Diverse |
<ZB: Ms. GK 79 Nr. 153>
Revue des deux Mondes
Paris
17, rue Bonaparte
Paris, le 22 avril 1872.
Monsieur,
nous avons l'intention de consacrer une notice au charmant volume que vous venez de publier sous le titre de Sieben
Legenden, et nous voudrions y insérer, à titre de spécimen, la traduction d'une de ces
légendes.Bien qu'assurés que ce projet ne rencontrera pas d'objection de votre part, nous croyons
cependant devoir vous en instruire. Peut-être pourrons-nous plus tard revenir sur le roman que vous avez
fait paraître en 1854.
En attendant, veuillez agréer, Monsieur, l'expression de nos
sentiments les plus distingués
B. Badau
<ZB: Ms. GK 79a Nr. 83>
Hochgeehrter Herr!
Wenn man die Schulden des alten Jahrs ungern in das neue mithinübernimmt oder sie wenigstens baldmöglichst
abzutragen das Bedürfniß empfindet, sobald das neue begonnen, so wird es auch mir zur Entschuldigung
gereichen dürfen, wenn ich aus dem gleichen Drang kaum, daß ein neues Jahr angetreten, mit einer alten
Dankesschuld vor Ihnen erscheine. Es ist beinahe Jahr und Tag her, daß ich diese Zeilen an Sie richten wollte,
die nur den außerordentlichen Genuß bezeugen helfen sollen, den mir einige Ihrer Dichtungen bereitet
haben. Es wurde verschoben, als unnütz bei Seite gelegt, ganz aufgegeben und schließlich sitze ich wiederum
da und finde, daß ich es durchaus einmal gesagt haben muß - mag der Dichter mit diesem Tribut alsdann
| anfangen, was er will - mit welchem Entzücken ich den mir so spät bekannt gewordenen grünen Heinrich
und Romeo u Julia auf dem Dorfe gelesen habe. Mit welchem Entzücken - ich darf das Wort gebrauchen, denn ich
wüßte seit meinen Jugendjahren (die ziemlich weit hinter mir liegen, ich bin 1829 geboren) nichts anzuführen,
das mich im weit überwiegenden Theil so ganz mit poetischer Antheilnahme erfüllt hätte. Es dürfte
auch schwerlich einem anderen modernen Dichter gelingen mir, der ich sehr mit meiner Zeit geize, es derart anzuthun,
daß ich 4 dicke Bände hindurch - so viel sind es ja wohl - Stand hielt und schließlich das Buch
aus der Hand legte mit der Idee, ich mögte es zu gelegener Zeit wohl nochmal wieder lesen. Von Romeo und Julia
will ich nur so viel sagen, daß sie in meinen Augen eine so tief in ächte Liebesglut getauchte, so vollendet
poetisch durchgeführte Idylle ist, wie ich keine zweite kenne.
Es klingt beinahe komisch aber es ist wahr, daß ich nach der Lectüre dieser beiden Werke die Lust verlor Weiteres von Ihnen zu lesen. Der Dichter, den ich nun kennen gelernt, war mir so lieb geworden, daß ich immer nur zu verlieren fürchtete und ich wollte den Geistesfreund, | den ich mir, wenn auch in der Ferne und persönlich unbekannt zugelegt, nicht wieder einbüßen. Diesen Sommer wich ich von der mir gemachten Regel ab und wurde einigermaßen bestraft: ich las Ihre Legenden, die hier vielfach bewundert wurden, aber ich konnte mich nur mit dem reizenden Tanzlegendchen - wenn ich dieses mit dem Satz "in den tönenden und leuchtenden Reihen verlor" (p 145) schließen darf - mit dem schlimmheiligen Vitalis und der Jungfrau als Nonne, für mich ein Cabinetsstück, näher befreunden.
Dieser Epistel, die Sie vielleicht seltsam genug anmuthen wird, lasse ich als zweite Seltsamkeit eine grade von mir veröffentlichte Broschüre folgen. Hierfür habe ich eigentlich keine weitere Entschuldigung und Erklärung als die daß ich mit etwas Anderem als bloßen Worten danken mögte. Das Feld meiner literarischen Thätigkeit liegt so weit ab von dem des freien poetischen Schaffens, daß es beinahe gewagt erscheinen muß Sie bei mir zu Gast zu bitten und doch kommt es mir wieder vor als ob Jemand, mit dem ich so viele Wege, immer zu meiner | größten Freude und Seelenerquickung gewandert bin, auch mich auf meinen Wegen ohne Abneigung zu begleiten im Stande sein müßte.
Mit der Versicherung aufrichtiger Hochachtung
ergebenst
Dr J.
Duboc
Dresden 16 / 1. 73
Circusstraße 8 part.
Es wird vielleicht nicht überflüssig sein, wenn ich zwischen mir und meinem Bruder, dem Novellisten E. Duboc (Rob. Waldmüller) zu unterscheiden bitte.
<ZB: Ms. GK 78e Nr. 29; GB 4, S. 178>
Zürich 3 Januar 1877.
Hochverehrter Herr!
Vor geraumer Zeit habe ich durch Ihren Herrn Verleger das Buch "Literarische Herzenssachen" zugesandt erhalten
und schmeichelte mir mit der Voraussetzung, daß es auf Ihre Anordnung geschehen sei.
Gelesen habe ich das ganze Werk sofort mit demjenigen Interesse, welches der nie nachlassende Geist desselben erzwingt.
Daß ich der ehrenvollen Stelle, welche Sie meiner Geringfügigkeit in dem Buche vergönnt haben, dankend erwähne, halten Sie wohl für menschlich begründet, | ebenso aber auch, daß ich über die gesteigerte, ja fast absolute Form, in welche Sie Ihre Zustimmung gefaßt haben, mich bescheidentlich nur dahin äußere: Möge es mir vergönnt sein, Ihnen nie eine allzu tiefe Herabstimmung zu bereiten.
Immerhin erkenne ich soviel von Ihrem Lobe dankbar an, daß Sie nicht, wie andere u zwar tüchtige Leute, mit der schulmeisterlichen Stoff- und Quellenfrage an das ganz freie Spiel herangetreten sind, sondern mit ganz dem Sinne, in welchem es entstanden ist. Sie haben mich damit in dem damals empfundenen Vorsatze bestärkt, sich durch keine Ausschlußtheorien und zeitgemäße Wegverbote von irgend einem Stoffe wegscheuchen zu lassen, der mir eine frische Ader weckt. Wo wird denn das sogenannte Zeitgemäße meistens | bleiben, wenn die Zeit oder das Zeitlein vorüber ist?
Jene Ausschlußtheorien, die jetzt so manche Produzierende für ihr persönliches Bedürfniß zuschneiden und ihren Produkten voransenden, gleichen zudem allzusehr den Trommeln, welche die Inhaber von Sehenswürdigkeiten auf den Jahrmärkten zu rühren pflegen.
Ihr hochachtungsvoll u dankbarst ergebener
Gottfried Keller
PS.
In Ihren interessanten Mittheilungen über Bogumil Golz treffen wir merkwürdiger Weise nah zusammen. Ich
habe den Mann s. Z. in Berlin gesehen u alle Gelassenheit aufwenden müssen, um seine Art hinzunehmen.
d. O.
<ZB: Ms. GK 79g Nr. 220>
Journalisten- und
Schriftstellerverein
"Concordia."
I. Werderthorgasse 12.
Wien, im Novemb. 1877
Verehrter Herr!
Der Journalisten-
und Schriftsteller-Verein
"Concordia" in Wien trägt sich mit
dem Gedanken, im nächsten Monate März
zu Gunsten seines Pensionsfonds
einen Kunst-Bazar
zu inszeniren, für dessen Gelingen Schriftsteller und Künstler ihr Contingent beitragen sollen.
Wir erlauben uns nun im Interesse dieses Bazars die kollegiale Bitte an Sie zu richten, uns bei diesem projectirten Unternehmen durch Ihre liebenswürdige Mitwirkung unterstützen zu wollen.
Diese Unterstützung würde darin bestehen, daß Sie | uns für den erwähnten, wohlthätigen Zweck ein Autograph abließen, unter dem wir am liebsten ein vollständiges Manuscript Eines Ihrer bereits edirten Werke verstanden wissen möchten.
Ihre gefällige Zusage, eventuelle Einsendung eines solchen handschriftlichen Beitrages wird den Verein "Concordia" überaus ehren und zu großem Danke verpflichten, für den wir Ihnen schon vorwegs so viel versprechen können, daß wir die Schriftsteller-Autographe in die würdige Nachbarschaft hervorragender Werke von den besten bildenden Künstlern bringen werden. |
Indem wir nach wiederholter Bitte auf Ihre zusagende Antwort rechnen, zeichnen wir mit voller Verehrung
Ergebenst
Edgar Spiegl | Johannes Nordmann |
Redakteur der "deutschen Ztg" | Präsident der "Concordia" |
Ludw. Heer | Ad Löwe |
Red. d. N. W. Tagblatt | Red. d. N. fr. Presse |
Fried Stern | A Kulka |
Red. d. "Vorstadtztg" | Red. d. Gerichtshalle |
Wilhelm Frey | |
Red. d N. W Tagblatt |
Sr Wohlgeboren
Herrn Gottfried Keller,
berühmter Schriftsteller in Zürich
<ZB: Ms. GK 79g Nr. 199>
Berlin, 1 April 1881.
W. Köthenerstr. 21, pt.
Hochverehrter Herr!
Mir ist von der Redaction der hiesigen "Nationalzeitung" der ehrenvolle Auftrag zu Theil geworden ein etwa zwei
Feuilletons umfassendes literarisches Portrait von Ihnen zu entwerfen. Unter den Anregungen, die mir nach dieser
Richtung Berthold Auerbach gegeben hat, bin ich schon lange bemüht gewesen mir ein Gesammtbild Ihrer literarischen
Thätigkeit zu verschaffen. Nun ist es jedoch selbstverständlich, daß ich die einzelnen Schriften
nochmals gründlichst studire, und da ich keine derselben zu eigen besitze, erlaube ich mir wegen deren Besorgung
Ihre freundliche Vermittlung in Anspruch zu nehmen. Ich muß dies um so mehr thun, als mich Ihr Herr Verleger
Göschen für die Freundlichkeit, die ich ihm stets entgegengebracht habe, dadurch straft, daß er
meine Briefe nicht ein Mal beantwortet, geschweige denn die von mir erbetenen Bücher "Leute von Seldwyla",
"Züricher Novellen", "Sieben Legenden" schickt. Neben diesen ist es mir natürlich namentlich um den "Grünen
Heinrich" und Ihre vielen Gedichtsammlungen zu thun. Wollen Sie mir bei der Beschaffung dieser Schriften Ihr gütiges
Wohlwollen und Interesse nicht versagen?
Mit vorzüglicher Hochachtung
ergebenst
Eugen Zabel.
<ZB: Ms. GK 79f2 Nr. 109; GB 4, S. 319>
55 Chelsham Rd.
Clapham. London S. W.
5. IX. 88
Hochgeehrter herr!
In der hoffnung, daß Sie meine anfrage nicht für dreiste neugier, sondern als das nehmen werden, was
sie ist, ein rein litterarisches interesse, erlaube ich mir, Ihnen folgende bitte vorzutragen.
In J. W. Wolfs Niederländischen Sagen (Leipzig, Brockhaus 1843) steht als nummer 344 eine "von einem alten Klostergeistlichen mündlich" erzählte legende von Maria als pförtnerin. Die grundlage derselben, die jungfrau Maria als stellvertreterin für eine pförtnerin Beatrix, welche für eine weile | die welt und ihre lust aufsucht, ist identisch mit der vierten Ihrer "Sieben Legenden", von der Jungfrau und der Nonne, so sehr auch sonst die rohe sage in einzelheiten von Ihrer in eine ganz andere sphäre gerückten erzählung abweicht. Da ich mich nun mit ähnlichen Marialegenden beschäftige, so wäre es mir von größtem interesse, zu erfahren, ob Wolfs mitteilung die quelle Ihrer erzählung ist, oder ob dieselbe auf einer andern gedruckten sage beruht.
Selbstverständlich würde ich von einer diesbezüglichen mitteilung keinen indiskreten gebrauch machen, obgleich ich das gefühl habe, daß manche Ihrer verehrer - auch hier in England - mit mir einen erhöhten genuß von Ihren | legenden haben würden, wenn sie selbst vergleichen könnten, was unter Ihren händen aus einer rohen überlieferung geworden ist.
In dieser gesinnung einer geneigten antwort entgegensehend verbleibe
ich
mit größter verehrung
ergebenst
Dr. C. Schüddekopf.
<GB 4, S. 320>
Zürich, 11. September 1888
Geehrtester Herr!
Auf Ihre mit wertem Schreiben vom 5. ds. an mich gerichtete Anfrage habe ich lediglich mitzuteilen, daß ich
die "Sieben Legenden" resp. deren Motive einer Legendensammlung entnommen habe, die L. Th. Kosegarten im Jahre
1804 herausgegeben hat. Dieselbe ist bekannt und besteht aus Übertragungen aus den sog. Quellen: Apokryphen
der ersten christlichen Jahrhunderte, den Kirchenvätern, den mittelalterlichen Legenden der Passionale, Lektionarien
usw., darunter die lombardische Goldene Legende des Jakobus a Voragine, Sebastian Brant.
Im Kontext der Sammlung sind die einzelnen Quellen nicht ausgeschieden oder bezeichnet, z. B. eine Anzahl Marienlegenden fortlaufend ohne Sondertitel aneinander gehängt.
Die Stelle betreffend die Nonne füllt nicht ganz eine kleine Oktavseite und erzählt knapp, wie die Beatrix aus dem Kloster gegangen sei, 15 Jahre als gemeine Person sich herumgetrieben, dann bereut und sich wieder im Kloster eingefunden habe.
Übrigens hat Boccaccio diese Legende schon im "Decamerone" zu einer Novelle verwendet. Die Kosegartensche Sammlung ist nur eine beschränkte Auswahl, wie es gewiß eine Menge von Mariengeschichten gibt, deren er nicht erwähnt.
Ich selber habe mich mit diesen Dingen nicht weiter befaßt.
Mit vorzüglicher Hochachtung und Ergebenheit
G. Keller