Paul Lindau (1839-1919) |
Redaktor der Zeitschriften Gegenwart und Nord Süd, für die auch Keller Beiträge lieferte.
Anzahl registrierte Briefe: 10 an, 13 von Keller (11 ZB Zürich)
<SLA: Ms Lq 35.15a (1); GB 3.2, S. 324>
Zürich 14 Juli 1876.
Hochgeehrter Herr!
Für wohlwollenden Zeilen, die wir nach ihrer schmeichelhaften Seite hin für jetzt nicht kritisch untersuchen
wollen, bestens dankend, berichte ich Ihnen vor der Hand, daß der bewußte Beitrag für die Gegenwart
seit Monaten angefangen ist. Ich ließ ihn liegen zum Theil aus Mangel an Muße, zum Theil, weil die
noch ausstehenden Autobiographien überhaupt aufzuhören schienen u die plötzliche Wiedereröffnung
des Reigens durch meine Wenigkeit das Aufsehen zu stark auf meine schon numerisch so geringfügigen Leistungen
gelenkt hätte.|
Wollen Sie das nicht für philiströse Ziererei, sondern lediglich für eine Geschmackssache halten.
Die Anzeichen mehren sich jedoch neuerlich, daß ich ein gewisses Publikum mein nennen u daher demselben wohl den kleinen biographischen Spaß vormachen darf.
Ich denke daher jetzt ernstlich darauf, die Angelegenheit zu fördern, so daß der Artikel wohl um die Zeit wird erscheinen können, wo die Novellen in der Rundschau, die mit dem Novemberhefte beginnen sollen, erscheinen werden.
Ihr mit ausgezeichneter Hochachtung
ergebener
Gottfr. Keller.
<ZB: Ms. GK 79e Nr. 37; unveröffentlicht>
Redaction der "Gegenwart."
Schandau 17 Juli 1876.
Hochgeehrter Herr
Wir haben mit den Autobiographien nicht aufgehört, sondern nur längere Pausen eintreten lassen. Vor nicht
langer Zeit hat Wilbrandt, wie Sie sich vielleicht erinnern werden, noch eine autobiographische Skizze veröffentlicht;
um so mehr freue ich mich auf die Ihrige. In meinem Urtheil über Ihre dichterische Bedeutung werden Sie mich
durch Ihre Bescheidenheit nicht irre machen. Ich habe jetzt nur noch eine Bitte, nämlich die, daß Sie
das Manuscript möglichst bald fertig stellen. Ich würde es für sehr practisch halten, wenn die Autobiographie
vor Ihrer Novelle in der "Rundschau" erschiene. Außerdem habe ich noch den egoistischen Zweck als
Redacteur, daß ich das wichtige vierte Quartal mit einem so seltenen und werthvollen Beitrag, wie er von
Ihnen in Aussicht steht, veröffentlichen möchte. Meine Bitte geht also dahin, es, wenn irgend möglich
so einzurichten, daß Sie mir bis Mitte September das fertige Manuscript oder wenigstens den Anfang zusenden,
damit ich in der ersten | Nummer des October den Beitrag von Ihnen veröffentlichen kann. Ich bitte Sie freundlichst
mit einer Zeile zustimmend zu antworten. Meine Adresse ist bis auf Weiteres Schandau.
Mit der wiederholten Versicherung
meiner wahren Verehrung und aufrichtigsten
Hochachtung
Ihr
ergebenster
Paul Lindau
<SLA: Ms Lq 35.15a (5); GB 3.2, S. 327>
Zürich 23 Dec. 1876
Verehrter Herr Doctor.
Hier folgt endlich der Schluß meines autobiograph. Artikels u so wäre diese Abenteuer bestanden.
Einen Unwillen, wie Sie schreiben, habe ich gegen Sie nicht kund geben wollen; ich murrte nur in dem Sinne, daß Sie ohne Zweifel auch etwas mürrischen Spaß verständen. Immerhin hätte ich die kleine Arbeit nach Neujahr besser gemacht, da ich jetzt von den Sachen gedrängt bin, die Sie vielleicht in der Rundschau bemerkt haben.
Ich ersuche Sie, dafür gütigst sorgen zu wollen, daß mir ein Abzug der Gegenwartnummern geschickt wird, in welchen mein Artikel erscheint
Ihr mit Hochachtung ergebener
G Keller