 1875  Keller an Ferdinand Weibert

<Ms. GK 77 Nr.11/34; GB 3.2, S. 252>

                                                            Zürich 20 Mai 1875

Hochgeehrter Herr!
 
Rodenberg ist noch nicht im Besitze der neuen Novellen (es handelt sich um ein Convolut kleiner Geschichten, die an einer hängen und zwei Nummern der Rundschau in Anspruch nehmen); ich hoffe aber, daß sie bis zum Herbst erschienen sein können, so daß sie, mit dem Fähnlein der 7 Aufrechten vereinigt, spätestens nach Neujahr als Buch kommen können.

     Da alle diese Geschichten in Zürich spielen u auf wirklichen Personen u Geschehnissen beruhen vom 13-19t. Jahrhundert, so habe ich vor, sie "Zürcher Novellen" | zu taufen, insofern das nicht unpraktisch ist, da vielleicht eine solche Spezial- oder Lokalbezeichnung für weitere Kreise zu wenig Interesse weckt.

     Wenn Ihnen eine neue Auflage oder Ausgabe der Leute v. Seldwyla möglich würde, so würde mir das allerdings ein Zeichen sein, daß sich die Erfolgseite meiner Schreiberei langsam anfängt zu drehen. Wenn ich auch kein Geldvielschreiber geworden bin u dessen mich nur freuen kann, da es mit mir jetzt, wie mit andern, schon vorbei wäre, so hätte doch ich jetzt gerade noch einige gute Jahre vor mir, um noch was Ordentliches zusammen zu brauen, wenn ich durch das Resultat selbst zu größerer Unabhängigkeit in der Verwendung meiner Zeit gelangen würde.

     Wegen einer Separatausgabe | von Romeo und Julie will ich die Entscheidung ganz Ihnen überlassen. Auf der einen Seite ist zu befürchten, daß Manche ihr Gelüste oder die Neugier ihrer Angehörigen mit dem Ankauf des kleinen Buches befriedigen, zumal diese Erzählung vom großen Haufen als eine Art Stichwort u Rosine herausgeklaubt worden ist; auf der andern Seite aber kann eine solche Separatausgabe wiederum als Plänkler im Allgemeinen günstig wirken, (wenn wir einmal als Spekulanten u Käsehändler uns ausdrücken wollen).

     Wie steht's jetzt auch mit den neuen Gedichten Herweghs? Da er todt ist, so kann er sie doch wohl nicht mehr zurück halten u die Frau Herwegh hat gewiß ein Interesse, sie herauszugeben. Freilich, wenn neben der unzeitgemäßen Polemik gegen Deutschland u seine Führer nicht ein gewisser Stock rein poetischer Sachen da ist, | welche das Bittere versüßen, so könnte die Aufnahme unerfreulich ausfallen.

     Es nimmt mich Wunder, ob Rodenberg die von Ihnen erwähnte Besprechung von Kreyssig machen läßt, der die Literatur in seiner Rundschau besorgt; das wäre mir nicht gerade lieb, da er mich anderweitig schon sehr schnöd behandelt hat.

                                                Ihr hochachtungsvoll ergebener
                                                G. Keller.

 
 

25. 5. 1875  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr.155; unveröffentlicht>

                                                            Stuttgart 25 Mai 1875.

Hochverehrter Herr
 
ich bin im Besitze Ihres Geehrten vom 20 dss, und danke Ihnen verbindlichst für die ausführlichen Mittheilungen über den kommenden Band neuer Erzählungen. Ich freue mich außerordentlich darauf, in nicht zu ferner Zeit wieder etwas ganz Bedeutendes bringen zu können!

     Die Erzählung "Romeo und Julia" anbelangend, so glaube ich nicht, daß sie irgend einen nachtheiligen Einfluß auf das Sammelwerk haben kann. Der Band des Novellenschatzes, welcher jene Erzählung enthält, kann ja auch stets einzeln bezogen werden, und wer diese Erzählung seither einzeln haben wollte, konnte sie ganz gut aus Oldenbourgs Sammlung beziehen. Von jenem Verkaufe werden Sie wohl kein Honorar beziehen, und so glaube ich, daß wenn überhaupt | einmal ein EinzelVerkauf möglich ist, daß in erster Linie der Dichter auf den sich daraus ergebenden Ehrensold Anspruch machen kann.

     Der Druck der projectirten Separatausgabe könnte im Laufe des August erfolgen, und sobald ich damit beginnen möchte, werde ich mir erlauben Ihnen Vertrag vorzulegen. Sie werden mir hiebei wohl gestatten, das Honorar im Verhältniß des Sammelwerkes zu normiren, somit auf fcs500 - festzusetzen.

     Die "Leute v. Seldwyla" sind leider in ganz ungünstige Zeit gefallen. Der Krach hat die nachtheiligsten Einflüsse auf unsere Geschäfte ausgeübt, und dieselben sind jetzt noch nicht überwunden. Ich bin der Ueberzeugung, daß jenes vortreffliche Werk in normaler Zeit ein ganz anderes Resultat erfahren hätte, namentlich wenn die immense Steigerung der Herstellungskosten nicht dazu gekommen wäre. Ich glaube aber, daß dennoch eine wohlfeilere Ausgabe für nächstes Jahr in Aussicht genommen werden kann. |

     Herweghs Nachlaß soll jetzt erscheinen, wie ich aus zweiter Hand erfahre. Von Frau Herwegh ist mir noch keine Nachricht geworden, und das ist wohl erklärlich. Es ist ohne Zweifel, daß sich darunter Vieles findet, das ich nicht verlegen könnte, ohne der strengsten gerichtlichen Verfolgung ausgesetzt zu sein. Doch sind auch die intimeren Freunde der Familie dafür, daß solche Stücke unterdrückt werden sollten.

     Rodenberg wird die Besprechung der Leute v. S. wohl selbst übernehmen, u. ich schließe dieß daraus, daß er sich persönlich an mich wandte, und nicht als "Redaction" unterschrieb. Es ist kaum anzunehmen, daß er eine mißfällige Besprechung Kreyssig's zum Abdruck bringen werde, wenn er noch gar einen Beitrag von Ihnen für sein Journal in Aussicht hat.

     Ich empfehle mich Ihnen
                                                in ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                F. Weibert.

 
 

21. 12. 1875  Ferdinand Weibert an Keller

<Ms. GK 79b Nr. 170; unveröffentlicht>

Stuttgart 21 Decbr 75.

Hochverehrter Herr
 
ein Biß in der Hand, den mir mein Hund in einer schlimmen Stunde beigebracht, hat mich verhindert, Ihr Geehrtes vom 17. v. M. bälder zu beantworten. Ich habe aus demselben mit Vergnügen bemerkt, daß Ihnen die Ausstattung unserer Miniaturausgaube von Romeo u Julia gefallen hat, und hoffe nur, daß sie auch beim Publicum Anklang finden werde.

     Ihre Nachrichten über den grünen Heinrich und die Viewegs haben mich sehr interessirt. Ohne allen Zweifel denken sie nicht daran, den fehlenden 1t. Band nachzudrucken, und noch weniger eine neue Auflage zu beanspruchen. Sie werden vermuthlich völlig freie Hand über den Roman erhalten. |

     Bezüglich der "Leute v. Seldwyla" habe ich die Freude Ihnen mitzutheilen, daß sich dieselben im letzten Vierteljahr sehr gut verkauft haben, und ich wünschen möchte, bald nach Neu-Jahr eine neue Auflage zu drucken.

     Ich stelle es ganz Ihnen anheim, ob es in Ihren Wünschen liegt, nochmals eine theure Ausgabe zu drucken, oder jetzt eine wohlfeile herzustellen. Was erstere betrifft, so sind 14 Mk allerdings ein hoher Preis, doch läßt er sich bei den theuren Herstellungskosten nicht vermindern, und nothgedrungen muß derselbe einen Einfluß auf größere Verbreitung haben; namentlich in jetzigen Zeiten.

     Eine wohlfeile Ausgabe dagegen kann in Kreise dringen, welche dem seitherigen Druck verschlossen geblieben sind. Allerdings ist nicht zu übersehen, daß eine wohlfeile Ausgabe weniger erträgt, und nur die Chance bietet, größere Verbreitung und rascheren Absatz zu erzielen, aber auch dieß mag sehr im Interesse des Autors liegen. |

     Sollten Sie sich für eine wohlfeile Ausgabe entschließen, so möchte ich keine andere vorschlagen, als wie ich gegenwärtig meine sämmtlichen Handausgaben herstelle. Ich erlaube mir Ihnen gleichzeitig sous bande einen Probebogen von Lessing u. Klopstock zu übersenden, u. bemerke zu letzterem nur, daß für Prosa die Schrift der Einleitung maßgebend ist. In diesem Formate werden demnächst auch Thümmel und Wieland, und weiterhin Freiligrath veranstaltet.

     Die Leute von Seldwyla würden in dieser Gestalt bequem in 2 Bände gehen, und dürfte der Preis nicht mehr als 6 Mark bis 6½ Mark betragen. Um dieß zu ermöglichen, und Ihnen selbst am Honorar nichts abzubrechen, müßte ich statt der seitherigen Auflage von 1200 Expl. nun 3000 Explre drucken lassen.

     Sie hatten sr. Zt. die Güte mir für Ende dieses Jahres einen neuen Band Erzählungen in Aussicht zu stellen. Könnte ein solcher vielleicht so rasch erscheinen, daß eine theure | Ausgabe bis zur Druckvollendung der wohlfeilen Ausgabe der Leute v. S. nahezu zu verkaufen ist - vielleicht mit einer etwas kleineren Auflage - so könnte man einen wohlfeilen Druck (mit den Legenden) den Leuten v. S. anreihen. Das ist aber nur ein unmaßgeblicher Gedanke.

     Ich bemerke nur noch, daß ich bei wohlfeilen Ausgaben um die Berechtigung des Stereotypirens bitten müßte, nicht allein wegen künftiger rascher und einheitlichen Wiederherstellung, sondern auch deßhalb, weil ich beim Wiederdruck von der 3ten Auflage einer wohlfeilen Ausgabe an einige hundert Gulden erspare, und dieß angesichts des geringeren Ertrags gleich zu Anfang in die Berechnung nehmen muß.

     Ihre Grüße an Freiligrath habe ich überbracht, und läßt sie derselbe herzlich erwiedern. Freiligrath ist seit einiger Zeit kränklich, und ich fürchte fast, daß sein Unwohlsein bald ernstere Gestalt annehmen dürfte.

     Ich empfehle mich Ihnen
                                                in ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                Ferd. Weibert.

 


 

25. 12. 1875  Keller an Ferdinand Weibert

<Ms. GK 77 Nr. 11/42; GB 3.2, S. 263>

Zürich 25. XII. 75

Hochgeehrter Herr!
 
Hoffentlich ist der Biß Ihres nicht sehr liebenswürdigen Hundes gründlich geheilt u ist keine nachträgliche Wasserscheu zu befürchten, sonst könnte es manchen Autoren, die Ihren Verlag suchen, schlimm gehen. Ob Romeo u Julia, nachdem sie so viel in Feuilletons u Sammelwerken abgedruckt worden sind, als Einzelausgabe noch Glück machen werden, müssen wir gewärtigen. Einstweilen haben sie in dänischer Uebersetzung Unheil angerichtet. Georg Brandes, der Verfasser der Hauptströmungen der Literatur des 19 Jahrhunderts, hat die Erzählung nämlich nebst dem "Fähnlein der 7 Aufrechten" in's Dänische übersetzt u in Kopenhagen erscheinen lassen. Nun sind die Frommen über ihn hergefahren als Verbreiter eines unsittlichen Buches u eine förmliche Verfolgung wurde in der Presse gegen ihn losgelassen, sodaß der Absatz des Büchleins geradezu verunmöglicht sei. Natürlich gilt der Unsinn dem freien Geiste, mit dem seine eigenen Bücher geschrieben sind.

     Ihre Mittheilung betreffend die nöthig werdende neue Auflage der Leute v. Seldwyla | gereicht mir zur Freude u Ermunterung, mich während der besseren Jahre, die mir vielleicht noch beschieden sind, fleißiger an den Laden zu legen. Ich denke, eine nochmalige theure Ausgabe wäre etwas gewagt u könnte dieselbe leicht liegen bleiben, da das Publikum, welches solche Sachen zu höhern Preisen kauft, wenn nicht ein Erfolg ersten Ranges da ist, gewisse Grenzen hat, die sich gewöhnlich unversehens schließen. Ich würde daher meines Theils zu dem Versuch mit der wohlfeilen Ausgabe rathen. Ich weiß z. B. daß in der Schweiz mit der Preisherabsetzung das Buch sofort erst jetzt sich eigentlich bekannt machen wird. Indessen lasse ich Ihnen immerhin den Vorbehalt Ihrer Entschließung. Es ist möglich, daß die nächste Publikation auch dem Absatz einer nochmaligen theuren Ausgabe nachhilft.

     Format u Ausstattung überlasse ich Ihrer Disposition. Der Klopstock'sche Probebogen scheint mir das Beste, wenn ich etwas sagen soll.

     Mit dem Stereotypiren der wohlfeilen Auflagen bin ich ganz einverstanden, da ich wohl sehe, daß Sie nicht zu denjenigen Verlegern gehören, die klug zu thun glauben, wenn sie einen Autor zu kurz halten. |

     Mit den neuen Erzählungen steht es so. Dieselben sollen in der "Deutschen Rundschau" erscheinen u es wartet dieselbe sehnlich darauf, da ihr der Novellenstoff, der bessere nämlich, ausgeht. Leider bin ich durch meine amtliche Geschäftslast wieder verspätet. Doch muß es nun auf jede Weise zu Ende gehen u ich werde mir die Zeit mit Gewalt dazu nehmen. Der Abdruck wird in etwa 3 Monatsheften nacheinander erfolgen u die Berechtigung zur Buchausgabe tritt sofort mit dem Schluß der Erzählungen in der Rundschau ein. Mit dem "Fähnlein der 7 Aufrechten", das ich hinzufügen werde, wird es alsdann einen Band von 22-25 Bogen im Format der jetzigen Leute von Seldwyla ausmachen. Die in der Rundschau erscheinenden Novellen bestehen in einer  Geschichte, in welcher 3 andere eingeschachtelt sind. Dieselben, sowie das spätere Buch, erhalten den Titel "Zürcher Novellen" u folgende speziellen Titel:

                        Herr Jacques (Rahmengeschichte)
                        Hadloub (Zeit der Minnesinger)
                        Der Narr von Manegg (Ende des 14t. Jahrhund
                        Der Landvogt von Greifensee (18t. Jahrhundert)
                        Fähnlein (Gegenwart)

     Wenn auch der Satz u Druck sofort nach Erscheinen der ersten Partie beginnen könnte, so wird die Unternehmung für Sie als Frühjahrsgeschäft doch wohl zu spät werden u wäre vielleicht Zeit vorhanden, | noch ein kleineres Stück, aus der Reformationszeit, auszuarbeiten, um 28-30 Bogen zu erreichen, die für 2 Bändchen ausreichen würden, falls das etwa in Ihrer Convenienz läge.

     Sie sagen mir wohl hierüber Ihre Meinung. Mit Gewalt fabriziren wollen wir nicht.

     Daß Freiligrath kränkelt, thut mir wahrhaftig weh u es würde mich sehr schmerzlich berühren wenn es ernster werden sollte. Er ist einer der wenigen Menschen, die mir trotz des schwachen Verkehres immer gegenwärtig sind u mir nie andere als angenehme u erfreuliche Empfindungen erwecken.

     Ihr mit vorzüglichster Hochachtung
                                                ergebener
                                                G. Keller

Auch für die "Legenden" hätte ich gelegentlich ein gutes Stück hinzuzufügen, wobei aber der Titel "Sieben Legenden" verloren ginge u nur "Legenden" bliebe. Was meinen Sie hiezu?

 


 

31. 12. 1875  Ferdinand Weibert an Keller

<Ms. GK 79b Nr. 172; unveröffentlicht>

Stuttgart 31 Decb 75.

Hochverehrter Herr
 
Zuvörderst meine herzlichsten Glückwünsche zum Neuen Jahre! Möge Ihnen dasselbe gesunde, fröhliche Tage, uns aber aus Ihrer Feder recht schöne Gaben bringen.

     Ihr Geehrtes vom 25 dss habe ich bisher nicht beantwortet, weil ich noch einige Druckproben herstellen ließ, und warten wollte wie dieselben ausfielen. Ich erlaube mir nun Ihnen anmit diejenige zu übersenden, welche mir in Ansehung der Schärfe und Größe der Lettern am besten zusagen würde, und bitte um Ihre Entscheidung.

     Ich ersehe mit Vergnügen, daß auch Sie eine wohlfeile Ausgabe vorziehen, und so werde ich mir erlauben, sobald Ihr Einverständniß | über den Satz eingetroffen, Ihnen Vertrag zu unterbreiten.

     Es ist ohne alle Frage, daß bei unserem deutschen Publicum ein theures Buch nur einen gewissen Leserkreis hat, der nur zu oft auch noch sehr karg bemessen ist. Es wird dabei zu viel auf den Kostenpunkt gesehen gegenüber Frankreich und England. So kann ich aus meinem Geschäfte bestätigen, daß ich eher 5-6,000 Lessing in den wohlfeileren Ausgaben als 150 in der theureren 8° Ausgabe verkaufe.

     Ihre Nachrichten über den neuen Erzählungsband haben mich sehr interessirt, und freue ich mich auf den Zeitpunkt, der ihn mir zuführen wird. Allerdings dürfte er für das Frühjahr zu spät kommen; aber vielleicht könnte er im Sommer gedruckt werden, so daß er gleich im Herbst als erste Gabe hinauskäme. Könnte dann noch eine neue ungedruckte Erzählung hinzukommen, so dürfte es nur vortheilhaft für den Absatz sein. |

     Von den Legenden 2te Aufl. habe ich leider noch ziemlichen Vorrath, so daß ich eine neue vermehrte Auflage für jetzt noch nicht machen könnte. Wäre der Vorrath nur wenige 100 Explre so würde ich auf diese gerne verzichten, u. zu einer neuen Ausgabe schreiten. Oder wünschten Sie vielleicht, daß ich zu dem jetzigen Vorrath die neue Legende druckte - aber ich bemerke eben, daß dieß nicht angeht, weil der Bogen mit 7 Legenden normirt ist.

     Haben Sie vielleicht schon in Betracht gezogen, ob der neue Novellenband in zweiter Auflage ebenfalls in wohlfeiler Ausgabe erscheinen soll, und läge es in diesem Falle nicht in ihren Wünschen, wenn diese Ausgaben dann unter einem Sammeltitel, etwa "Gesammelte Erzählungen" erscheinen würden, unter welche dann auch die vermehrten Legenden gereiht werden könnten. Es früge sich dann wohl, ob die "Leute v. S." nicht gleich als 1t. u 2t. Band erscheinen sollte, obwohl die Titeleinfügung später auch ohne Anstand erfolgen könnte. |

     Das Erscheinen einiger Ihrer Erzählungen in dänischer Uebersetzung ist mir angezeigt worden, doch wußte ich nichts von dem Aufruhr den sie angerichtet. Darüber kann man sich indessen trösten, und ich glaube gerade das Hop Hop wird dem Büchlein rascheren Absatz geben, als sonst. Die Einen werden es lesen, um verfluchen zu können, die andern um heimlich Ihre Schadenfreude an dem Aerger der Schwarzen zu haben. Bei uns ist es doch kaum besser. Unsere Mucker und Pietisten stehen auf demselben Standpunkt, und wenn sie die Macht hätten, so würden sie gerne darauf losdonnern. So machen sie eben die Faust im Sack, seitdem sie bei der Strauss'schen Begräbnißaffaire so garstig abgefahren, und seitdem ihr sonst so gewaltiger Heerführer mit der Romanshorner Weibergeschichte in so schonungsloser Weise öffentlich angegriffen und an den Pranger gestellt worden ist. Ich freue mich allemale königlich, wenn diesen Dunkelmännern ordentlich auf die Finger geklopft wird, wie dies im verlorenen Lachen mit so frischer Laune geschehen.

                                                In ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                F. Weibert.

 


 

3. 1. 1876  Keller an Ferdinand Weibert

<Ms. GK 77 Nr. 11/43; GB 3.2, S. 265>

Zürich 3 Januar
1876

Hochgeehrter Herr!
 
Unter bester Erwiderung Ihrer freundlichen Glückwünsche zum Neuenjahre sende ich Ihnen hiemit die mit Verehrlichem vom 31 Dec. mir gefälligst mitgetheilte Druckprobe zurück, mit welcher ich mich einverstanden erkläre, wie ich denn überhaupt bezüglich der Ausstattung Ihnen gerne Alles überlasse.

     Was die Vermehrung der Legenden betrifft, so wurde ich zu meiner Bemerkung blos durch Ihre Anregung einer spätern Sammlung der verschiedenen Sachen veranlaßt u ich denke selbstverständlich nicht daran, den Absatz der gegenwärtigen Ausgabe irgendwie zu stören.

     Die Sammlung oder Gesammtausgabe meiner Erzählungen möchte ich überhaupt einstweilen noch im Hintergrund lassen mit dem Gedanken, diese Art Thätigkeit mit einer solchen zu geeigneter Zeit abzuschließen. Wenn es mir gelingt, aus dem Grünen Heinrich durch die Umarbeitung ein mehr oder weniger präsentables u liebenswürdiges Buch zu machen, | und ihn so neu in Curs zu setzen, so wünschte ich alsdann auch diesen in jene gesammelten Erzählungen aufzunehmen, wenn er sich erst durch eine neue Einzelausgabe bewährt hat.

     Ich denke mir einen Titel etwa wie

                        Die Novellen von G. K.
            oder:     Erzählende Schriften von GK.

            Doch das ist noch im weiten Feld

     Was die "Zürcher Novellen" betrifft, so denke ich, wir werden, je nachdem sich die erste Auflage macht, ebenso verfahren, wie mit den Leuten von S.

     Ihr mit ausgezeichneter Hochachtung
                                                ergebener
                                                G. Keller

 


 

11. 5. 1876  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr.11/46; GB 3.2, S. 267>

                                                            Zürich 11 Mai 1876.

Hochgeehrter Herr!
 
Mit bestem Danke zeige ich Ihnen den richtigen Empfang der mir übersandten 12 Freiexemplare der 3t. Auflage der "Leute von Seldwyla" an.

     Sodann bin ich Ihnen noch meinen herzliche Dank schuldig für die theilnehmende Aufmerksamkeit, mit welcher Sie mir den Tod Freiligraths mitgetheilt haben. Ich wäre gerne zum Leichenbegängniß gekommen, wenn ich den Tag rechtzeitig gewußt hätte. Freiligrath gehört zu den Wenigen, von welchen man nicht glauben mag, daß sie wirklich fort und verschwunden sind, bei deren Tod man sich ängstlich fragt, ob man sich nichts vorzuwerfen, sie nie beleidigt habe, aber sofort ruhig ist, weil sie einem nicht den geringsten Anlaß dazu hätten geben können vermöge ihres wohlbestellten Wesens. |

     Was geht mit Mörikes Nachlaß resp. Werken? Wird nicht eine Gesammtausgabe veranstaltet?

     Mit dem "Grünen Heinrich" werde ich jetzt vorwärts machen müssen; abgesehen davon, daß er effektiv vergriffen ist, fängt er auch an in den Leseanstalten u Leihbibliotheken zu mangeln, wo er seit 25 Jahren sich abstrapazirt hat, so daß Manche, die das Buch erst jetzt lesen möchten, es auf keine Weise mehr bekommen. Eine zweckmäßig umgearbeitete Ausgabe wird daher etwa im nächsten Jahre vielleicht keinen ungünstigen Boden finden, nachdem noch die neuen Novellen erschienen sind.

     Doch kommt Zeit, kommt Rath, was die nöthige Muße betrifft.

                                                Mit ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                G. Keller

 
 

15. 5. 1876  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr.176; unveröffentlicht>

                                                            Stuttgart 15 Mai 1876.

Hochverehrter Herr
 
Ihr Geehrtes vom 11 dss ist in meinem Besitze und ich ersehe daraus gerne, daß Ihnen die Exemplare der Leute v. Seldwyla, neue Ausgabe, richtig zugekommen. Ich habe gleichzeitig mit jener Sendung in erster Linie die Züricher Firmen erledigt, und die allgemeine Versendung einige Tage nachher vorgenommen. Recensionsexemplare sind in reichlicher Anzahl versandt, und so wollen wir hoffen, daß sich ein günstiger Erfolg recht bald einstellen möge!

     Ich habe mir längst gedacht, daß Vieweg den fehlenden Band des grünen Heinrich nicht nachdrucken wird, da der Verkauf sämmtlicher vorhandenen completen Exemplaren den Nachdruck des einen Bandes nicht decken würde. Ich denke mir, daß Sie durch diesen Umstand vollständig freie Hand über das Buch erhalten. |

     Darf ich mir wieder eine Frage nach den neuen Novellen erlauben? Wäre es möglich den Druck derart herzustellen, daß das Buch noch im Laufe kommenden Septembers erscheinen könnte, so wäre dieß für den Absatz des Buches von großem Werthe.

     Freiligraths Hinscheiden ist rascher erfolgt, als man allgemein annehmen konnte, u. so blieb ihm noch die Operation und all die qualvollen Erstickungsanfälle der Wassersucht erspart. Einige Tage vor seinem Tode wollte ich ihn noch besuchen, konnte ihn aber, weil gerade die Aerzte Berathschlagung hielten, nicht mehr sprechen. Und als ich mich dann hernach eben nach Cannstatt begeben wollte, überbrachte mir sein Sohn die erschütternde Todesnachricht. Er war ein vortrefflicher Mann; die Erde sei ihm leicht.

     Mörike hat nichts nachgelassen als den unvollendeten Roman "Maler Nolten". Da aber an diesem das meiste gethan, und nur ein Uebergang vom 1ten zum 2ten Theil einzufügen ist, so hat dieß einer seiner | befreundeten Verehrer übernommen. Ich hoffe daß der Roman bald in den Druck kommen, jedenfalls aber zum Herbste erscheinen wird.

     Mit der Gesammtausgabe seiner Schriften ist es eine eigene Sache, und habe ich es schon hin und wieder überlegt, auch mit der Wittwe gesprochen. Mörike hat nämlich nur ein kleines Publicum, und ich kann nicht hoffen, einen größeren Absatz zu erringen. Bringe ich eine theure Ausgabe, so wird seine Gemeinde wenig davon wissen wollen, weil sie die Einzelausgaben schon besitzt, andererseits aber leider nicht viel Geld auf Bücher verwendet wird. Bringe ich dagegen eine wohlfeile Ausgabe, um ihm ein neues Absatzfeld im großen Publicum anzubahnen, so weiß ich zum Voraus, daß dasselbe einem Mörike wenig Verständniß entgegenbringen wird. Im einen wie im andern Falle bin es eben ich allein, der dabei ein namhaftes Deficit zu tragen hätte, und diese Aussicht ist leider nicht sehr verlockend, um so mehr als mich der Ankauf seiner Schriften von Cotta u Schweizerbart mehr Geld gekostet, als ich aus denselben lösen kann.

     Ich empfehle mich Ihnen

                                                in ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                Ferd. Weibert.

 
 

17. 5. 1876  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr.11/47; GB 3.2, S. 268>

                                                            Zürich 17 Mai 1876

Hochgeehrter Herr!
 
Ihre gefäll. Mittheilungen vom 15 dieß, mit denen Sie mich so rasch erfreuten, veranlaßen mich vor Allem zur Beantwortung Ihrer Frage nach den neuen Novellen, damit Sie nicht allfällige Dispositionen in Aussicht nehmen, die vielleicht verfrüht wären. Ich bin damit nicht so vorwärts gekommen, daß ich sie in den nächsten Wochen der Deutschen Rundschau abliefern könnte (unfertig gebe ich nichts mehr her, wenn irgend möglich), u da sie jedenfalls drei Nummern in Beschlag nehmen, also jedenfalls drei Monate zum successiven Erscheinen brauchen, so werden sie schwerlich im September schon als Buch erscheinen können.

     Mit Vieweg scheine ich noch nicht fertig zu sein, wie Sie aus beiligenden 2 Briefen entnehmen wollen, die mir dieser Tage eingegangen. Die Herren fahren fort, das Verlagsrecht, das sie nicht haben, unverdrossen auszubieten. Sie sehen, daß sie mit keinem Worte der mit Ihnen gepflogenen Unter­handlung gedenken u auch kein Wort von der Beschaffenheit der sogenannten "Vorräthe" sagen. |

     Uebrigens ist es jedenfalls mit jenen 100 inkompleten Exemplaren eine eigene Sache. Nachdem überallhin auf Bestellungen des Buches seit einem halben Jahre geantwortet worden ist, es sei nicht mehr zu haben, frägt es sich, ob man nachträglich mit einem angeblichen Ergänzungsdruck kommen kann. Bei Uebernahme des Verlages im Jahr 1850 wurde nicht gesagt, wie viel Exemplare gedruckt werden sollen u erst Jahre nachher wurde mir auf meine Erkundigung geantwortet, es seien 1000 gedruckt worden. Nach einiger Zeit können die Herren ebenso gut wieder kommen u behaupten, es habe sich herausgestellt, daß vom 2t. oder 3t. Band 100 fehlen, die ergänzt werden müssen u so kann man es in Ewigkeit forttreiben, zum Schein!

     Der Grote'schen Verlagshandlung habe ich abschlägig geantwortet, aber bemerkt, daß Viewegs kein Verlagsrecht mehr hätten. Hier in Zürich wollte auch ein Verleger gleich eine neue Ausgabe übernehmen, als er (er ist zugleich Sortimentshändler) ein Exemplar bestellte u von V. die Antwort erhielt, es sei vergriffen. Diese unerwartete Nachfrage veranlaßt mich doppelt, der Umarbeitung des Buches alle Aufmerksamkeit zu schenken, damit es gewissermaßen als ein Neues erscheint u die frühere Unfertigkeit gut macht. Um so mehr würde | es mich ärgern, wenn ich hierin durch die Ränke der Firma Vieweg gehindert werden sollte oder aber mich einem Unrecht unterziehen müßte.

     Was Grote eigentlich für eine Art Geschäft machen wollte u sich bei Erwerbung des Verlages dachte, ist mir auch unklar.

     Ich bitte Sie, mir die 2 Beilagen wieder zurückschicken zu wollen. Vielleicht wissen Sie mir einen Rath, ob ich Viewegs eine Verwahrung gegen ihre Auffassung puncto Verlagsrecht schicken oder einstweilen gar nichts antworten soll? Sie bleiben dadurch selbstverständlich in jeder Weise unberührt.

     Wenn Mörikes Maler Nolten noch erscheint, so bin ich schon zufrieden, obgleich es betrübt ist, daß eine zierliche Ausgabe des ganzen Mannes auch jetzt noch nicht rathsam ist, daß überhaupt seit seinem Tode nicht Alles gekauft worden ist, was er gemacht hat!

     Von dem Herweg'schen Nachlaß hört man auch nichts mehr; am Ende ist nichts da, als ein par dutzend Schimpfgedichte gegen den Lauf der Welt, was Schade wäre, denn in der Form ist er bis zuletzt Meister geblieben.

                                                Ihr mit ausgezeichneter Hochachtung
                                                ergebener
                                                G. Keller

 
 

19. 5. 1876  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr.177; GB 3.2, S. 269 z. T.>

                                                            Stuttgart 19 Mai 1876.

Hochverehrter Herr
 
Sie bringen mir ein ehrendes Vertrauen entgegen, indem Sie mir die anmit zurückfolgenden Briefe von Vieweg und Grote mittheilen, und ich unterlasse nicht, Ihr Geehrtes von vorgestern unverweilt zu erwiedern.

     Grote war vor wenigen Tagen hier, und der Zweck seines Hierseins wird in erster Linie die Cotta'sche Buchhdlg betroffen haben, welche in jüngster Zeit die zwei Haupttheilhaber verloren hat, nämlich den Baron Reischach Vater, welcher gewöhnlichen Todes starb, und Reischach Sohn, welcher sich erschoß. Die C'sche stand wegen einem zweiten Sohne Reischach vor circa 6 Jahren vor der Liquidation, und es läßt sich leicht denken, daß Grote ein ähnliches Vorkommen vermuthete, um so mehr als Zeitungsberichte sehr darauf anspielten. Andererseits versuchte er auch sonstige Werke anzukaufen, und kam so mit P. Moser auch wegen dreier Rabe'scher Schriften zum Abschluß. Das Grote'sche Geschäft (Sortiment und wenige Verlagsartikel) befand sich früher in Hamm, und wurden dann in den 60er Jahren beide Zweige getrennt. Aber im gewöhnlichen Buchverlage geht es langsam, und Bedeutendes geht selten an eine unbekannte Firma. Da kam aber die Zeit, zu welcher die Verlagsrechte der älteren Autoren erlöschen sollten, und Grote warf in erster Linie hierauf sein Augenmerk, zog einige Jahre vorher nach Berlin, und bereitete im Stillen Alles vor, um bei | geeigneter Zeit auf dem Platze zu sein. Er wollte den ganzen älteren classischen Verlag an sich reißen, und daß er hiebei zuerst nur diejenigen Werke ins Auge faßte, welche ihn einen raschen Umsatz in großen Auflagen hoffen ließen, war natürlich, den<n> damals glaubte ja Alles, daß man sich an diesen Werken ohne Mühe vollauf bereichern könne. Damit er aber gleich als gewaltiger Verleger auftrete, bereitete er von Goethe und < FACE="Arial">Schiller nicht nur illustrirte Einzeln-, sondern auch illustrirte Gesammt-Ausgaben vor, welchen jüngst auch Lessing folgte. Diese illustrirten Ausgaben wurden mit großem Pomp in die Welt geworfen, aber sie fanden wohl nicht den vermutheten ungeheuren Absatz, denn Grote ließ fernerhin die schon zur Hälfte fertigen illustrirten großen Prachtausgaben von Goethes Gedichten und Faust fallen, und überließ die schon geschnittenen Stöcke den Holzschneidern. Jetzt warf er sich auf gewöhnliche Textausgaben älterer Classiker, indem er auch hier nur das Beste und Gangbarste aussuchte, und zuletzt brachte er, gleichzeitig mit Hallberger, einen illustrirten längst vorbereiteten Shakespeare. Kurz, seine letzte 10jährige Thätigkeit beschränkte sich auf den vogelfreien älteren Verlag, mit welchem er trotzdem wahrscheinlich keine Seide gesponnen hat. Indessen war das Beste von ihm gebracht, das Andere reizte ihn wohl nicht mehr, denn es war zuversichtlich kein "Geschäft" damit zu machen, und nun was jetzt? Da wird ihm Oldenbourgs Novellenschatz eingefallen sein, ein Unternehmen das fabelhaft eingeschlagen, und das im Buchhandel viel von sich reden machte; den Einen war es wunderbar, wie es nur einen solchen Absatz erzielen konnte, die Andern beneideten den glücklichen Verleger, welcher ein zweifelhaftes Unternehmen gerade zu rechter Zeit mit Erfolg auf den Markt warf. Wie mit Novellen hatte früher schon Meidinger in Ffurt aM ein Unternehmen mit Romanen angefangen, aber dasselbe fand damals wenig Grund und Boden, und der angesehene Verleger wurde darüber bankerott. Aber warum sollte jetzt nicht ein solches Unternehmen | bessere Aufnahme finden? < FACE="Arial">Grote mag es versuchen. Ich wünsche ihm einen besseren Erfolg als seinem Vorgänger Meidinger, aber ich kann nicht daran glauben, und deßhalb habe ich gerade denselben Plan, welchen mir Otto Müller unter seiner Redaction schon vor Jahren mehrfach nahe legte, stets abgelehnt.

     Was nun die Vieweg'sche Angelegenheit betrifft, so liegt die Sache sehr einfach:

1, ist kein Vertrag vorhanden, so tritt an dessen Stelle rechtskräftig die briefliche Abmachung

2, ist dem Verleger nicht das Verlagsrecht für erste und künftige Auflagen ausdrücklich übertragen, so gilt die Abmachung nur für eine Auflage.

3, ist keine Auflagenhöhe angesetzt, so bleibt die Bestimmung dem Verleger überlassen; diese gilt aber nur für einen erstmaligen Druck, und eine nachträgliche Erhöhung darf nicht eintreten.

4, bei einer Contrahirung über nur eine Auflage erlischt das Verlagsrecht, sobald das Werk vergriffen ist. Vergriffen ist eine Auflage, wenn man beim Verleger kein vollständiges Explr des Werkes mehr haben kann.

5, ein Verlagsrecht auf künftige Auflagen erlischt aber auch, wenn der Verleger eine neue Auflage nicht mehr herstellen will.

6, geht ein Theil oder ein ganzes Druckwerk zu Grunde, bevor dasselbe ausgegeben, so steht dem Verleger das Recht zu, die Auflage zu ergänzen. Ist das Werk einmal ausgegeben, so ist es auf Gefahr des Verlegers. Einzelne Bände dürfen also nicht mehr nachgedruckt werden, sofern sie verloren gehen; selbst der Nachdruck einzelner Bögen, welchen die Billigkeit gestatten muß, kann nur mit Einwilligung des Autors geschehen.

7, kann ein Verleger wohl sein Geschäft mit allen Verlagsrechten ohne specielle Genehmigung seiner Autoren verkaufen, aber er kann kein einzelnes Verlagswerk weggeben, wenn der Autor seine Einwilligung versagt.

     Auf Grund dieser Bestimmungen kann Vieweg einseitig | weder einen Band des grünen Heinrich nachdrucken, noch überhaupt ein eventuelles Verlagsrecht verkaufen. Ist überhaupt kein Verlagsrecht vorhanden, das auf weitere Auflagen geht, so ist das Recht für die erste Auflage jetzt schon hinfällig, weil V. kein vollständiges Exemplar mehr hat.

     An Ihrer Stelle würde ich mir von Vieweg positive Gewißheit verschaffen: 1, auf Grund welcher Cession er überhaupt an Grote ein Verlagsrecht verkaufen wolle, da Sie sich nicht erinnern, ihm je dieß Recht gegeben zu haben; 2, Bestätigung, daß die Auflage vergriffen sei, wie er schon seit einem halben Jahre den Sortimentern mittheile. Eventuell 3, Verwahrung gegen einen Neu- oder Nachdruck in jetziger Gestalt, da Sie das Werk vollständig umarbeiten wollen. - Die neue Bearbeitung betreffend auf Grund der V.'schen Beantwortung vorstehender Punkte: a, hat er ein Verlagsrecht 1, entschiedene Verwahrung gegen Verkauf, und Verlangen des Hinfalls seiner Rechte, in Hinsicht der vorgekommenen Unzukömmlichkeiten, und 2, eventuell neuer Contract auf anderer Grundlage; b, hat er keine Verlagsrechte, dann schriftliche Erklärung, daß mit dem Vergriffensein der Auflage alle Rechte an Sie zurückgefallen, und Sie nach Gutdünken verfahren dürfen.

     Alles dieses kann mit zwei Briefen zum Austrag gebracht werden, und ich bin überzeugt, daß sobald V. Ihre ernstliche Willensmeinung ersieht, er auch vollständig zurücktreten wird. Ich bitte nur um discrete Benützung obiger Zeilen.

     Der Herwegh'sche Nachlaß (ein Gedichtband von circa 20 Bogen) hat ein eigenthümliches Schicksal. In Deutschland kann er nicht gedruckt werden, weil er maßlos in jeder Beziehung ist. Die Politik ist darin die Hauptsache, und zwar sehr auf Kosten der Poesie. Ich höre, daß der Band im Werthe weit unter den früheren Gedichten steht, und Stoff und Behandlung sei bei vielen Gedichten derart, daß man sich geradezu abwenden muß. Aber Frau Herwegh will daß Alles u Jedes gedruckt werde, selbst offenbare Schimpfgedichte, welche den Dichter nur herabsetzen können. So wandert also das Manuscript in der Schweiz herum, um dort einen Verleger zu bekommen. Schwabe, < FACE="Arial">Schweighauser in Basel, Haller in < FACE="Arial">Bern sollen schon abgelehnt haben. Gegenwärtig versucht man es mit Schabelitz (Verlagsmagazin), ob mit Erfolg, steht dahin.

     Ihre gütige Nachricht über das Neue habe ich mit Dank entgegengenommen, und empfehle mich

                                                in ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                Ferd. Weibert.

 


 

24. 12. 1876  Keller an Ferdinand Weibert

<Ms. GK 77 Nr. 11/48; GB 3.2, S. 271>

Zürich 24 Dec. 1876

Hochgeehrter Herr!
 
Da mein ärmster grüner Heinrich fortwährend in literarhistorischen und theoretischen Büchern als Exempel eines Romanes aufgeführt wird, wie er nicht sein soll, so drängt es mich endlich doch, eine umgearbeitete neue Auflage etwas zu beschleunigen, um jenen Philistern zu zeigen, mit wie wenig Zügen man ein gutes Buch draus machen kann. Ich nehme daher die Sache, die ich seit letztem Frühjahr habe liegen lassen, wieder auf.

     Vor Allem danke ich Ihnen nachträglich verbindlichst für Ihre gefälligen Mittheilungen vom 19 Mai. Ich habe am 25 Mai im Sinne derselben an Vieweg's geschrieben und anliegende Antwort vom 30 Mai erhalten, die ich bis jetzt habe liegen lassen. Sie ersehen daraus, welche Beding<ung>en im Jahr 1850 abgemacht worden sind. Ich habe natürlich von meinen Briefen keine Abschriften.

     Ich lege auch zwei Briefe von Vieweg bei, vom 6 März u 7 Mai 1850 [bei]. Im letztern Briefe erklärt Vieweg, meine unter'm 3 Mai vorgeschlagenen Bedingungen anzunehmen. Es muß also noch ein Brief von mir vorhanden sein außer demjenigen vom 28 Februar 1850, welchen Vieweg's nun hervorheben. Jedenfalls aber können in jenem späteren Briefe mit Bezug auf das Verlagsrecht für künftige Auflagen keine bindenderen Bedingungen stehen, sonst hätten V. dieselben wohl auch angeführt.

     Ich muß nun gewärtigen, ob die von mir am 28 Febr. 1850 aufgestellten u von Vieweg jetzt hervorgehobenen Bedingungen wirklich eine ausdrückliche Zusicherung der künftigen Auflagen enthalten. Ich hatte eine solche kaum im Sinne und daher auch den betreffenden Passus vergessen. |

     Es kommt nun noch hinzu, daß die vorliegenden Bedingungen resp. Abmachungen sich auf einen einbändigen Roman bezogen, der beabsichtigt war, und daß dann statt desselben ein vierbändiges Buch entstand mit Einwilligung des Verlegers in der Weise, daß Hr. Vieweg sich diese Erweiterung einfach gefallen ließ und successive Honorarzahlungen über die stipulirten 75 Louis d'or hinaus machte im Gesammtbetrag von circa 8-900 Thalern. Eine Abrundung des Honorars nach Verhältniß jener 75 Louis d'or, die ich am Schlusse der ganzen Angelegenheit, die sich einige Jahre hinzog, wünschte, schlug er jedoch ab, so daß puncto Honorar die Innehaltung jeder Stipulation dahingefallen ist, wie auch puncto Umfang des Buches. Es frägt sich nun vielleicht, ob damit nicht auch jene Bedingungen überhaupt als stillschweigend aufgehoben zu betrachten sind. Doch will ich hierauf keine rabulistischen Behauptungen gründen.

     Was die 100 incompleten Exemplare betrifft (oder 120 wie jetzt gesagt wird), so fällt hier in Betracht, daß die Verlagshandlung vor 7 oder 8 Jahren einen Theil des Vorrathes resp. der Auflage auf antiquarischem Wege ohne mein Vorwissen verkauft hatte, sodaß das Buch (4 Bände) in Zürich für 5 Francs verkauft wurde und reißenden Absatz fand. Auf meine Anfrage erhielt ich von Vieweg den Aufschluß, es seien aus Versehen nur 100 Exemplare an einen Händler in Frankfurt verkauft worden. Es scheint mir aber, daß nach allen diesen kuriosen Versehen und Unglücksfällen die Auflage als definitiv vergriffen zu betrachten sein dürfte. |

     Ich wäre nun geneigt, für Verzichtleistung auf das Verlagsrecht, um nicht processiren zu müssen, die Hälfte des von Ihnen Geforderten, also 400 Mark, zu zahlen, um von den Herren loszukommen. Für die 120 Exemplare dagegen gebe ich nichts.

     Doch will ich gerne vorher noch Ihre Ansicht vernehmen, wenn Sie abermals so freundlich sein wollen, mir dieselbe mitzutheilen.

     Herr Grote in Berlin hat mich vor einiger Zeit durch dritte u vierte Hand wieder angebohrt wegen des Grün. Heinr. Wenn ich aber soweit bin das Buch in seiner neuen Gestalt wieder anbieten zu können, so haben Sie natürlich die Vorhand resp. werde ich mich zuerst an Sie wenden.

     Die neuen Novellen haben in der Deutschen Rundschau zu erscheinen begonnen; sie werden aber erst mit dem nächsten Aprilheft zu Ende gehen, so daß das Gesammtbuch erst alsdann zusammengestellt werden kann. Die HH. Gebrüder Paetel, Besitzer der Rundschau, haben mir auch schon den Verlag der Buchausgabe angeboten, was ich aber im Hinblick auf Ihre frühern diesfälligen Aeußerungen einstweilen abgelehnt habe.

     Vergangenen Sommer habe ich mein Amt niedergelegt, weil ich mich überzeugt habe, daß ich neben demselben nichts Erhebliches produciren konnte, während ich doch noch zu Manchem Lust und Kraft | in mir fühle, u es würde mir ein trübseliges Ende bevorstehen, wenn ich Alles ungethan zurücklassen müßte, was ich hätte machen können.

     Die Beilagen bitte ich mir gelegentlich zurück zu senden.

                                                Ihr mit vorzüglichster Hochachtung
                                                ergebener
                                                                                                                        G. Keller.

Nachträglich danke ich Ihnen höflichst für neuliche Zusendung von Journalnummern, welche meine Sachen besprechen. Wollen Sie eine recht krasse Lobpreisung lesen über die Legenden, so schlagen Sie in "Literarische Herzenssachen von Ferdinand Kürnberger" nach (Wien, L. Rosner 1877), die eben erschienen sind.

 


 

28. 12. 1876  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr.179; unveröffentlicht>

                                            Stuttgart 28 December 1876.

Hochverehrter Herr
 
Ihr Geehrtes vom 24 dss ist mir richtig geworden, und bin ich sehr erfreut über das ehrenvolle Vertrauen, das Sie mir damit erweisen, sowie über die gütigen Gesinnungen, welche Sie gegen mich aussprechen.

   Viewegs scheinen also den grünen Heinrich nicht loslaßen zu wollen, ohne zu versuchen, möglichst viel dabei wegzuschlagen, das beweist ihr Brief vom 30 Mai d. J., und ich hätte dieß von einer solchen Handlung nicht erwartet. Aber diese Spiegelfechterei können sie unmöglich zu gutem Ende führen, denn Alles was sie bis jetzt vorgebracht, ist nicht stichhaltig. Wohl ist nach dem Verlagsrecht ein wirklicher Vertrag allerdings nicht nöthig, und genügen schriftliche Abmachungen; es können somit auch Briefe vollständig an Stelle eines Vertrages treten, aber solche Briefe haben Viewegs gar nicht vorgebracht.

    Mit der betreffenden Stelle aus Ihrem Briefe vom 28 < FACE="Arial">Febr 1850 wäre unstreitig schon über eine zweite Auflage im allgemeinen die Bedingungen gestellt. Wenn diese auch für eine neue überarbeitete Auflage eine Aenderung erleiden würden, so wäre damit doch die Vorbesprechung einer zweiten Auflage nicht aufgehoben, und es wäre in einem Streitfalle sehr fraglich, ob der Autor sich davon lösen könnte.

   Ebenso bedingt der theilweise | antiquarische Verkauf noch kein Aufgeben eines wirklichen Verlagsrechtes, denn der Preis, den der Verleger für ein Buch fordern will, ist in seine Hand gestellt. Ein Aufgeben des Verlagsrecht bestünde nur darin, wenn der Vorrath verkauft wäre, und der Verleger sich weigern würde, eine neue Auflage herzustellen.

     Nach jener Stelle Ihres Briefes würde meines Erachtens eine zweite Auflage des grünen Heinrich der Vieweg'schen Handlung gehören. Aber haben Viewegs jene Bedingungen angenommen? Nein. Im Gegentheil, Ed. Vieweg sagt, daß er bei solch ganz außergewöhnlich hohen Bedingungen doch zuvor das ganze Manuscript ansehen müsse etc; kurz, der ganze Brief vom 6 März 1850 spricht von keiner Annahme. Erst der Brief vom 7 Mai bringt ein entscheidendes Moment, insoferne als er aussagt, daß er bereit sei, die von Ihnen unterm 3 Mai 1850 gestellten neuen Bedingungen an<zu>nehmen Somit ist kein Zurückgreifen auf das Anerbieten vom 28 Febr 50 gestattet, sondern allein maßgebend ist die Uebereinkunft vom 3 / 7 Mai 1850.

     Sicherlich ist in Ihrem letzteren Briefe vom 3 < FACE="Arial">Mai keine Rede von einer zweiten Auflage, und wo dieß nicht ausdrücklich ausgesprochen ist, gilt eine solche Abmachung stets nur für eine Auflage. Ich nehme dabei an, daß Sie in jenem Briefe nichts von Verlagsrechten erwähnen, denn sonst hätten Viewegs jenen Brief längst vorgesucht.

     Uebrigens ist es mir unerklärlich, daß < FACE="Arial">Viewegs keinen regelrechten Vertrag abschlossen. Ein Geschäft, das nicht zu reinem Trödel herabsinken will, muß auf seine Editionen Verlagsrechte besitzen, denn nur dadurch kann ein buchhändlerisches Geschäft seinen Ruf begründen, und ohne sicheren Verlagsbestand ist eine erfreulich Thätigkeit | kaum möglich. Es ist doch bei unser Einem nicht allein der mögliche Gewinn, den ein Buch bringen kann, welcher uns Lust und Liebe zu unserem Stande gibt, sondern in vielen Fällen hauptsächlich die Ehre, die ein Verleger mit seinen Autoren einlegt.

     Sollte ich nun sagen, wie ich an Ihrer Stelle handeln würde, so würde ich an Vieweg folgendermaßen schreiben.

     Sie hätten V's allerdings am 28 Febr 1850 den Roman angeboten, und dabei auch eine künftige neue Auflage erwähnt. Aber auf jenes Anerbieten sei eine bindende Abmachung nicht erfolgt, denn wie Sie damals nur einen einbändigen Roman in Aussicht genommen, so seien jene Bedingungen, wie aus dem Briefe V's vom 6 März 1850 ersichtlich nicht sofort angenommen worden, sondern V. hätte sich zuvor die vollständige Einsicht des Manuscriptes vorbehalten. Erst im Mai 1850 seien die Verhandlungen weitergeführt worden, und da jetzt der Roman nicht in der ursprünglichen Form, sondern bedeutend erweitert worden sei, so sei ein neues Abkommen verabredet, und mit dem V schen Briefe vom 7 Mai 1850 abgeschlossen worden. Sie fänden aber unter Ihren Briefen keine Andeutung oder Bestätigung, daß damals über mehr als eine Auflage verhandelt worden sei, oder daß Sie künftige Verlagsrechte abgetreten hätten, und behalten sich deshalb vollständig vor, über den Roman wie über ein vollständig neues Werk zu verfügen. Wenn es dann ferner nach dem Verlagsrecht im Belieben des Autors stehe, die Wiederherstellung von durch Zufall vernichteten Theilen eines Werkes zu genehmigen oder nicht, so dürfte diese Frage wohl kaum ins Gewicht fallen, denn einestheils würde sich der Nachdruck von nur 120 Exemplaren Band 1. nicht lohnen, und andererseits würden Sie durch diesen kleinen Vorrath nicht behindert, indem er sich | wohl schnelle verkaufen ließe. Wolle V. aber diese 120 Explre nachdrucken (was er sicherlich nicht thun wird) so würden Sie ihm kein Hinderniß in den Weg legen, aber die Bedingung stellen, daß der Nachdruck unverzüglich erfolgen müßte. Wolle er dieß nicht thun, so sei die Auflage als vergriffen zu betrachten, und wenn er die Vorräthe von Band 2-4 verkaufen wolle, so könne dieß nur antiquarisch stattfinden ohne jegliche Rechte, auch nicht des Neudrucks von Band 1. Wolle er den defecten Rest aber Ihnen überlassen, so seien Sie bereit, denselben zu übernehmen, aber zu einem Preise der einem solchen Objecte entspräche, das eigentlich für Sie gar keinen anderen Werth hätte, als daß es einmal aus der Welt käme. -

     Nach meiner Ueberzeugung werden Viewegs kaum noch weiter gehen, als sie schon gegangen. Sie werden sich die Sachlage überlegen, einsehen, daß sie nichts erzwingen können, und sich dann aufs hohe Roß setzen und sagen, daß ihnen gar nichts an der Geschichte läge, und daß sie den Vorrath maculiren und nach einer neuen Auflage nichts frügen. Es wäre doch von einer solchen Verlagshandlung gar zu erbärmlich noch M 400.- von Ihnen herauszupressen! Rechte haben Viewegs jedenfalls keine, sonst würden sie längst anders gehandelt haben.

     Es freut mich sehr von Ihnen zu vernehmen, daß die neuen Novellen mit nächstem April in der Rundschau zu Ende gehen, und sie dann in Buchform erscheinen können. Daß sich jetzt darauf mehr als ein Verleger melden wird, bin ich überzeugt, um so mehr fühle ich mich aber gedrungen Ihnen herzlich zu danken, daß Sie sich meiner bei dem Paetel'schen Antrage erinnert haben. Sie finden jedenfalls keinen Verleger, der eine größere Ehre darein setzt Ihre Werke zu verlegen, als mich!

                                  Ich empfehle mich Ihnen
                                  in ausgezeichneter Hochachtung
                                  Ihr ergebenster
                                  Ferd. Weibert.

Zu bevorstehendem Jahreswechsel erlaube ich mir Ihnen meine herzlichsten Glüchwünsche darzubringen!

 


 

22. 1. 1877  Ferdinand Weibert an Keller

<Ms. GK 79b Nr. 180; unveröffentlicht>

Stuttgart 22 Janr 77.

Hochverehrter Herr
 
ich beehre mich Ihnen anmit ein Schreiben eines Herrn H. de Reul in Brüssel zu übermachen, welcher damit anfragt, ob es ihm gestattet werde, die drei gerechten Kammmacher zu übersetzen.

     Dabei bemerkt derselbe, daß er im ganzen Lande nicht im Stande gewesen sei, ein einziges Exemplar eines Ihrer Werke aufzutreiben. Abgesehen von den Legenden, und Romeo und Julia, hätte er die "Leute von Seldwyla" in beiden Ausgaben jedenfalls bei Kiessling u Co in Brüssel finden können, Muquardt und Claassen dort hätten, wenn nicht vorräthig, das Buch in wenigen Tagen besorgen können, und in Antwerpen und Lüttich hat er jedenfalls gar nicht angefragt.

     Sie werden genanntem Herrn wohl selbst schreiben wollen. Wäre | dieß nicht der Fall, dann bitte ich um gefl Nachricht, in welchem Sinne Sie geschrieben haben wollen.

     In ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                Ferd. Weibert.

 


 

24. 7. 1877  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr. 11/50; GB 3.2, S. 274>

                                            Zürich 24 Juli 1877.

Hochgeehrter Herr!
 
Die Zeit ist unversehens so vorgerückt, daß ich auf die Buchausgabe meiner neuen Novellen denken muß, die noch im Laufe dieses Jahres oder vor Weihnachten erscheinen sollte.

     Gegenwärtig arbeite ich an der neuen Novelle, die längstens bis Ende August fertig sein wird. Bis dahin wird dann das Ganze, nämlich die in der Deutschen Rundschau erschienenen "Zürcher Novellen", die vorerwähnte neue Geschichte u das bekannte "Fähnlein der 7 Aufrechten<">, druckfertig abgeliefert werden können u es wird sich um einen Band von circa 32-33 Bogen im Druck u Format der 2t. Auflage der Leute von Seldwyla handeln.

     Um nicht Zeit zu verlieren, erlaube | ich mir die vorläufige Anfrage, ob Sie, hochgeehrter Herr, sich noch zur Uebernahme auch dieses Verlagsgegenstandes geneigt fühlen und bis zu welcher Zeit Sie sich bejahenden Falls nach gescheh'ner näherer Verständigung den Druck beginnen lassen würden?

     Ich bin Ihnen noch meinen verbindlichsten Dank schuldig für die gefäll. Mittheilung Ihrer Ansichten über die Angelegenheit betreffend den "Grünen Heinrich". Ich habe den HH. Vieweg noch gar nicht wieder geschrieben, weil die bezügliche Correspondenz mir zuwider ist, u zog es vor, auf die Umarbeitung des Buches zu denken, welches eine klare verbesserte Gestalt anzunehmen beginnt. Erst wenn ich hiemit fertig bin, gedenke ich die Sache alsdann rasch zu Ende zu führen mit den Vieweg's.

                                  Ihr hochachtungsvoll ergebenster
                                  Gottfr. Keller
                                            P.S. verte |

Ich setze voraus, daß Sie die Zürch. Novellen in der Rundschau angesehen haben. Sollte dies nicht der Fall sein, so werden Sie bei Vorlage des Manuskriptes Gelegenheit bekommen, dieselben kennen zu lernen.

                                  d. O.

 


 

Juli 1877  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr. 181; unveröffentlicht>

                                            Braunsbach Juli 1877

Hochverehrter Herr
 
Ihr Geehrtes vom 24 dss wurde mir hieher, wo ich einige Tage zu Besuche bei meinen Schwiegereltern bin, nachgesandt, und obgleich ich morgen schon wieder nach Stuttgart zurückkehre, unterlasse ich doch nicht, dasselbe alsbald zu erwiedern.

     Es ist ganz selbstverständlich, daß es mir das größte Vergnügen machen wird, Ihre neuesten Novellen zu verlegen, und danke ich verbindlichst für diesen neuen Beweis Ihres Vertrauens, den Sie mir mit der Aussicht auf die Zürcher Novellen geben.

     Wenn dieselben 32-33 Druckbogen in 8° geben, so könnte das Werk wohl in 2 Bände erscheinen? Mit dem Drucke möchte ich allerdings so bald als möglich beginnen, damit das | neue Werk in der besten Zeit erscheinen könnte, und der Weihnachtsmarkt nicht versäumt würde. Da das Meiste fertig, so könnte wohl ein Band sofort in Angriff genommen werden?

     Ich bitte um Mittheilung Ihrer Bedingungen, und verbleibe
                                  in ausgezeichneter Hochachtung
                                  Ihr ergebenster
                                  Ferd. Weibert.

 


 

4. 8. 1877  Ferdinand Weibert - Vertrag "Züricher Novellen"

 <CA: Cotta-Vertr. 4b>

Vertrag
zwischen
Herrn DrGottfried Keller in Zürich
und der
G. J. Göschen'schen Verlagshandlung in Stuttgart.

§ 1.,

Herr DrG. Keller überträgt der G. J. Göschen'schen Verlagshandlung das Verlagsrecht einer neuen Serie von Erzählungen unter dem Titel:
Zürcher Novellen.

§ 2.,

Diese Novellen sollen in Format und Schrift gleich der zweiten Ausgabe der "Leute von Seldwyla" hergestellt, und in einer Auflage von 1200 Exemplaren abgezogen werden.

§ 3.,
Der Herr Verfasser erhält für diese wie für jede folgende Auflage von gleicher Höhe und Ausstattung als Honorar die Summe von:
M 2400. - Zweitausend vierhundert Mark
zahlbar nach Beginn des Druckes.

§ 4.,
Der Herr Verfasser erhält ferner 12 Freiexemplare. Der Verlagshandlung ist gestattet, diese und die nöthigen Recensionsexemplare über die festgesetzte verkäufliche Auflage abzuziehen.

§ 5.,
Die Aufnahme vorbenannten Werkes in eine später zu veranstaltende Gesammtausgabe seiner Werke ist dem Herrn Verfasser ohne Vorbehalt freigestellt.

Zürich u Stuttgart 4 August 1877.

G. J. Göschen'sche Verlagshd.            Gottfried Keller

 


 

11. 8. 1877  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr. 11/53; GB 3.2, S. 278>

Zürich-Enge 11. VIII. 77.

Hochgeehrter Herr.
 
Beiliegend folgt das eine Doppel des mir gefälligst unterm 4 dieß übersandten Verlagscontraktes über die Zürcher Novellen zurück, mit meiner Unterschrift versehen.

     Zugleich sende ich Ihnen die zum Abdruck vorbereiteten 3 oder 4 ersten Novellen. Nachfolgen wird das Manuskript der Novelle
                        "Hansli Gyr",

und zwar ehe der Satz der obigen vollendet sein wird, sowie das "Fähnlein der sieben Aufrechten", an welchem nichts mehr zu thun ist.

     Einstweilen nehme ich an, daß wir bei einem Bande bleiben, werde aber demnächst sehen, ob es einen zweiten erleiden mag.

     Die Correkturen oder Revisionen kann ich während des August noch hier besorgen. Im September gehe ich vielleicht für 8 Tage nach München und werde in diesem Falle Ihnen dann | meine dortige Adresse mittheilen.

     Für die beiliegend wieder rückkehrende Nummer 3 des Literaturblattes danke ich ergebenst u verharre

                                                hochachtungsvoll
                                                Ihr
                                                G. Keller.

 


 

15. 8. 1877  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr. 183; unveröffentlicht>

                                                            Stuttgart 15 August 1877

Hochverehrter Herr
 
ich bekenne mich zum Empfange Ihrer beiden Geehrten vom 6 u 11 dss, und unterlasse ich nicht, Ihnen mitzutheilen, daß ich in folge des ersteren Herrn Dr Eckstein abgeschrieben habe. Dem zweiten entnahm ich dankend das unterfertigte Duplicat unseres Vertrages über die "Züricher Novellen", und gleichzeitig empfing ich unter Band einen Theil des Manuscriptes, das ich sofort in die Druckerei wandern ließ, und von welchem Sie heute schon den 1ten Bogen in der Correctur erhalten. Der Satz wird ununterbrochen fortgeführt werden, so daß wir die Versendung sicherlich in der besten Zeit vornehmen können.

     Ich beehre mich zugleich hiermit das festgesetzte Honorar in

                 fcs 3000.- pr 3 Sept auf D. Wälde dorten

zu übermachen, und bitte mir den Empfang gefl. bestätigen zu wollen.

     Ich freue mich ungemein, der Welt wieder ein neues Werk von Ihnen bieten zu dürfen, das von vielen Ihrer hiesigen Verehrer mit Spannung erwartet wird.

                                                In ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebener
                                                Ferd. Weibert.

 


 

18. 8. 1877  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr. 11/54; GB 3.2, S. 279>

                                                            Zürich-Enge
                                                            18. VIII. 77.

Hochgeehrter Herr! 
 
Mit bestem Danke übermache ich Ihnen anliegenden Empfangschein für das mir unterm 15 dieß gefäll. übersandte Honorar von 3000 Frkn betreffend die Novellensammlung.

     Der erste Correkturbogen kehrt mit Gegenwärtigem zurück, nachdem sein promptes Erscheinen das Zustandekommen des noch mangelnden Manuskriptes befördert hat.

     Es würde mich freuen, wenn das Buch zur Zufriedenheit unserer Kundenschaft ausfiele.

                                                Mit vorzüglichster Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                G. Keller.

 


  

18. 8. 1877  Keller an Ferdinand Weibert 

<ZB: Ms. GK 77 Nr. 11/55; unveröffentlicht>


                                    Quittung.

Von der verehrl. G. J. Göschen'schen Verlagsbuchhandlung Frkn. 3000 (Dreitausend Franken) als Betrag des stipulirten Honorars für die Buchausgabe meiner "Zürcher Novellen" mittelst eines Wechsels pro 3 Sept. auf D. Wälde dahier empfangen zu haben

                                    bescheinigt:
Zürich den 18 August 1877.

                                                Gottfried Keller.


 

6. 9. 1877  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr. 11/56; GB 3.2, S. 279>

                                                            Zürich Enge 6 VIII 77.

Hochgeehrter Herr!
 
Ich komme nur Ihnen mitzutheilen, daß ich nicht, wie ich vorhatte, diesen Monat nach München gehe, sondern hier bleibe, bis ich das Manuskript für den Novellenband fertig habe; die Arbeit hat etwas mehr Sorgfalt erheischt, als ich glaubte.

     Ich ersuche Sie also, mir die Correcturen nach wie vor hierher senden lassen zu wollen.

                                                Hochachtungsvoll ergeben
                                                Ihr
                                                G. Keller.

 


  

18. 9. 1877  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr. 11/57; GB 3.2, S. 280>

                                                            Zürich 18. IX 77

Hochgeehrter Herr!
 
Ich denke, man kann doch 2 Bändchen aus den Erzählungen machen und das erste mit dem "Landvogt von Greifensee" resp. dem daran hängenden Schlusse des "Jacques" abschließen.

     Die Inhaltsanzeige für diesen Band würde lauten:

                        Hadlaub.
                        Der Narr auf Manegg.
                        Der Landvogt von Greifensee.

mithin Jacques in derselben nicht erwähnt werden, zumal es nur eine Randzeichnung ist.

     Für das zweite Bändchen sende ich Ihnen beiliegend das durchgesehene (ursprüngliche) Manuskript des | "Fähnleins", damit der so rasch fortschreitende Druck nicht unterbrochen wird. Das Wort "Aufrechten" im Titel ist noch von Auerbachs Hand.

                                                Ihr hochachtungsvoll ergebener
                                                G. Keller

Durch diese Anordnung gewinne ich noch etwas Zeit zur behaglicheren Ausführung der letzten Erzählung.

 


  

22. 9. 1877  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr. 184; unveröffentlicht>

                                                            Stuttgart 22 Sept 77.

Hochverehrter Herr
 
Gestern empfing ich Ihr Geehrtes vom 18 dss nebst dem Ms' zu dem Fähnlein der 7 Aufrechten. Letzteres habe ich sofort wieder durchlesen, und erfreute mich nach langer Zeit wieder an dieser herrlichen Schöpfung. Die Erzählung ist ganz einzig, und mit einem Genuß ohne Gleichen liest man ein solches Meisterwerk.

     Ich erinnere mich da noch eines kleinen Ereignisses. Als einst Auerbach mit dem Associé der Cotta'schen und meiner Handlung, dem sel. Louis Roth, über seine Kalendergeschichten sprach, und von ihm wissen wollte, welches die beste Schöpfung sei, nannte Roth keine Auerbach'sche Erzählung, sondern das Fähnlein der 7 Aufrechten, worauf sich Auerbach ganz gekränkt abwandte. -

     Heute oder morgen gehen | drei Correcturbogen an Sie ab.

     Wir schließen also mit dem Landvogt von Greifensee den ersten Band, und beginnen mit dem Fähnlein den 2ten.Kann der erste Band allein versandt werden, oder soll die Versendung erst erfolgen, wenn beide Bände vorliegen? Im ersteren Fall möchte ich um gefl. Angabe des Titels der letzten Erzählung bitten, um den Inhalt des zweiten Bandes gleich im ersten Bande anzeigen zu können.

     Ich verreise für die nächsten drei Tage nach Braunsbach bei Hall, leider in trauriger Veranlassung, da ich soeben den Tod meiner Schwiegermutter gemeldet erhalte. Diese kurze Abwesenheit wird aber jedenfalls keine Unterbrechung des Satzes mit sich bringen, welcher nur in den letzten Tagen etwas stockte, weil die letzten Bogen wegen der veränderten Stellung der Untertitel im Landvogt umbrochen werden mußten.

     Ich empfehle mich Ihnen

                                                in ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebener
                                                Ferd. Weibert.

 


  

5. 10. 1877  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr. 11/58; GB 3.2, S. 280>

Zürich 5 Oct. 1877

Hochgeehrter Herr!
 
Ich statte Ihnen meine aufrichtigen Condolationen ab wegen des Trauerfalls, der Sie betroffen hat, u nehme an, daß Sie jetzt wieder in Mitten Ihrer Geschäfte stehen.

     Ich glaube, daß die beiden Bände gleichzeitig versandt werden sollten, weil sonst eine gewisse Störung eintritt, namentlich auch bezüglich der Besprechung in der Presse, da die Leute vielfach auf den Schluß warten. Der Druck des zweiten Bändchens wird schwerlich eine Unterbrechung erleiden, wenn nicht gerade jeden Tag ein Bogen gesetzt wird.

     Ich erhalte von Zeit zu Zeit Anfragen | betreffend die Erlaubniß zur Uebersetzung in fremde Sprachen, so neulich wieder von Seite der Pariser Zeitung "République Française", erfahre aber niemals etwas über den weiteren Verlauf. Sollte man nun nicht den üblichen Vorbehalt des Uebersetzungsrechtes irgendwo anbringen, um eine gewisse Ordnung in die Sache zu bringen? Ich würde dann in Zukunft von vornherein alles abschlagen, wenn die Leute nicht auf ordentliche Weise zu Werke gehen. Ich erhalte auch fortwährend Anfragen wegen des Abdrucks einzelner Geschichten in deutschen Provincialblättern u Sammelwerken, sodaß ich mich bald bemüssigt sehen werde, ein kategorisches Abschlagsformular autographiren zu lassen, um das Briefschreiben zu sparen. |

                                                Ihr hochachtungsvoll ergeb.
                                                G. Keller.

 


 

8. 10. 1877  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB; Ms. GK 79b Nr. 186; unveröffentlicht>

Stuttgart 8 October 77.

Hochverehrter Herr
 
Ich bin im Besitz Ihres Geehrten vom 5 dss und danke herzlich für Ihre gütigen Worte der Theilnahme zu dem Verlust, den meine Familie betroffen.

     Nach Ihrer Bestimmung sollen also beide Bände der Züricher Novellen zusammen versandt werden. Mit dem Satze des 2ten Theiles, so weit Manuscript vorhanden, ist die Druckerei zu Ende; sie darf die letzten Seiten nur noch umbrechen; kann sie wohl ehestens auf weiteres Manuscript rechnen? Correcturbogen 5 geht heute an Sie ab.

     Die gewünschte Bemerkung auf dem Titelblatt der | "Züricher Novellen" über den Vorbehalt des Uebersetzungsrechtes soll eingefügt werden.

     Von Wiesike in Brandenburg kam ein Gesuch um den Abdruck von "Romeo u Julia" in seinen "Anzeiger". Ich habe dasselbe, Ihres Einverständnißes zum voraus sicher, abgelehnt.

     Die humor. Bibliothek Ernst Ecksteins soll bei einem Richard Eckstein erscheinen (nicht bei den früheren Verlegern E. E's). Somit wären wohl verwandtschaftliche Beziehungen bei diesem Sammelwerk mitthätig?

     Ich empfehle mich Ihnen

                                                in ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebener
                                                Ferd. Weibert.

 


  

31. 10. 1877  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79a Nr. 127; unveröffentlicht>

Stuttgart 31 Oct 77.

Hochverehrter Herr
 
Sie werden sr. Zt. in den Besitz des ersten Bogens der letzten Erzählung gekommen sein. Der Rest des erhaltenen Manuscripts reicht nicht ganz zu einem weiteren Bogen, weshalb die Druckerei den Abzug des schon Gesetzten bis zum Eintreffen weiteren Manuscriptes aufsparen will.

     Viele Handlungen hatten Wink von dem Erscheinen der Züricher Novellen bekommen, so daß ich der vielen Anfragen wegen das Erscheinen im Börsenblatt für den Buchhandel in demnächstige Aussicht stellte. Nun habe ich es dadurch nur schlimmer gemacht, denn täglich laufen neue Anfragen ein; insbesondere sind es die Züricher Handlungen, welche alle möglichen Auskünfte über Erscheinen, Umfang, Preis und Versendung an mich stellen.

     Unter diesen Umständen bin ich leider genöthigt bei | Ihnen anzufragen, bis wann der Schluß des Manuscriptes in Aussicht steht, und bitte ich nur, diesen Schritt nicht als ein Drängen meinerseits auffassen zu wollen.

     Die "Novellen" finden sicherlich die beste Aufnahme. Es liegen mir jetzt schon feste Bestellungen auf nahezu 400 Exemplare vor, und könnten wir die Versendung in der guten Zeit vornehmen, so wird das Werk wohl das willkommenste Weihnachtsgeschenk dieses Jahres sein.

     Ich empfehle mich Ihnen

                                                in ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                Ferd. Weibert.

 


 

5. 11. 1877  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr. 11/59; GB 3.2, S. 281>

Zürich 5. XI. 77.

Hochgeehrter Herr!
 
Ich will Sie nicht lang um Entschuldigung bitten wegen der ungebürlichen Verzögerung, die theils durch Unwohlsein, theils durch eine Hauptänderung der letzten Erzählung, die sich erst jetzt aufdrängte, verursacht wurde; freilich besteht diese Aenderung hauptsächlich in einer bedeutenden Streichung.

     Ich werde jetzt in wenig Tagen zu Rande kommen u da das 2t. Bändchen nur circa 12-13 Bogen stark wird, so ist wohl kein Zweifel, daß Sie das Buch noch gegen Ende November versenden können. Ich werde Ihnen das noch fehlende Manuskript vorweg in 2 bis 3 Portionen schicken.

     Die hiesigen Sortimenter haben, um einander den Absatz eines Exemplares abzujagen, einen lächer<l>ichen Lärm | mit Anoncen u Circularen angehoben u auch mich mit Fragen bestürmt, ohne daß ich weiß, woher der Lärm entstanden ist. Die Zürch. Novellen sind eben hier eine Art Lokalsache.

                                                Ihr hochachtungsvoll ergebener
                                                G. Keller

 


  

15. 11. 1877  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr. 188; unveröffentlicht>

Stuttgart 15 Novb. 77.

Hochverehrter Herr
 
Ihr Geehrtes vom 5 dss versicherte mich der baldigen Vollendung der letzten Erzählung der Züricher Novellen, und heute kann ich den richtigen Empfang von S. 21-36 des Manuscripts anzeigen. Ich habe dieselben sofort der Druckerei übergeben, und werde in den nächsten Tagen die Correctur absenden können.

                                                In ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                Ferd. Weibert.

 


  

18. 12. 1877  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr. 189; unveröffentlicht>

Stuttgart 18 Decb. 77.

Hochverehrter Herr
  
anmit kann ich die Ehre haben, Ihnen die bestimmten 12 Freiexemplare der Züricher Novellen zu übermachen. Die Versendung an die Züricher Firmen geht heute gleichfalls, alles direct per Post, ab.

     Von Frau Ida Freiligrath und deren Fräulein Schwester bin ich beauftragt, Ihnen die besten Grüße zu übermitteln. Ich selbst wünsche recht vergnügte Feiertage und empfehle mich

                                                in ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                Ferd. Weibert.

 


  

22. 12. 1877  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr. 11/60; GB 3.2, S. 282>

Enge-Zürich 22 XII 77.

Hochgeehrter Herr.
  
Für die mir gefäll. übersandten 12 Freiexemplare der Zürcher Novellen sage ich Ihnen meinen ergebensten Dank. Ebenso für die freundlich übermittelten Grüße der Freiligrath'schen Damen.

     Ich weiß nicht ob ich irre, wenn ich voraussetze, daß Sie den letztern vielleicht von sich aus ein Exemplar zugestellt haben. Sollte es nicht der Fall sein, so würde ich Sie bitten, ein solches in nachfolgendes Geschäft einzubeziehen, mit welchem ich Sie noch behelligen muß. Ich komme nämlich bei den erweiterten Personalverhältnissen resp. Befreundungen, deren ich mich erfreue, für einen Theil Auswärtiger mit den 12 Exemplaren nicht aus und sehe mich daher zu der ergeb. Anfrage genöthigt, | ob Sie nicht die Versendung an die Adressaten auf dem "Buchhändlerweg" aus Ihrem Vorrath besorgen lassen könnten auf meine Rechnung mit dem gegen Baarzahlung üblichen Rabat? - und bemerke aber zum Voraus, daß ich nur unter der Bedingung sofortiger Ausgleichung besagter Rechnung diese Gefälligkeit annehme.

     Die Adressen würden lauten:

                        1 Professor Dr. M. Lazarus in Berlin
                        2. Dr. Julius Rodenberg, W. Margarethenstraße 1, Berlin.
                        3. Professor Dr. Hermann Hettner, Dresden
                        4. Regierungsrath Wilh. Petersen in Schleswig
                        5 Oberamtsrichter Theodor Storm in Husum. Schleswig-Holstein
                        6 Dr. Paul Heyse in München
                        7. Professor D. Fr. v. Vischer in Stuttgart
                        8 Professor Dr. Adolf Exner, Josephstädterstraße 17 in Wien
                        <9 Frau Ida Freiligrath> |

Ich würde Sie nicht damit belästigen, wenn ich die Sache durch eine hiesige Sortimentshandlung im Stillen abmachen könnte. Die sind aber so versessen auf den eigenen Absatz jedes einzelnen Exemplars und führen eine solche Annoncenprügelei gegen einander in den hiesigen Localblättern, daß ich selbst wie eine Art Marktschreier dastehe und gar nicht wage, die Zumuthung zu stellen; und zum Ladenpreis mag ich die Exemplare den Herren nicht auch noch abkaufen.

     Die Notiz, welche Sie mir neulich wegen des erhängten Cassiers der HH Vieweg in Braunschweig haben zukommen lassen, hat mich an den § 4 des Verlagscontraktes erinnert, welchen diese berühmte Firma über den "Grünen Heinrich" mit mir abgeschlossen haben wollte.

     Die "neueren Gedichte" sind auch nicht mehr zu haben, und doch will ich wetten, daß | sie auch sofort ein Verlagsrecht fingiren würden, wenn man sie darum befragte, obgleich sie jetzt kein Wort sagen oder irgend eine Nachricht geben.

     Ich wünsche Ihnen gleichfalls schöne Feiertage u glücklichen Jahreswechsel

                                                Ihr mit ausgezeichneter Hochachtung
                                                ergeb.
                                                G. Keller.

 


  

24. 12. 1877  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr. 191; unveröffentlicht>

Stuttgart 24 Decbr 77.

Hochverehrter Herr
  
im Begriffe, über die Feiertage meinem vereinsamten Schwiegervater einen Besuch abzustatten, trifft so eben noch Ihr Geehrtes vom 22 dss ein, in dessen Folge ich an die betreffenden Adressen Exemplare der Züricher Novellen in Ihrem Auftrage absenden lasse. An die Freiligrath'schen Damen hätte ich von mir aus 1 Exemplar abgegeben, aber bei meinem letzten Besuche erklärten mir dieselben, daß sie ein Exemplar direct von Ihnen bekämen, und so habe ich die Absendung unterlassen. Im Uebrigen bin ich immer sehr gerne bereit, solche Beischlüsse zu besorgen, und möchte nicht, daß Sie sich hiezu einer fremden Hand bedienen.

     Die Züricher Handlungen haben sehr stark bestellt, so daß | einmal das Sprichwort zu Schanden wird, daß der Prophet im eigenen Lande nicht gelte. Auch sonst ist das Buch sehr gut verlangt worden, und ich hoffe, daß in nicht ferner Zeit zu einem Neudruck geschritten werden kann.

     Zum kommenden Jahreswechsel bringe auch ich meine herzlichsten Glückwünsche dar. Möge es Ihnen vergönnt sein uns noch recht viele herrliche Schöpfungen zu schenken!

                                                In ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                Ferd. Weibert.

 


 

20. 5. 1884  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr. 11/101; GB 3.2, S. 316>

Zürich 20 Mai 1884

Hochgeehrter Herr,
 
Indem ich Ihnen die gefäll. Zusendung der Aushängebogen des Grünen Heinrich, Band I u II u 11 Bogen von Bd. III bestens verdanke, möchte ich nur um gefäll. gelegentliche Nachsendung des Titelblattes u Registers des IIt. Bandes ersuchen, an deren Stelle ich aus Versehen Titel u Inhaltsblatt des It. Bandes erhalten habe.

     Sodann erlaube ich mir, Ihnen einfach folgendes Anliegen zur gutfindenden Erledigung vorzulegen.

     Mit Brief vom 18 d. Mts schreibt Herr Emil Peschkau, Redakteur des Feuilletons etc. des "Frankfurter Journals" (adresse d. Z. in Hofheim im Taunus bei Frankfurt a. M.) | er sei durch wiederholte Anfragen veranlaßt worden, über meine Wenigkeit einen Essay für genanntes Blatt zu schreiben. Behufs "abermaliger gründlicher Lektüre<"> meiner Bücher wünsche er sämmtliche in Ihrem Verlage erschienenen Schriften zu erhalten, nämlich Legenden, Grüner Heinrich, Seldwyler u Zürcher Novellen, und er ersuche mich, bei dem Herrn Verleger hierauf hinzuwirken.

                                                Ihr hochachtungsvoll
                                                ergebenster
                                                G. Keller

 


 

10. 3. 1881  Ferdinand Weibert an Keller

<ZB: Ms. GK 79b Nr. 233>

Stuttgart 10 März 1881.

Hochverehrter Herr
 
Infolge Ihres Geehrten vom 3dss habe ich sofort nach Leipzig geschrieben, um den dortigen Lagerbestand Ihrer verschiedenen Werke zu erhalten, und nachdem heute die verlangte Notirung eingetroffen, säume ich nicht, Sie umgehend von den Vorräthen zu unterrichten:

     Auf den beiden Lagern hier und in Leipzig liegen:  

                                                                Zu meiner Verfügung                                Gesammtvorrath:
                                                                stehen auswärts:

Leute von Seldwyla 8°  150 Ex  1. Ex  151. Ex.
"----"------  Kl. 8° wohlf. 2 Bde.  654 "   29  "  683.  "
Züricher Novellen 8° 2 Bde 355 " 41  " 396.  "
Romeo u Julia Miniat  722 "  14  " 736.  "
Sieben Legenden 1t. u 2t. Afl. 482 " 3. "      485.  "

     Ich habe vor einigen Tagen wieder einige Besprechungen des grünen Heinrich zu Ihren Handen abgesandt, lasse gleichzeitig mit diesem meinem Ergebenen eine weitere so eben eingetroffene Besprechung abgehen, und empfehle mich

                                  in ausgezeichneter Hochachtung
                                  Ihr ergebenster
                                  Ferd. Weibert.

 


   

29. 6. 1883  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr. 11/94; GB 3.2, S. 312> 

Zürich 29 VI. 1883.

Hochgeehrter Herr!
 
Mit Ihrem sehr Geschätzten von Gestern machen Sie mir die gefällige Mittheilung, daß der Druck einer neuen Auflage der sieben Legenden bevorstehe, und wünschen zu erfahren, wie es sich mit der s. Z. beabsichtigten Erweiterung des Büchleins verhalte?

     Hiemit steht es nun so: ich hatte damals die par neuen Legenden noch nicht geschrieben, sondern bloß projektirt. Da aber von einem Neudruck nicht die Rede sein konnte, seither aber eine Reihe von Jahren verflossen ist, so geriet mir die Sache aus dem Gesicht, und jetzt bin ich | nicht in der Lage, die bezügliche Arbeit auszuführen, deren Opportunität mir außerdem nun wieder problematisch erscheint.

     Die neue Orthographie ist in den Zürch. Novellen allerdings etwas ungleich und incorrekt ausgefallen, und zwar durch meine Schuld. Da sich seit 10 Jahren für die Legenden eine Reihe kleiner stilistischer Correkturen angesammelt hat (in meinem Handexemplar) so wünschte ich die Revision der neuen Auflage jedenfalls zu besorgen und werde dann auch versuchen, das th in Ordnung zu bringen, das in Fremdwörtern und Eigennamen etc. bestehen bleiben soll.

     Mit ausgezeichneter Hochachtung
                                  mich empfehlend Ihr ergebenster
                                  Gottfr. Keller

  


 

16. 7. 1883  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr. 11/95; GB 3.2, S. 313> 

Zürich 16 Juli 1883

Hochgeehrter Herr.
 
Indem ich Ihnen mit bestem Danke anliegende Quittung über das nach Anleitung bei der hiesigen Schweiz. Creditanstalt bezogene Honorar für die 3t. Auflage der Legenden zu übermachen mich beehre, sende ich gleichzeitig die mit meinen Correcturen versehenen Bogen des genannten Buches zurück, wobei ich die Versicherung ausgezeichneter Hochachtung erneuere

                                  Ihr ergeb.
                                  Gottfr. Keller

  


 

30. 10. 1883  Keller an Ferdinand Weibert

<ZB: Ms. GK 77 Nr. 11/96; GB 3.2, S. 313> 

Zürich 30 Oct. 1883

Hochgeehrter Herr!
 
Die gefäll. Uebermittlung der Uebersetzungsofferte der Firma W. Hinrichs in Paris bestens verdankend, zeige ich Ihnen an, daß ich Sie mit dieser Sache nicht mehr bemühen, sondern dieselbe direkt abschlagen werde.

     Bei diesem Anlasse hole ich zugleich die Empfangsanzeige über die 12 Exemplare der Legenden nach, welche Sie mir mit Begleitschreiben vom 29 Sept. abhin zuzustellen so gütig waren. |

     Einen Neudruck des grünen Heinrich betreffend, der nach Ihrer gefäll. Mittheilung nöthig werden könnte, hätte ich zu erwidern, daß ich eine abermalige Ueberarbeitung oder Abänderung dieses Buches nicht beabsichtige.

                                  Ihr mit ausgezeichneter
                                  Hochachtung ergeb.
                                  G. Keller

  

 
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