Wilhelm Hertz (1822-1901)

Editorial


 

Letzter Verleger von Keller, in dessen Verlag 1885 alle Werke Kellers übergingen.

Nur bei Hertz sind erschienen: Das Sinngedicht (1882), Gesammelte Gedichte (1883), Martin Salander (1886), Gesammelte Werke (1989).

Viele Briefe von Wilhelm Hertz sind nur noch als Durchschriften, Abschriften und Entwürfe im Cotta-Nachlaß erhalten.

Anzahl registrierte Dokumente (inklusive Verträge und Quittungen): 147 (70 ZB Zürich); 67 Briefe an, 60 von Keller.

Bei Abschluß der Ausgabe kamen 12 weitere, bisher unbekannte Hertz-Briefe zum Vorschein, ebenso eine beträchliche Zahl der bisher nicht im Original vorliegenden Dokumente. Sie konnten hier nicht mehr berücksichtigt werden.


 

6. 11. 1880  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 4, Entwurf>

Berlin N.W. 10 Marienstraße
6 Nov. 80.

 Hochverehrter Herr! Die Rundschau kündigt an, dass sie einen neuen Novellencyclus von Gottfried Keller Ihren Lesern bringen werde. Diese Nachricht, die eine allseitig hochwillkommene ist, veranlasst mich mit diesen Zeilen beschwerlich zu fallen. Es ist seit lange schon, seit so lange als ich Ihre Werke kenne, mein lebhafter Wunsch, in meinem Verlage Ihre Arbeit begrüssen zu können. Erlauben Sie mir nun die offene und einfache Frage und Bitte, ob Sie mir jene Ehre und Freude gewähren können, und die Frage, ob Sie mir | gestatten, mich um den Verlag des Novellencyclus zu bewerben. Eine Erfüllung meines Wunsches würde mich sehr erfreuen; aber ich habe mich zu bescheiden, wenn ich, der ich Niemandem zu nahe treten will, anderen Bestimmungen, die Sie getroffen haben, oder treffen möchten, begegne. Eins ist mir sicher, sollte mein Wunsch keine Erfüllung finden können: dass Sie die herzliche Verehrung erkennen, die ich Ihnen erweisen muss.

     Hochachtungsvoll Ihr sehr ergebener
                                                Wilhelm Hertz.

  


 

10. 11. 1880  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 78w Nr. 1; GB 3.2, S. 427>

Zürich 10 Nov.1880.

Hochgeehrter Herr!

 

Empfangen Sie meinen ergebensten Dank für das freundliche u wohlwollende Verlagsanerbieten, welches Sie mit Ihrem Geehrten vom 6 d. Mts bezüglich der in der Rundschau demnächst erscheinenden Novellen mir gemacht haben.

     Ich habe noch keinerlei Bestimmungen wegen dieser Separat-Ausgabe getroffen; auch schreibe ich noch an den Novellen. So sehr mich nun Ihr Anerbieten beehrt und freuen muß, wünsche ich doch, das Buch sich etwas mehr ausgestalten zu lassen, ehe ich an die Ausgabe denke und darüber verhandle. |

     Indessen erscheint mir der Gedanke, einmal neben den Werken meines Freundes Paul Heyse auch eines meiner Büchlein in Ihrem Verlage und unter Ihren Auspicien erscheinen zu sehen, schon jetzt verlockend, und wenn ich so weit bin, mich entscheiden zu müssen und nicht ältere Rücksichten alsdann auftauchen und nicht zu umgehen sind, so werde ich nicht ermangeln, mich behufs näherer Orientirung an Sie zu wenden. Mit andern Worten, ich werde in dieser Sache vor der Hand keine anderweitige Anfrage an irgend Jemand richten.

     Ihr hochachtungsvoll ergebener
                                                Gottfr. Keller

  


 

13. 11. 1880  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 3, Entwurf, unveröffentlicht>

Berlin N.W. 10 Marienstraße 13 Nov. 80

Hochverehrter Herr! Die Aufnahme welche Sie meinen Worten vom 6t. schenkten, ist eine sehr gütige und hoch erfreuende. Ich sage Ihnen dafür meinen aufrichtigen Dank und ich wünsche dass ich diesen Dank und meinen guten Willen Ihnen einmal bethätigen kann. Ihrer Mittheilung zufolge werde ich nun erwarten, ob durch Ihr Wollwollen und die Verhältnisse mir das so begehrte Gut zu Theil werde und mich einstweilen einer freundlichen Hoffnung hingeben, so wie der verheissenen Lecture, die mit dem neuen Jahr uns werden soll.

  


 

3. 1. 1881  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 3, Entwurf, unveröffentlicht>

3. 1. 81

H H. Das Januarheft d. R. mit Ihrem Sinngedicht ist mir vorgestern zugegangen, gestern gelesen und genossen und ich glaube es nicht unterlassen zu sollen, mich von Neuem und angelegentlich zu bewerben indem ich Ihnen meinen Dank für jene Stunde gestern, ausspreche. Einen Monat lang auf das Weitere warten, heisst etwas lange warten.

  


 

11. 3. 1881  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 99a Nr. 22, unveröffentlicht>

Zürich 11 März 1881

Hochgeehrter Herr!
 
Die Novellen des in der D. Rundschau erscheinenden Sinngedichts sind nun dem Abschlusse nah, so daß derselbe wahrscheinlich im Maiheft stattfinden wird. Die Correktur für das Aprilheft ist abgegangen.

     Ich bin demnach in der Lage, die Sache zu übersehen und, anknüpfend an Ihre letzten freundlichen Zeilen vom 3 Januar d. Js., Ihr gefäll. Verlagsanerbieten zu acceptiren, sofern Sie auf demselben beharren.

     Indem ich so mein Glück unter den Einfluß Ihrer Sterne zu stellen bereit bin, gewärtige ich gern Ihre weiteren gütigen Eröffnungen, auf welche Art Sie das vorliegende Geschäft an Hand zu nehmen gedenken, da mir Ihre Gebräuche nicht und überhaupt nur wenige Uesancen | bekannt sind.

     Inzwischen erneuere ich den Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung

                                                als Ihr ergebenster
                                                Gottfr. Keller

  


 

14. 3. 1881  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 3, Entwurf, unveröffentlicht>

14. 3. 81.

hoch H. Mit aufrichtigem Danke verharre ich gewiss bei unserer Bewerbung um den Verlag Ihres Werkes: "Das Sinngedicht", wozu Ihr geneigtes Schreiben vom 11t. dM die Erlaubniss bringt. Ich theile Ihrer Entscheidung kurz unsern Plan für die Veröffentlichung des Werkes mit. Aus Ihrem Schreiben entnehmen wir, dass das in den Heften 4. 5. 6. der Rundschau bereits Veröffentlichte zwei Fünftheile des Ganzen in sich fasst, u wir denken für die Buchausgabe das Werk in einem Bande von etwa 20 bis 22 Bogen in ungefähr beifolgendem Format darreichen zu können. Wir wollen | gern die erste Auflage in einer Anzahl von 1500  Exemplaren abziehen lassen und bitten um Ihre Bestimmung, wie vieler Freiexemplare Sie benöthigt sind, auch ob wir Ihnen eine Druckrevision zustellen dürfen. - Ausdrücklich zu einer Erklärung aufgefordert, bitten wir als Honorar für diese erste Auflage die Summe von 1800 M (= 2250 frcs) in Bausch u Bogen vorschlagen zu sollen in der getrosten Hoffnung, dass Sie unsern Wunsch schicklich und billig zu verfahren, erkennen. Für neue Auflagen oder Ausgaben gestatten Sie die gleichen Bedingungen nennen zu dürfen, mit der einzigen Aenderung, dass es dem Verleger frei stehen soll die Anzahl der von einer jeden abzuziehenden Exemplare zu bestimmen, wonach dann nach obigem Modus die Summe des Honorars berechnet wird. - Finden diese Vorschläge, hochgeehrter Herr! Ihre Billigung, wie wir hoffen und erstreben, so fassen wir dieselben in einem Vertrage zusammen, der die Abrede feststellt. - Den am Eingange dieses Schreibens ausgesprochenen Dank wiederholen wir schliesslich sehr freundlich; dieser Dank wächst, je weiter wir in der Kenntniss des Werkes vorschreiten; er wird sich am besten durch Fleiss und Einsicht bethätigen, die wir in dem wichtigen Geschäfte der Herausgabe zeigen können und so weit an uns liegt, zeigen wollen.

 


 

20. 3. 1881  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 99a Nr. 23; GB 3.2, S. 428>

Zürich 20 März 1881

Hochgeehrte Herren!
 
Mit bestem Danke für Ihre so prompte und freundlich gesinnte gefäll. Rückäußerung vom 14 d. Mts. beehre ich mich Nachstehendes vorzulegen:

     Das mir gütigst vorgeschlagene Honorar entspricht ganz dem Fuße, auf welchem ich bei meinen vier letzten Büchern gestanden bin, mit der unwesentlichen Modifikation, daß ich kontraktlich 80 Mark = 100 Frs. per Bogen des betreffenden Formates zu beziehen hatte und die Totalsumme demgemäß nach Beendigung des Druckes abgerechnet wurde. Ich kann mich auch mit der vorausgehenden Festsetzung einer runden Summe einverstanden erklären und im vorliegenden Falle mit der vorgeschlagenen, obgleich die Stärke des Bandes die angenommene Bogenzahl etwas übersteigen wird.

     Die Stärke der Auflagen dagegen betrug bei meinen Sachen bisanhin regelmäßig 1200 Exemplare. Mit 1500 würde ich also | in ökonomischer Hinsicht einen nicht ganz unerheblichen Rückschritt machen, während ich meiner menschlichen Natur gemäß auf dem erreichten Niveau wünschen muß stehen zu bleiben. Dagegen erkläre ich mich wieder zufrieden mit dem Modus, den Sie hinsichtlich allfällig weiterer Auflagen innehalten wollen.

     Was die Freiexemplare betrifft, so würde ich bitten, dieselben auf 20 Stück festzusetzen; von allfällig weiteren Auflagen dagegen würde ich dann bloß 3 Exempl. zu beziehen wünschen, was indessen keiner besondern Stipulation bedürfen wird.

     Sodann müßte ich um die Aufnahme einer ausdrücklichen Bestimmung in den Contrakt ersuchen, wonach es mir freistehen soll, im Falle der Veranstaltung einer Gesammtausgabe meiner Schriften oder sog. gesammelter Werke das Buch ohne jede Behinderung oder Abfindung der fraglichen Ausgabe anzuschließen.

     Die Revisionsbogen würde ich allerdings | gerne selber noch einmal durchsehen, da ich bei diesem Anlaß immer noch auf eine Anzahl kleiner Textverbesserungen stoße. Von den Revisionsbogen der Deutschen Rundschau habe ich ein Duplikat hier behalten und kann Ihnen dasselbe statt eines Manuskriptes nach zu Stande gekommenem Vertrage zustellen. Die letzte Abtheilung wird bis Mitte April zur Verfügung stehen. Bis jetzt sind 8 Bogen Rundschauformat abgedruckt und der Rest wird jedenfalls 2 volle Bogen betragen.

     Mit ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergeb.
                                                G. Keller

  


 

23. 3. 1881  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 5, Durchschrift, unveröffentlicht>

23. März 1881

Hochverehrter Herr! Mit erneutem Danke empfiengen wir Ihre gefälligen Mittheilungen vom 20t., und wir beehren uns die nachfolgenden Erklärungen Ihnen zugehen zu lassen, die wie wir hoffen, Ihre Billigung erfahren. Ueber die bequemere Abrundung des Honorares zu einer bestimmten Summe sprechen Sie sich zustimmend aus, wie darüber dass die genannte Summe Ihren Gepflogenheiten entspricht. Dagegen finden Sie in der höheren Anzahl, welche wir abzuziehen wünschen, eine Verschiedenheit, welche zu beseitigen ist. Wir möchten gern bei der Anzahl von 1500 Exemplaren verbleiben, wie wir solche bei diesem Buche erforderlich halten sowohl um die Besteller zu befriedigen, als auch es in der regen Weise als Neuigkeit zu vertreiben, die für wirksam von uns erkannt ward. | Da wir aus diesem Grunde nicht auf 1200 Exemplare beschränkt sein möchten, Sie aber nicht gekürzt sein dürfen für Ihr Wohlwollen gegen uns, auch in Behagen diesem schönen Werke gegenüber verbleiben müssen und was an uns liegt, verbleiben sollen, so bitten wir 1500 Exemplare drucken, aber das Honorar von 1800 Mark in entsprechender Berechnung auf 2250 Mark (= 2812 fr, 50 cts.) stellen zu dürfen. Diese selbe Norm setzen wir dann auch für die neuen etwaigen Auflagen, deren Anzahl festzustellen uns gestattet sein soll. Die Freiexemplare werden auf 20, später je 3 nach Ihrer Forderung bestimmt. Bestimmungen wegen der Aufnahme des einzelnen Werkes in eine Gesammtausgabe haben wir hin und wieder mit den Freunden unseres Verlages getroffen, und sind auch hier bereit. Dagegen bitten wir, wie es auch in jenen Fällen uns zugesprochen ward, | dass eine solche Einverleibung erst nach bestimmter Frist (wir haben meist 10 Jahre nach Erscheinen der ersten Auflage genannt) statt finden soll und dass der Verleger der Gesammtausgabe den betreffenden Band nicht einzeln zu verkaufen verpflichtet werde. - Hiemit sind unsere Vorschläge und Bitten, in Anlass Ihrer Mittheilungen, erschöpft und es erübrigt die letzte Bitte, Sie um Ihre Genehmigung zu ersuchen. Das "Wir" der Geschäftsbriefe bitte ich endlich erläutern zu dürfen. Es ist nicht der Pluralis majestatis, es soll und darf vielmehr die Mehrheit ausdrücken: Seit mehreren Jahren steht mein ältester Sohn Hans mir zu meiner Freude mit Beistand und Rath zur Seite, und er empfiehlt sich mit mir sehr angelegentlich zu geneigter Gesinnung, In grössester Hochachtung zeichne ich, sehr geehrter Herr! als Ihr ergebenster

                                                Wilhelm Hertz.

  


 

6. 4. 1881  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 78w Nr. 2; GB 3.2, S. 430>

Zürich 6 April 1881

Hochgeehrte Herren!
 
Durch den Abschluß des "Sinngedichts" in der D. Rundschau bin ich so bedrängt worden, daß ich das Briefschreiben sistiren mußte und erst heute dazu komme, Ihr sehr Geehrtes vom 23 vor. Mts. zu beantworten. Obiger Abschluß ist übrigens auch jetzt noch nicht abgerundet und muß für die Buchausgabe noch mit einer besseren Charakteristik des Frauenzimmers in der Rahmengeschichte versehen werden, womit ich mich eben noch beschäftige.

     Aus Ihrem Briefe ersehe ich nun, daß wir bis auf den Punkt des Vorbehaltes einer Gesammtausgabe im Reinen sind, hinsichtlich des letzteren aber noch eine Schwierigkeit besteht. Ich bin nämlich jetzt bald 62 Jahre alt und kann daher nicht mehr mit Decennien um mich werfen, indem | ich ebenso wol in wenigen Jahren und vorher, als erst nach 10 Jahren u später sterben kann. Dazu bin ich ein alter Junggeselle, der keine Leibeserben hinterläßt. Wenn es also dazu kommt, daß ich fragl. Gesammtausgabe wirklich unternehmen kann, so ist es für mich zu wünschen, daß sie nicht durch ausschließende Bedingungen erschwert werde. (Daß der betreff. Herr Verleger zu keinen Einzelausgaben berechtigt sei, wird, wenn das nicht selbstverständlich ist, natürlich festgestellt werden). Auf der andern Seite ist vielleicht gerade das vorliegende Buch dasjenige unter meinen sämmtlichen Sachen, welches sich auch neben dem Bestehen einer Gesammtausgabe noch als Einzelausgabe erhalten dürfte.

     Sollten Sie sich daher nicht zur Aufnahme einer Bestimmung, die ich ohne Widerspruch seit 1872 in meine Verträge vorgeschlagen habe, verstehen können, so müßte ich jedenfalls auf Herabsetzung der von Ihnen gewünschten Frist auf die Hälfte reflectiren. | Im Falle Ihres diesfälligen Einverständnisses wäre dann die Angelegenheit zum Vertragsabschlusse reif.

     Sehr erfreulich ist mir die gütige Kenntnißgabe vom Personalbestande Ihrer geehrten Geschäftsregierung und empfehle mich dem Herrn Sohn und Mitregent sowol wie dem Herren Papa zu ferner geneigtem Wohlwollen als dero in ausgezeichneter Hochachtung ergebener

                                                Gottfr. Keller

 


 

9. 4. 1881  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 6, Durchschrift, unveröffentlicht>

9 April 1881.

Hochverehrter Herr! Ihr gefälliges Schreiben vom 6t. lief zu Dank ein, womit denn Sorge und Frage vom 4t. aufs Erfreulichste erledigt sind. Dankbar sind <wir> vor Allem dass Sie uns die Genehmigung ertheilen den besprochenen Punct so zu fassen, wie er in § 4 des beifolgenden Vertrages Ihnen vorliegt. Wir sind damit einem Grundsatz unseres Verlages zu folgen befähigt worden, der uns wichtig ist, und der, wie wir hoffen, Ihren Entschliessungen eine Schwierigkeit nicht bringt, da, im Fall, unser Werk nicht gleich den ersten Bänden der Gesammtausgabe anzugehören brauchte. Wie es überhaupt gewiss in unserm Willen auch in unserm Interesse liegt, billig und entgegenkommend zu verfahren, so gewiss in diesem Falle: das wollen wir versichern. |

     Den Vertrag werden Sie nunmehr den Abreden und Vorschlägen, wie solche aus den gewechselten Briefen hervorgehen entsprechend finden, hochverehrter Herr! und wir bitten wenn Sie ihm zustimmen, uns ein Exemplar mit Ihrer Unterschrift zugehen zu lassen. Damit wäre ein Abkommen geschlossen, welches wir wünschten und erbaten, und welches uns und unserm Verlage wahrlich Freude und Ehre ist. Dass es auch Ihnen ein gutes werde und bleibe, werden wir uns angelegen sein lassen.

     In grössester Hochachtung zeichne ich als Ihr ergebener
                                                Wilhelm Hertz.

  


 

12. 4. 1881  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 99a Nr. 24; GB 3.2, S. 431>

Zürich 12 April 1881

Hochgeehrte Herren!
 
Mit Ihrem gefäll. Schreiben vom 9 d Mts haben Sie die Güte, mir zwei mit Ihrer Unterschrift versehene Doppel des unsern Verabredungen entsprechend ausgefertigten Verlagsvertrages über meine Novellen "das Sinngedicht" zu übermitteln.

     Indem ich Ihnen für die freundlich entgegenkommende Erledigung meinen ergebensten Dank darbringe, beehre ich mich, Ihnen das eine der erwähnten Vertragsexemplare anmit unterzeichnet zurückzusenden.

     Zugleich lege ich einen Abzug der Revisionsbogen der "Deutsch Rundschau" bei, welchen ich als Manuskript dem | Satz unterzulegen bitte, und behalte mir vor, die Schlußbogen mit einem handschriftlichen Zusatze im Laufe dieses Monates nachzusenden.

     Genehmigen Sie, hochgeehrte Herren, die erneuerte Versicherung meiner vollk. Hochachtung und Ergebenheit

                                                Gottfr. Keller

  


 

14. 4. 1881  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 7, Durchschrift, unveröffentlicht>

14 April 81.

 Hochverehrter Herr! Ihre beiden Sendungen von vorgestern sind richtig eingetroffen. Den Abschluss unseres Abkommens begrüssten wir freudig und dankbar. Dem Schluss des Manuscriptes sehen wir s. Z entgegen und werden wir Ihnen die Druckerei nennen, der wir die Herstellung übertragen, sobald die Abreden getroffen sind. Der Satz soll sorgfältig corrigirt zu Ihnen gelangen, damit unnöthige Mühe Ihnen möglichst erspart werde. Er beginnt dann gleich; die Ausgabe des Buches kann gleich nach der heissen Zeit, im Herbst erfolgen, den wir als die günstigste Jahreszeit für die Ausgabe werthvoller Werke, die eine allgemeinere Verbreitung beanspruchen, erkannt haben.

     Mit angelegentlicher Empfehlung zeichne ich, hochverehrter Herr! als Ihr hochachtungsvoll ergebenster

                                                Wilhelm Hertz.

  


 

1. 6. 1881  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 8, Durchschrift, unveröffentlicht>

1 Juni 81.

Hochverehrter Herr! In Ihrem gef Schreiben vom 12t. April stellen Sie uns die Uebersendung der letzten Bogen des Sinngedichtes mit handschriftlichen Zusätzen für den Buchdruck in Aussicht. Wir beziehen uns auf unsere Antwort vom 14t. indem [ich] wir unsere Bereitwilligkeit zum Beginn des Druckes erklären, wann Ihnen derselbe genehm ist.

     Wir denken den Druck der Hofbuchdruckerei in Weimar (H. Böhlau) die eine sorgfältige gleichmässig sichere Arbeit liefert zu übertragen, werden aber s. Z Ihnen eine bestimmte Auskunft, ob dieselbe gewählt und bereit ist, zugehen lassen. Mit angelegentlicher Empfehlung zeichne ich, hochverehrter Herr! als Ihr hochachtungsvoll ergebener

                                                Wilhelm Hertz.

 


 

2. 7. 1881  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 78w Nr. 3, unveröffentlicht>

Zürich 2 Juli 1881

Hochgeehrte Herren!
 
Indem ich Ihr sehr Geehrtes vom 1 Juni nochmals zur Hand nehme, sehe ich mit Schrecken, daß es schon seit 4 Wochen unbeantwortet liegt. Zu dem Inhalte desselben habe ich zwar keine Bemerkung zu machen; doch irre ich wol nicht, wenn ich annehme, daß Sie gerne erfahren, ob der Schluß unseres Buches demnächst von hier abgehen werde. Ich melde Ihnen daher | vorläufig, daß dieses in wenig Tagen der Fall sein wird.

     Mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr ergebenster
                                                G. Keller

  


 

22. 7. 1881  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 99a Nr. 25; GB 3.2, S. 432. - Schluß des Briefs mit Gruß und Unterschrift abgeschnitten>

Zürich 22 Juli 1881

Hochgeehrte Herren!
 
Es ist hoffentlich immer noch früh genug, wenn ich heute endlich den Schluß des "Sinngedichts", wie es sich mit der nothwendigen Erweiterung gestaltet hat, unter Kreuzband an Sie abgehen lasse. Da ich vor der Hand, wenigstens vor September, keine Reise oder Sommerfrische in Aussicht nehme, so würde ich die Correktur resp. Revisionsbogen hier erwarten und nach Anweisung rückadressiren.

  


 

25. 7. 1881  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 9, Durchschrift, unveröffentlicht>

25 Juli 81.

Hochverehrter Herr! Ihre gef Sendung vom 22t. kommt heute uns zu und werden wir nunmehr das Werk der Hofbuchdruckerei von H Böhlau in Weimar zum Druck übersenden. Dieselbe wird angewiesen die Revisionsbögen und die Aushängebogen Ihnen direct zuzuschicken und bitten wir erstere direct nach Weimar zurück schicken zu wollen. Wir haben alle Ursache, mit den Arbeiten der Druckerei zufrieden zu sein, wir beschäftigen dieselbe seit Jahren vielfach und wir können erwarten, dass sie auch dieses schöne Werk würdig herstellt und damit Ihre Zufriedenheit erwirbt. Sollten Sie im Herbst auf Reisen gehen, so bitten wir freundlich, nicht nur Weimar sondern auch uns von Ihren Absichten unterrichten zu wollen. In ausgezeichneter Hochachtung, hochverehrter Herr! Ihr sehr ergebener

                                                Wilhelm Hertz.

  


 

12. 9. 1881  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 10, Durchschrift>

12 Septb 81

Hochverehrter Herr! Der Satz Ihres "Sinngedichtes<"> wird demnächst beendet sein, ich bitte Sie daher über das Honorar, welches ganz bereit steht, zu verfügen und zu bestimmen, ob ich dasselbe nach Zürich senden darf, oder ob Sie etwa einen anderen Weg der Auszahlung wünschen. Seiner Zeit sende ich Exemplare an Zeitschriften behufs der Besprechung; es wäre mir sehr erwünscht, wenn Sie mir diejenigen Stellen nennen wollen, auf die Sie Werth legen, damit solche gewiss beschickt werden. Mit angelegentlicher Empfehlung zeichne ich, hochverehrter Herr! in ausgezeichneter Hochachtung als Ihr ergebenster

                                                Wilhelm Hertz.
Anbei das Circular.

 


 

17. 9. 1881  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 78w Nr. 4, unveröffentlicht>

Zürich 17. IX. 81.

Hochgeehrte Herren! Mit verbindlichem Danke bestätige ich den Empfang Ihrer Mittheilungen vom 12 d. Mts., sowie des eleganten Circulars an die Buchhändler. Was die Verwendung von Rezensionsexemplaren betrifft, so wüßte ich zur Zeit keine persönlichen Wünsche kund zu geben und pflege mich überhaupt nicht gern in diese Sache zu mischen. Da ich dies Jahr keine Reise mehr antreten werde, so ersuche ich Sie, mir das Honorar nur gefälligst hieher senden zu wollen; für eine Werthsendung dürfte allenfalls | die genauere Adresse:

     Enge, Bürgli bei Zürich

dienlich sein.

     Uebrigens wünsche ich nun, hochgeehrter Herr, daß auch Sie Ihre Rechnung am Sinngedicht finden und empfehle mich als Ihr hochachtungsvoll ergebener

                                                G. Keller.

  


 

19. 9. 1881  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 11, Durchschrift, unveröffentlicht>

19. Septb 81.

Sehr geehrter Herr! Anbei übersende ich, Ihrem gefälligen Schreiben von vorgestern gemäss das Honorar für "das Sinngedicht" mit Mark 2250 (Zwei Tausend Zwei Hundert und Fünfzig) laut § 2 der Abrede vom 9 April d. J und bitte ich ergebenst um eine Quittung. Sobald unsere Vorbereitungen beendet sind, gehen wir an die Herausgabe. Das Erste wird sein, Ihnen die Freiexemplare zu senden und bitte ich um Ihre Anordnung, ob Sie dieselben nach dort gesandt wünschen, oder ob wir einige in Ihrem Auftrage zu versenden haben. Mit wohl begründeter Zuversicht lassen wir das Werk heraus treten, das sich seine Stelle und seinen Weg selbst schaffen wird, neben und über der Förderung die von uns nicht unterlassen werden soll. Mit angelegentlicher Empfehlung in ausgezeichneter Hochachtung, hochverehrter Herr! Ihr sehr ergebener

                                                Wilhelm Hertz.

  


 

21. 9. 1881  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 99a Nr. 60, Quittung, unveröffentlicht>

 

Von Herren Wilhelm Hertz in Berlin Mark 2250 (zwei Tausend zwei Hundert und fünfzig) als das in § 2 des Verlagscontractes vom 9 April 1881 vorgesehene Honorar für die erste Auflage der Novellen "Sinngedicht" mit Brief vom 19 d. Mts. heute richtig empfangen zu haben bescheinigt:

Zürich den 21 Sept. 1881
                                                Gottfried Keller

 


 

22. 9. 1881  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 99a Nr. 26; GB 3.2, S. 432>

Zürich 22. IX. 81.

Hochgeehrter Herr!
 
Mit verbindl. Danke habe ich gestern Ihre gefäll. Honorarsendung vom 19 d. Mts. erhalten und beehre mich, Ihnen dafür beiliegende Quittung zu übermachen.

     Von der freundlichst anerbotenen Verschickung eines Theiles der Frei-Exemplare erlaube ich mir Gebrauch zu machen, indem ich Sie bitte, an nachstehende Adressen solche abgehen lassen zu wollen:

                        1 an Hrn. Amtsgerichtsrath Theodor Storm in Hademarschen, Schleswig-Holstein
                        2   "   "   Regierungsrath W. Petersen in Schleswig.
                        3   "   "   Professor Dr. M. Lazarus in Berlin.
                        4   "   "   Franz Dunker (Volkszeitung) Berlin
                        5 Frau Lina Dunker, geschied. Gattin des Obigen, deren Wohnung mir unbekannt, doch
                        auch in Berlin. |

     Die Rezensions-Exemplare betreffend, ist mir doch nachträglich eine Zeitschrift eingefallen, welcher ich eines zuwenden möchte, nämlich der, wenn ich nicht irre, in Gratz (Steiermark) erscheinende, von Rosegger herausgegebene "Heimgarten".

     Mein bisheriger Herr Verleger hat mit der neuen Ausgabe des sog. "Grünen Heinrich" den Versuch gemacht, hauptsächlich einmal mit Rezens. Exemplaren die Provinzial-Blätter zu bedenken, und es ist dann eine ungewohnte Zahl von eingehenden und günstigen Besprechungen eingelaufen, ohne daß sich jedoch ein beschleunigter Absatz eingestellt hätte.

 Möge das neue Werkstücklein unter Ihrer Flagge nun eine glückliche Fahrt thun und Ihr Vertrauen nicht im Stiche lassen!

     Ihr mit vollk. Hochachtung
                                                ergebener
                                                G. Keller

 


 

27. 10. 1881  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 13, Durchschrift, unveröffentlicht>

27 October 81.

Hochverehrter Herr! Den nachfolgenden Zeilen wird, wie ich hoffe, eine freundliche Aufnahme nicht fehlen. Noch haben Sie nicht die Exemplare des "Sinngedichtes", die Ihnen zu senden sind, empfangen, noch ist das Werk nicht herausgegeben, weil die Antworten auf unser Circular von manchen Stellen ausstehen, und schon hegen wir die Absicht eine neue Auflage von 1000 Exemplare gleich zu beginnen und so rasch zu fördern, dass sie in wenigen zwei Wochen gleichzeitig mit der ersten Auflage oder kurze Zeit nach derselben herausgegeben werden kann. Dieser Entschluss ward gefasst, weil wir wahrnahmen, dass die von uns gedruckten Exemplare der ersten Auflage zu einem guten Theil durch feste Bestellung des Buchhandels | in Anspruch genommen werden; der Art, dass uns wohl eine Anzahl von Exemplaren, wohl mehrere Hundert verbleiben, um die Versendung als "Neuigkeit" zu bewirken, (die wir nicht unterlassen wollen, da eine solche wesentlich ist um das Werk überall bekannt zu geben und tüchtig und fleissig zu verbreiten) aber nicht eine für unsere Absichten genügende Anzahl. Wir ziehen daher vor, noch gleich jene weiteren 1000 Exemplare uns zu schaffen, damit für jenen guten Zweck energisch gewirkt werden kann, damit wir nicht gleich oder bald ins Gedränge kommen und in Freiheit reichlich mit dem schönen Werk uns bewegen können. Und die gute Zuversicht hegen wir, dass dieses Beginnen Allen nützlich werde: dem Dichter und seinem Werk dem Buchhandel, uns und nicht zuletzt dem Publicum, | dass der gute Muth, mit dem wir eintreten, sich lohne! - Ihr Einvernehmen voraussetzend lassen wir dann hier rasch aber sorgfältig den Druck jener zweiten Auflage betreiben, wir werden auf sorgfältigste Correctur auch achten lassen, damit eine Uebersendung der Correcturen nicht die Zeit, die kurz gemessen ist, weiter verkürzt und bitten daher auf Druckrevisionen zu verzichten. Beide Auflagen werden identisch, wir bitten daher zu gestatten, dass wir später von der ersten Auflage etwa heimkehrende Exemplare mit Titel und Umschlag der zweiten versehen dürfen, damit solche nicht entwerthet werden. Endlich bitten wir Ihre Verfügung über das Honorar zu treffen. - Unser Bestreben bestens das Unsrige zu thun, erkennen Sie gewiss, hochverehrter Herr! | und so dürfen wir wohl am Schluss die Hoffnung aussprechen, dass uns Ihr[e] Vertrauen und Ihre gute Meinung bleibe und dass unser Wunsch auch weiter mit der Ehre Ihres Verlages betraut zu werden, sich erfülle. Mit angelegentlicher Empfehlung in ausgezeichneter Hochachtung Ihr sehr ergebener

                                                Wilhelm Hertz.

  


 

29. 10. 1881  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 99a Nr. 27; GB 3.2, S. 433>

Zürich 29 Oct. 1881.

Hochgeehrter Herr!
 
Ihre gütigen Mittheilungen vom 27 dieß haben mich allerdings sehr angenehm überrascht und ich kann nur wünschen, daß Sie vor allem aus sich bei der sofortigen Vornahme einer zweiten Auflage des "Sinngedichts" nicht verrechnen. Indessen steht es mir nicht an, für den erfahrenen Geschäftsmann und Inhaber der angesehenen Firma ängstliche Befürchtungen zu hegen.

     Für Ihre regen Bemühungen im Interesse des gemeinsamen Werkleins also meinen angelegentlichsten Dank aussprechend erkläre ich mich | damit einverstanden, daß die Uebersendung von Revisionsbogen beim Druck der zweiten Auflage unterbleibt und die unverkauften Exemplare der ersten Auflage, insofern solche übrig bleiben, im Aeußern denjenigen der zweiten conform gemacht werden.

     Die gefäll. Uebermachung des Honorars betreffend überlasse ich Ihnen, dieselbe gelegentlich der Beendigung des Druckes, der bezügl. Vertragsbestimmung analog, oder sonst nach Convenienz vornehmen zu wollen.

     Wenn es meiner leichten Waare unter Ihrer Flagge ferner so gut ergehen sollte, so würde das gewiß auch auf ein freieres und | glücklicheres Hervorbringen der par Sachen Einfluß haben, die mir noch zu leisten vergönnt sein mögen, und damit der weitere erbauliche Verkehr von selbst sich einstellen, je nach Geschick und Gefallen der Zeit.

     Mit bester Empfehlung Ihr
                                                hochachtungsvoll ergebener
                                                Gottfr. Keller

 


 

12. 1. 1882  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 99a Nr. 28; GB 3.2, S. 434>

Zürich 12 Januar 1882

Hochgeehrter Herr!
 
Sie haben mich allerdings durch die Ankündigung einer dritten Auflage unsers Sinngedichts mit einem angenehmen Neujahrsgruße überrascht, für den ich meinen verbindlichen Dank nebst Anwünschung alles Guten auch für Ihr verehrtes Haus abstatte. Der Lichtblick, der das Buch zu treffen scheint, ist um so erfreulicher, als er einmal ein nicht der Tagesmode, namentlich der französischen, huldigendes Produktchen gewählt hat.

     Wenn die Revision des Druckes dieser 1250er Auflage durch mich | gewünscht wird, damit nicht etwa sich unrichtige Wörter etc. einschleichen, so stehe ich natürlich zur Verfügung, überlasse aber im andern Falle die Verrichtung gerne den betreffenden Correktoren. Ebenso bin ich ganz einverstanden mit dem Verfahren bezüglich der mit neuem Titel zu versehenden rückkehrenden Exemplare der früheren Auflagen.

     Bei diesem Anlaße danke ich Ihnen auch ergebenst für die gefällige Uebersendung einer Anzahl Zeitungsnummern mit Besprechungen des Buches, die ich neulich bestens erhalten. Wenn nur nicht | schließlich die Belobigungen mit einem allzu kritischen Rückschlage enden.

     Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr, den erneuerten Ausdruck meiner Hochachtung und Ergebenheit.

                                                Ihr
                                                Gottfr. Keller

 


 

27. 1. 1882  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 78w Nr. 6; GB 3.2, S. 434>

Zürich 27 Jan.1882.

Hochgeehrter Herr!
 
Meinen besten Dank für die abermals gefällig übersandten Recensionen. Sollten Sie den Herrn Otto Brahm etwa sehen, So würde ich ergebenst bitten, demselben meinen höflichsten Dank für das mustergültige und preiswürdige Wohlwollen aussprechen zu wollen, dessen Er meine Wenigkeit so ausdauernd werth hält.

     Durch das Lesen des Artikels in der Frankfurter Zeitung veranlaßt, habe ich ein par Stellen | in dem Buche selbst nachgesehen und dabei zufällig entdeckt, daß in den beiden ersten Auflagen ein sinnentstellender Druckfehler stehen geblieben ist.

     Seite 383, Zeile 8 von oben soll es statt "Jugend" heißen: "Tugend". Wenn es nicht zu spät ist, so wäre mir sehr daran gelegen, daß dieser lapsus bei der Correktur noch ausgemerzt würde, damit er sich nicht ganz fest friert.

     Mit ausgezeichneter
                                                Hochachtung Ihr ergebener
                                                G. Keller

 


 

19. 8. 1882  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 78w Nr. 8; GB 3.2, S. 435>

Zürich 19 August 1882

Hochgeehrter Herr!
 
Ihr sehr geschätztes Schreiben vom 15 dieß hat mich abermals von dem guten Zutrauen überzeugt, welches <Sie> zu meinen kleinen Productionen gefaßt haben und bethätigen.

     Der Erfolg, welchen das Sinngedicht unter Ihrer geschäftlichen Führung gebracht hat, läßt mich natürlich keinen Augenblick zögern, Ihr freundliches Anerbieten anzunehmen, da ich nach allen Seiten hin freie Hand und noch keine Anfrage irgendwohin gerichtet habe.

     Immerhin werden Sie bezüglich des Inhaltes einen nähern Einblick in das Manuskript thun müssen, um | nicht etwa einen Wechselbalg in Ihren Verlag einzuschleppen. Denn wenn ich auch vielfach Feile und Scheere brauche, so stammt doch der Hauptstock aus einer Zeit, deren Ton jetzt wenig mehr vernommen und beliebt ist. Indessen hat ja Freund Heyse auch noch nie ein Blatt vor den Mund genommen.

     Ich denke mit der Redaktion bis Ende October fertig zu sein, so daß es wol ein Buch für's Frühjahr geben wird. Es wird, um vorläufig eine Andeutung zu geben, zwischen 30 u 40 Okavbogen stark werden, so viel ich ersehen kann; genauer untersucht habe ich das Wesen nicht.

     Mit bestem Danke für das erwiesene Vertrauen erneuere ich, hochgeehrter Herr, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung u Ergebenheit.

                                                Ihr
                                                Gottfr. Keller

  


 

14. 2. 1884  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 99a Nr. 33; GB 4, S. 403>

Zürich 14 Febr. 84.

Hochgeehrte Herren!
 
Ihre gefäll. Nachricht von der Notwendigkeit einer 4t. Auflage des Sinngedicht's ist mir natürlich nach Maßgabe menschlicher Gebrechlichkeit erfreulich, aber auch angenehm in dem Sinne, daß Sie Ihr Vertrauen auf mein Gestirn mindern Ranges nicht ganz im Stiche ließ.

     Ich bin durchaus damit einverstanden, daß mir keine Correcturbogen gesandt werden.

     Empfangen Sie auch meinen verbindlichen Dank für die getreuliche Mittheilung der | Besprechungen und Anzeigen der Gedichte. Ich kann mich über den Erfolg so wenig beklagen, daß mir im Gegenteil fast unheimlich wird bei manchem unmotivirten Gerühmsel und irgend ein Rückschlag hinter dem Nebel zu lauern scheint. Das macht das böse Gewissen.

     Mich Ihnen mit vorzüglichster
                                                Hochachtung und Ergebenheit
                                                empfehlend
                                                Gottfr. Keller

  


 

1. 4. 1884  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 99a Nr. 34; GB 3.2, S. 444>

Zürich 1 April 1884

Hochgeehrter Herr!
 
Mit verbindlichstem Danke übermache ich Ihnen anliegende Quittung über das mir mit Ihrem Geehrten vom 30 vor. Mts gefälligst übersandte Honorar für die 4t. Auflage des Sinngedichts. Mit dem Drucke überzähliger Titel behufs Auffrischung allfällig zurückkehrender älterer Exemplare bin ich um so mehr einverstanden, als ich um so weniger befahren muß, das Buch eines Tages im Antiquarhandel ausgeboten zu sehen, wie es selbst namhaften Autoren heutzutage begegnet.

     Was die Freiexemplare betrifft, so würde ich mir 5 Stück zu gelegentlicher Verwendung ausbitten. Ebenso wäre ich froh, noch circa 5 Exemplare der 2t. Auflage der Gedichte zu erhalten. | Es gibt immer unbemittelte junge und nicht mehr junge Leute, die auf dergleichen versessen und neugierig sind und es doch nicht kaufen können. Man richtet zwar nur Unheil damit an; allein sie rennen so wie so in ihr Verderben.

     Für die fortgesetzte gütige Uebersendung der erscheinenden Recensionen bin ich Ihnen fortwährend dankbar. Daß die Kehrseite der anfänglichen Belobigung nicht ausbleiben werde, habe ich längst vorausgesehen und finde es ganz in der Ordnung und freue mich sogar insofern darüber, als auch die scharfen Tadler sich vielfach widersprechen und Jeder sich über etwas anderes ärgert. Mich selbst hat einzig mein Landsmann in der "Gegenwart" geärgert, welcher wissentlich ein par Sonnette als auf den großen deutschen Krieg von 1870 bezüglich | und mich daher als einen Mondanbeller gegen jene glorreiche Zeit darstellt, während die Verse vor 40 Jahren gemacht wurden und der Schlingel das älteste Bändchen ersichtlich auf dem Tische liegen hatte, als er seinen Artikel schrieb.

     Mich Ihrer freundlichen Gewogenheit ferner empfehlen<d> erneure ich gerne den Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung und Ergebenheit

                                                Ihr
                                                G. Keller

 


 

17. 4. 1884  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 78g Nr. 28; GB 3.2, S. 445>

Zürich 17 April 1884.

Hochgeehrte Herren!
 
Mit bestem Danke melde ich Ihnen den Empfang der mit Ihrem Geehrten vom 5 dies mir zugekommenen 5 Freiexemplare der Gedichte 2ter und der 5 Exemplare des "Sinngedichts" 3ter Auflage.

     Ferner werde ich Ihnen dankbar sein für gefällige fortgesetzte Zustellung von Recensionen jeden Charakters, da man nur aus dem Ganzen ein annäherndes Bild der wirklichen Aufnahme gewinnt, wobei die Belehrung in meinem Falle allerdings zu spät kommt, sintemal der lyrische Spaß vorbei ist.

     Heute bin ich nun veranlaßt, mir eine Verwendung in Verlagsangelegenheiten eines Dritten ergebenst zu erlauben. |

     In der hiesigen Stadtbibliothek befindet sich ein Manuskript eines Zürcher Kunst- und Literatur-Amateurs aus der Zürch. Gruppe und Zeit der Martin Usteri etc., David Heß, welcher mehrere werthvolle Schriften verfaßt hat. Besagte Handschrift enthält das Leben und die Schicksale eines kosmopolitischen und ideologischen Zürcher Kaufmanns, Namens Schweizer, der in den 1780er Jahren nach Paris ging und die merkwürdigsten Dinge trieb und erlebte. Das mitkommende Buch, ein Jahrgang des Zürch. Taschenbuches, in welchem ungefähr ein Drittel jener Handschrift publicirt wurde, gibt Ihnen, wenn Sie sich die Muße nehmen können, es durchzusehen, ein hinlängliches Bild von dem kulturhistorischen großen Werthe der Handschrift und dem höchst anregenden Inhalte. Es steckt ein Dutzend Novellen darin, oder vielmehr ist es bereits ein förmlicher Roman, | der in jeder Zeile erlebt wurde.

     Dies Schriftwerk möchte nun Dr. Jacob Bächtold, Privatdocent an der Universit. Zürich und bereits bekannter Germanist u Literarhistoriker, vollständig und selbständig herausgeben, und er obstinirt sich darauf, hiefür Ihren Verlag, hochgeehrte Herren! zu gewinnen, hat mich aber angegangen, an seiner Statt Ihnen zuerst zu schreiben und seine Angelegenheit wenigstens Ihrer gefäll. u freundlichen Aufmerksamkeit anzuempfehlen.

     Indem ich das hiemit thue, will ich mich doch keineswegs in Ihre Geschäftssachen einmischen oder einen ungebührlichen Einfluß auf Ihren Gewinn- und Verlustconto ausüben. Es ist lediglich eine persönliche Einführung oder Vorstellung, die ich | mir erlaube, worauf ich mich bescheidentlich zurückziehe.

     Herr Dr. Jakob Baechtold wohnt Fluntern bei Zürich, Plattenstraße.

                                                Ihr mit ausgezeichneter Hochachtung ergebener
                                                Gottfr. Keller

 


 

27. 3. 1885  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 83, Abschrift> 

Berlin 27/III 85.

Hochverehrter Herr! Ihr freundliches Schreiben vom 24ten d. M. ist uns ein erfreuliches Zeichen, dass Sie gern den Verlag Ihrer Werke in einem Hause nun vereinigt und wohl gepflegt wissen. Unsere Freude und unser Interesse an diesem schönen Besitz sind lebendig und wir können hoffen, dass sie stets lebendig bleiben und auch wirksam sich erweisen. Es sind mit den Vorräthen auch die sämmtlichen Verlagsrechte an uns übertragen worden. Da nun der Gedanke an eine illustrirte Ausgabe von Romeo und Julie Ihnen Unbehagen bringt, so spreche ich es gleich aus, dass auch uns solche illustrirte Ausgabe nicht erwünscht scheint, dass wir zur Zeit keinerlei Absicht dahin gehend haben und dass so nichts geschehen wird, was Ihnen unlieb ist. Die Vorräthe, die uns überkommen sind, werden, wenn Alles | aus den Kanälen, nach der Messe und später zusammengeflossen ist, höchstens wie folgt sich beziffern:

                    circa   600    Legenden
                      "     1600    Leute von Seldwyla 2 Bde
                      "       120        "      "         "        4 Bde
                      "       400    Romeo u Julie M. A
                      "       350    Züricher Novellen.
                      "       900    Grüne Heinrich

     Der Buchhandel hat erfahren, dass wir nunmehr in diesem Besitze sind und man beginnt, die Bestellungen an uns zu richten! - Meinen Sohn habe ich bei seiner Rückkehr aus Stuttgart, die er über München zu einem Besuch bei Herrn Dr. Heyse nahm, über das glücklich und gut vollendete Geschäft beglückwünscht. Er empfiehlt sich mit mir angelegentlichst. In ausgezeichneter Hoachtung Ihr sehr ergebener

                                  gez. Wilhelm Hertz

  


 

4. 10. 1887  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 78g Nr. 28; GB 3.2, S. 461>

Zürich 4 Oct.1887.

Hochverehrter Herr!
 
Aus Ihrem gefälligen Briefe vom 29 vor. Mts ersehe ich mit Vergnügen, daß Sie wohlbehalten und rüstig wieder in Berlin hausen und unter anderm auch auf das Bedürfniß einer 5t. Auflage des Sinngedichts gestoßen sind, welche Sie in 1250 Exemplaren abziehen lassen wollen, was in der Pierer'schen Officin in Altenburg geschehen soll. Daß die Revision mir erspart bleiben kann, ist mir lieb, da ich mit meiner dermaligen Arbeit vorzurücken gedenke. |

     Das Honorar bitte ich mir nach Beendigung des Druckes in gewohnter Weise direkt übermachen zu wollen.

     Da es mit der Erstellung der dritten Auflage nach Ihrer angenehmen Mittheilung wirklich schon im Januar vorwärtsgehen soll, so werde ich bis dahin ein durchgesehenes Exemplar bereit machen.

     Noch hätte ich das Ersuchen in petto um gütige Zustellung je eines Exemplares der neuen Auflage der Leute von Seldwyla und der Separatausgabe von Romeo und Julie, welche Sie im Frühjahr veranstaltet haben. | Ich weiß zwar nicht, ob diese Sachen schon versandt worden oder überhaupt so weit bereit sind.

     Mich dem Herrn Sohn ebenfalls bestens empfehlend und für den bereits vor der Thüre stehenden Winter allerseits fortdauernde gute Gesundheit anwünschend bitte ich den Ausdruck vorzüglichster Hochachtung und Ergebenheit neuerdings zu genehmigen.

                                                Ihr
                                                Gottfr. Keller

  


 

29. 10. 1887  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 130, Durchschrift, unveröffentlicht>

Herrn Dr Gottfried Keller Zürich.

29 October 87.

Hochverehrter Herr! Die kleine in Ihrem gefl Schreiben vom 4t. gewünschte Sendung haben wir bei Empfang desselben bewirkt. Sie wird zu Ihnen gelangt sein. Hier bin ich so frei Ihnen Mark 1875,00, als das verabredete Honorar (§3 des Vertrages vom 9 April 1881) für die fünfte Auflage des "Sinngedicht" in der Anzahl von 1250 Exemplaren ergebenst zuzustellen. Ich hoffe dass Sie diesen Brief bei guter Gesundheit und Stimmung für Ihre heutige Arbeit finde, für deren Verlag wir uns angelegentlichst empfehlen wollen. Mein Sohn schliesst sich diesen Wünschen bestens an. Er wohnt eine Meile von Berlin nach der Richtung zu Potsdam hin, in Lichterfelde, das man zur Zeit Ihres Aufenthalts in Berlin noch nicht nannte. Da richtet er sich in einem bescheidenen aber wohnlich freundlichen Hause ein, um Sommer und Winter sich und seinen Kinder die reine Luft und den hübschen Garten zu sichern. Wir seine Eltern bleiben hier nahe am Thiergarten wohnen und wir blicken von allen Seiten auf die Bäume. Mit unsern Empfehlungen in ausgezeichneter Hochachtung Ihr sehr ergebener

                                                Wilhelm Hertz.

  


 

1. 11. 1887  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 78w Nr. 19, unveröffentlicht>

Zürich 1 Nov.1887.

Hochverehrter Herr!
 
Mit bestem Danke bescheinige ich Ihnen beifolgend den richtigen Empfang von 1875 Mark, welche Sie mir mit gef. Schreiben vom 29 Oct. als Honorar für die 5t. Auflage des Singedicht zu übersenden die Güte haben.

     Die beiden Exemplare von den Leuten v. Seldw. und Romeo u Julie habe ich s. Z. ebenfalls erhalten und mit Vergnügen den sehr hübschen Einbanddeckel des letztern betrachtet. Wie es mit meinen neuern Arbeiten im nächsten Jahre aussehen wird, weiß ich | freilich noch nicht, bin aber den geehrten Herren vorläufig für die freundliche Verlagsanerbietung dankbar verbunden.

     Möge Ihnen der bereits eingerückte Winter in Berlin, wie in Lichterfelde ein traitabler Tyrann sein. Ich habe mich nicht entschließen können, dies Jahr die Bäder aufzusuchen und muß dafür vielleicht im Winter gehen, hoffe aber, daß die konstantere Wintertemperatur mir nützlich ist, in Verbindung mit gutem Buchenholz.

     Mit ausgezeichneter Hochachtung
                                                Ihr ergebenster
                                                Gottfr. Keller

 


 

10. 12. 1887  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. X Nr. 131, Durchschrift>

Berlin W. 17 Behrenstrasse. 10/XII. 1887.

Hochverehrter Herr! Die "Legenden" sind, wie ich mündlich im Herbst mitzutheilen die Freude hatte, neu zu drucken und Ihre Genehmigung vorausgesetzt, soll diese vierte Auflage in 1200 Exemplaren hier veranstaltet werden, wo auch, wenn Sie nicht anders bestimmen, die Druckcorrectur durchaus besorgt werden kann. Das Honorar von 350 fl (nach § 3 der Abrede vom December 1871) bin ich so frei hier mit 600 M einzuschliessen! - Den Druck der dritten Auflage der "Gesammelten Gedichte", zu welchem wir den in Aussicht gestellten Zusatz¿ gelegentlich von Ihrer Güte erwarten, denken wir Anfang Jahres¿ beginnen und in Tausend Exemplaren ausführen zu lassen; nach mit Dank gehörter Genehmigung in einem Format, welches nicht wesentlich verändert wird gegen das bisherige aber dem Format Ihrer anderen Werke entspricht. Ihre Anweisung erbitten wir, ob Sie der Uebersendung der Revisionsbögen dieses¿ Mal¿ bedürfen, oder ob hier die Correctur erledigt werden soll. |

     Ich hoffe, dass mein Brief Sie bei gutem Befinden trifft, welches dauernd bleibe im neuen Jahr, zu dem wir Alles Gute wünschen, in dem Sie uns Ihr Wohlwollen erhalten wollen. Mit der Einstimmung meines Sohnes in diese Wünsche und mit seinen Empfehlungen in ausgezeichneter Hochachtung Ihr sehr ergebener

                                  Wilhelm Hertz.

  


 

10. 1. 1888  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 99a Nr. 44; GB 3.2, S. 462> 

Zürich 10 Jan. 1888

Hochverehrter Herr!
 
Sehr verspätet zeige ich Ihnen dankbarst den Empfang Ihres freundl. Schreibens vom 17 vor. Mts. an, mittelst dessen Sie mir 600 Mark = Frs. 750 als Honorar für die vierte Auflage der Sieben Legenden zu übersenden so gefällig waren, und lege zugleich eine besondere Quittung bei.

     Auch theilen Sie mir mit, daß Sie die dritte Auflage der Gedichte in Anwendung der Vertragsbestimmungen auf tausend Exemplare feststellen und den Druck Anfangs Februar beginnen lassen wollen.

     Ich werde also bis dahin ein durchkorrigiertes Exemplar mit einem | kleinen Zusatze an Sie gelangen lassen. Was die Revisionsbogen betrifft, würde ich gern mich der letzten Correctur unterziehen, da bei einem so dicken Buche sich leicht immer wieder neue Errata einschleichen und eine Hand mehr wenigstens noch einige derselben erwischen kann. Wenn es jedoch zuviel Störung verursacht und Ihnen doch nicht nöthig scheint, so verzichte ich auch willig darauf.

     Ich hoffe, daß Sie mit Ihrem Hause das neue Jahr in bestem Wohlsein angetreten haben und erwiedere Ihre gütigen Wünsche für den weiteren guten Fortgang | von Herzen, sowie mit vorzüglichster Hochachtung und Ergebenheit
                                  Ihr
                                  Gottfr. Keller

  


 

10. 5. 1888  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 78w Nr. 21; GB 3.2, S. 463> 

Zürich 10 Mai 1888

Hochverehrter Herr!
 
Das erste Halbjahr 1888 neigt schon bald seinem Schlusse entgegen, während mehrere Ihrer freundl. Kundgebungen noch zu erwidern sind. Ich säume daher nicht länger, wenigstens summarisch meine Schuldigkeit zu thun. Voraus erstatte ich verbindlichsten Dank für das gütige Geschenk der höchst interessanten und instruktiven Arbeit des Herrn B. Suphan über Friedrichs des Großen Schrift von der Deutsch. Literatur, welche einen breiten Strom neuen Lichtes verbreitet. Zugleich danke ich Ihnen auch herzlichst für den stattlichen Band der Gildemeister'schen | Uebersetzung der Göttlichen Comödie, eines neuen Denkmals der Sprachgewalt und des Fleißes des Herrn Senators.

     Die unterm 1 Febr. mir gefälligst übersandten 2 Exemplare der neuen Auflage der Legenden habe ich richtig erhalten und erlaube mir, um gelegentliche Nachsendung von 2 oder 3 Exemplaren zu ersuchen. Leider habe ich bis jetzt sowol einige Druckfehler (durch versetzte Buchstaben) als auch andere Worte, wie S. 141 Zeile 9 von oben "großes" statt "grobes" Gewand. Es ist dies ein wehmütiger Vorschmack der unheilbaren Verwitterung, welche die Zeit bringt und schon bei Lebzeiten eintritt, wenn man alt wird |

     Auch die letzte Revision der Gesamm. Gedichte war sehr nöthig, nicht nur habe ich eine Reihe von mir selbst früher übersehenen Fehler entdeckt, sondern es sind auch wieder neue entstanden durch Ausfallen von Worten oder Verdoppelung von solchen, und was ich vielleicht abermals übersehen, kann ich nicht wissen. Doch sollte das Buch jetzt bald ziemlich purificirt sein.

     Mit erneuertem Ausdrucke vollkommener Hochachtung.
                                  Ihr ergebenster
                                  Gottfr. Keller

  


 

11. 5. 1888  Wilhelm Hertz an Keller

<CA: Fasz. XI Nr. 3, Durchschrift> 

11 Mai 88

Hochverehrter Herr! Mit bestem Danke für Ihr freundliches Schreiben vom 10t., beginne ich diese ergebene Antwort, welche Ihnen zunächst den Abgang von drei "Legenden" nach Zürich meldet. Ich beklage es dass die leidigen Druckfehler Ihnen Unbehagen bringen mussten. Die Schreib- und Lesewelt bleibt leider nicht Sieger in diesem Kampfe "von jeher" gegen den SatzKobold. Wenn es Ihnen erwünscht ist, so wollen wir ein Druckfehler-Verzeichniss zu den Legenden auf einem Blättchen drucken lassen, welches wir den nicht bereits gebundenen Exemplaren des Buches beifügen. Dann bitten wir, uns das Verzeichniss zugehen lassen zu wollen. Der Druck der dritten Auflage der Gedichte, für dessen Correctheit Sie gütige Sorge trugen, | geht seinem Ende entgegen. Der Umfang hat sich auf 32¼ Bogen gestellt und ich bin so frei Ihnen anbei das § 3 unserer Abrede vom 20 Februar 1883 für die Anzahl von 1000 Exemplaren festgestellte Honorar mit 2150 M zuzustellen. Richtigen Empfang bei guter Gesundheit wünschend. - Ueber die Freiexemplare bitte ich Verfügung treffen zu wollen. - Ich hatte gedacht und gehofft, hochverehrter Herr! dass ich mich in diesem Herbst Ihnen in Zürich würde vorstellen können. Dieser Plan aber scheint nicht zur Ausführung zu kommen. Zuerst, in einigen Wochen, soll ich in Ems meinen Hals curiren lassen, und dann muss abgewartet werden, was sich etwa ergeben und schicken will.

     Mit meinen und meines Sohnes angelegentlichen | Empfehlungen in ausgezeichneter Hochachtung
                                  Ihr ergebenster
                                  Wilhelm Hertz.

  


 

18. 5. 1888  Keller an Wilhelm Hertz

<ZB: Ms. GK 99a Nr. 45; GB 3.2, S. 464>

Zürich 18 Mai 1888

Hochverehrter Herr! Mit bestem Danke zeige ich Ihnen den Empfang der drei Exemplare Legenden an, welche Sie mir unterm 11 d. Mts. zu senden die Gefälligkeit hatten. Die Druckfehler betreffend möchte ich Sie bitten, von dem Anfügen eines Druckfehlerverzeichnisses absehen zu wollen. Die Leute merken es vielleicht noch weniger. Für einen definitiv reinen Text werde ich in einem besondern Exemplar sorgen.

     Sodann beehre ich mich, die Quittung über 2150 M, welche Sie mir als Honorar für die 3t. Auflage der Gedichte mit demselben Briefe gütigst übersandten, dankend beizulegen. |

     Von den Freiexemplaren ersuche ich Sie, Paul Heyse gelegentlich eines zukommen zu lassen, damit er ein corrigirtes hat (ich ließ bei dem Anlaß nämlich auch sonst die Feile noch ein bischen walten) Die übrigen bitte ich, hieher senden zu wollen.

     Den Brief der Redaktion von Schule und Haus in Wien lege ich hier wieder bei. Ich kann mich nicht entsinnen, in dieser Sache eine[n] Anfrage erhalten oder eine Zusage gegeben zu haben, bin auch solchen Verlagsbetreibungen, die sich auf lange schon Gedrucktes gründen, keineswegs grün. Doch überlasse | ich Ihnen gerne die Entscheidung.

     Zu meinem Leidwesen erfahre ich, daß Sie nächstens einer Cur bedürftig sind, und wünsche von Herzen besten Erfolg.

     Nebst meinen Empfehlungen an den Herrn Sohn erneuere ich die Versicherung ausgezeichneter Hochachtung und Ergebenheit
                                  Ihres
                                  Gottfr. Keller.

   

Editorial       Keller Seite       HKKA